Traunreut – Gut ausgebildete Hauswirtschafterinnen und Landwirte sind gesucht und haben deshalb gute Zukunftsaussichten. Sie sollten in der Öffentlichkeit selbstbewusst auftreten und sich nicht unter Wert verkaufen: Das war der „rote Faden“, der sich kürzlich durch die Freisprechungsfeier für Absolventen der Ausbildung in Landwirtschaft und Hauswirtschaft aus vier Landkreisen zog. Die Regierung von Oberbayern hatte dazu zum zweiten Mal mit Unterstützung der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Traunstein und Töging zu einer zentralen Feier eingeladen. Nach dem „Forum“ in Altötting 2023 traf man sich dieses Mal im Kultur- und Veranstaltungszentrum „k1“ in Traunreut.
Eine Ausbildung von
unschätzbarem Wert
Rund 400 Teilnehmer aus den vier Landkreisen Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf und Traunstein versammelten sich dort. Ihre Abschlusszeugnisse erhielten dort 36 Hauswirtschafterinnen des AELF Töging, 24 Hauswirtschafterinnen des AELF Traunstein, 19 Landwirtinnen und Landwirte aus dem Bereich des AELF Töging sowie 53 aus dem Bereich des AELF Traunstein. Hinzu kamen acht Fachpraktikerinnen Hauswirtschaft und zwei Fachpraktiker Landwirtschaft. Darunter sind Ausbildungen für Menschen mit Behinderungen zu verstehen.
Gastgeber und Moderator in Traunreut war Dr. Peter Nawroth, Leiter des Sachgebiets „Bildung in der Land- und Hauswirtschaft“ der Regierung von Oberbayern. Er lobte bei seiner Begrüßung insbesondere die gute Zusammenarbeit der Bildungsberater der beiden AELF mit den beruflichen Schulen und den Prüfungsbetrieben. „Die lange Liste der Ehrengäste soll Ihnen zeigen, wie wichtig sie sind“, erklärte Angelika Spitzer, ebenfalls von der Regierung von Oberbayern, in ihrer Eröffnungsrede. „Ihre gute und fundierte Ausbildung ist von unschätzbarem Wert.“ Insbesondere die Kompetenzen guter Hauswirtschafterinnen fehlten allerorten. Sie würden „händeringend gesucht“ und seien „Stützen der Gesellschaft“.
Spitzer riet den Berufsanfängern, im „virtuellen und im öffentlichen Leben“ präsent zu sein in einer Gesellschaft, die immer weniger Alltagskompetenzen habe und immer weniger über die Landwirtschaft wisse.
Die Landwirtschaft
als „wichtiger Motor“
„Die Land- und die Hauswirtschaft in Bayern brauchen junge Leute, die neue Ideen mit Leidenschaft, Kreativität und frischem Elan einbringen und über die Tugenden Teamfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein verfügen“, erklärte der Berchtesgadener Landrat Bernhard Kern, der sein Grußwort auch stellvertretend für die Vertreter der anderen drei Landkreise hielt. Was in der Hauswirtschaft passiere, werde in der Öffentlichkeit nicht genügend wahrgenommen und habe mehr Wertschätzung verdient, sagte Kern. Die Landwirtschaft wiederum sei in Südostbayern ein „wichtiger Motor“ und von zentraler Bedeutung auch wegen ihres Wirkens für den Klima- und den Naturschutz.
Die Altöttinger Kreisbäuerin des Bayerischen Bauernverbands (BBV), Gabriele Eberl, sprach von einer „soliden Ausbildung in einem der schönsten Berufe der Welt“ und bescheinigte den Nachwuchskräften „vielfältige Arbeitsmöglichkeiten“. Sie zitierte Konfuzius mit den Worten: „Wähle einen Beruf, den Du liebst, und Du brauchst keinen Tag mehr zu arbeiten.“
Dass der ländliche Raum von der Hauswirtschaft lebe, betonte Johann Englschallinger, Vorsitzender des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung (vlf) Laufen. Und auch der Beruf des Landwirts habe Zukunft. Besonders den Hauswirtschafterinnen – ein Hauswirtschafter war nicht dabei – riet er, selbstbewusste Lohnforderungen zu stellen, denn ihre Arbeit sei „mehr wert als der Mindestlohn“. Als erfreulich bezeichnete er, dass der Bauernstand – anders als andere Berufe – so viel Nachwuchs habe.
Lange Wartelisten für
Kurse in Akademie
„Ist das ein schönes Bild – so viel Zukunft!“, rief Michael Kaiser, Leiter des AELF Traunstein, als er ans Rednerpult trat. Die Lehrbücher für die Landwirtschaft würden immer dicker und schwerer und die jungen Landwirte hätten mehr Fachwissen als viele, die politisch über sie urteilten. Kaiser hob hervor, dass an der Prüfung viele Absolventen der Akademie für Land- und Almwirtschaft teilgenommen hätten. Über sie können sich Bewerber mit einer Berufsausbildung außerhalb der Landwirtschaft in zwei Unterrichtsblöcken mit ganztägigem Unterricht auf die Abschlussprüfung zum Landwirt vorbereiten. Das sei im Unterschied zum Bildungsprogramm Landwirt (BiLa) auch Bewerbern möglich, die bereits eine Familie hätten oder aufgrund ihres Alters keine normale Ausbildung zum Landwirt mehr absolvieren könnten. Die Akademie habe allerdings bereits lange Wartelisten für ihre einmal im Jahr angebotenen, auf maximal 30 Teilnehmer beschränkten Kurse.
Im Anschluss bekam der Nachwuchs seine Urkunden überreicht. Die jeweils Besten beider Ämter in beiden Ausbildungsgängen bekamen einen Präsentkorb. Im Schlusswort erklärte Moderator Peter Nawroth, dass es Mut erfordere, unter den aktuellen Rahmenbedingungen diese Berufe zu übernehmen. Den Eltern riet er, ihrem Nachwuchs Weiterbildungen zu ermöglichen.