Rosenheim/Burghausen/Altötting – Grundsätzlich interessiert war Elektra Strohmaier schon immer, wenn es um Fächer wie Chemie, Physik oder Mathematik ging. Nicht ohne Grund kam der Chemielehrer im vergangenen Jahr auf die 17-jährige Schülerin aus Burghausen zu und berichtete ihr von einem neuen Projekt an der Technischen Hochschule (TH) Rosenheim. Das „empowerMint“-Programm ermöglichte 26 Schülerinnen im Alter von 16 und 17 Jahren aus Schulen in Rosenheim, Traunstein und Altötting einen Einblick in das, was sie künftig erwartet, wenn sie sich für „MINT“-Fächer interessieren.
Dringend
Fachkräfte benötigt
„MINT“ steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik und fasst einen Arbeitsbereich zusammen, in dem dringend Fachkräfte benötigt werden. „Dazu kommt ein teilweise extrem niedriger Frauenanteil“, meint Nicole Strübbe, Professorin für Kunststofftechnik an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften und Initiatorin des Programms. Sie ist überzeugt, dass sich der Fachkräftemangel ein Stück weit lösen lässt, wenn sich junge Menschen und vor allem mehr Frauen schon früher für die technischen Berufe begeistern lassen.
Genau hier sollen Aktionen wie das Pilotprojekt mit Elektra und den anderen Schülerinnen ansetzen. „Wir haben uns mehrmals getroffen, uns Studiengänge, aber auch Firmen angeschaut“, berichtet die 17-Jährige. So lernte sie beispielsweise Mitarbeiter aus dem Bayerischen Chemiedreieck, wie etwa von Wacker Chemie oder InfraServ Gendorf, kennen, konnte diese im Alltag begleiten und ihre Fragen loswerden. „Das war sehr interessant, vor allem wie viele Karrierewege mit unterschiedlichsten Studiengängen möglich sind. Das hätte ich nicht gedacht“, sagt die Schülerin. Dabei ist das „empowerMINT“-Programm nur ein Teil eines Netzwerkes, für das sich Strübbe einsetzt. Mit dem „MINTnetz 18+“ will sie die Zusammenarbeit zwischen Schulen, TH und Firmen aus der Region vorantreiben, um die Berufsfelder so früh wie möglich greifbar zu machen. Und das kann schon früher beginnen als in der zehnten Klasse. „Wir bieten zum Beispiel auch digitale Festivals, die Kinder-Uni oder Ferienbetreuung an“, sagt Strübbe. So sollen die weniger zugänglichen Fächer schon in Kindergarten und Grundschule „normal“ werden.
„Es hat
mich bestärkt“
Bei Elektra Strohmaier hat das Pilotprojekt, das im Sommer zu Ende ging, bereits gewirkt. „Es hat mich auf jeden Fall in meiner Meinung bestärkt“, sagt sie. Auch wenn die 17-Jährige noch nicht genau weiß, welchen Studiengang sie nach dem Abitur wählen wird, hätten sie speziell die Gespräche mit den Mitarbeitern überzeugt, in diesem Bereich später zu arbeiten.
Inwieweit das „MINT“-Netzwerk rund um Rosenheim bestehen bleibt, hängt laut Strübbe davon ab, ob sich das Projekt künftig selbst tragen kann. „Aktuell wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert“, sagt sie. Bis ins Jahr 2025 hofft sie auf Unterstützung, gerade von Unternehmen aus der Region, um die benötigten rund 150000 Euro pro Jahr zusammenzubekommen. „Wir müssen da alle zusammenarbeiten“, meint sie.