Kiefersfelden – Wenn es ein Wort gibt, das die Eröffnung des neuen Hauptsitzes der Sportmarke Dynafit wohl am besten beschreibt, ist es Erleichterung. Zumindest ist dieses Gefühl im Gespräch mit nahezu allen herauszuhören, die in den vergangenen Jahren mit den beiden großen Zacken zu tun hatten. Nun ragt der neue Firmensitz direkt an der Autobahnausfahrt in Kiefersfelden empor. Bauherr Heiner Oberrauch spricht von einem „lang ersehnten Tag”, den er als sein letztes großes Projekt an der Spitze der Oberalp Gruppe aus Bozen erleben darf.
Vor mehr als sieben Jahren setzte er sich mit dem Kiefersfeldener Georg Brosig zusammen, um über das Grundstück am Kaiserreich zu sprechen. Selbstbewusst bot der Eigentümer dem Tiroler Sportartikelhersteller die Fläche von rund 8000 Quadratmetern zum Verkauf an. „Danach folgten gefühlt 100 Sitzungen und zahlreiche Gutachten”, meint Brosig. Nach einigen Verzögerungen steht nun der „Glaspalast“ in Kiefersfelden, mit Kosten von rund 30 Millionen Euro, fast ein Drittel mehr als ursprünglich geplant. „Wir hatten viele Herausforderungen wie die Corona-Pandemie, Lieferkettenprobleme, teure Baupreise“, zählt Christoph Engl, Geschäftsführer der Oberalp Gruppe, auf. Auch die Unwetter in den vergangenen Monaten hätten kurz vor dem Ziel Schwierigkeiten bereitet. Solange die Regenfälle anhielten, konnte das Dach nicht fertig aufgezogen werden.
Dementsprechend erleichtert ist auch Benedikt Böhm, Geschäftsführer von Dynafit, der gerade erst von seiner Skitour-Expedition in Pakistan zurückgekehrt ist. „Wir haben alles gerade noch so hinbekommen”, sagt er. Noch am Tag der Eröffnung seien die Mitarbeiter durch die Gänge gerannt, um für die rund 600 ersten Gäste alles herzurichten. Dabei sind laut Böhm auch die rund 120 Angestellten froh, endlich in Kiefersfelden ankommen zu dürfen. „Wir haben das schon vor fünf Jahren angekündigt, viele von uns waren deshalb schon hier”, sagt Böhm.
Da die neuen Kiefersfeldener alle sportbegeistert sind, geht Bürgermeister Hajo Gruber davon aus, dass „der Body-Mass-Index in der Gemeinde vermutlich deutlich fallen wird”. Er hofft, dass die Marke einen ähnlichen Einfluss haben wird wie das ehemalige Zementwerk. „Die Chancen dafür stehen gut“, ist der Rathauschef überzeugt.
Imposant genug sieht das Gebäude dafür aus. „Es wurden knapp 1000 Glasplatten dafür verwendet“, erklärt Oberalp-Präsident Oberrauch. Um das Klima im Inneren trotzdem erträglich zu gestalten, wurden zudem 4000 Aluminiumzacken darüber gelegt. Denn laut Oberrauch sind die Platten Teil eines ausgeklügelten Beschattungssystems. Bis zum dritten von sechs Stockwerken sind alle Räume miteinander verbunden. Darin befinden sich die Werkstätten, Konferenzräume, das Café sowie der Shop. In den darüberliegenden Etagen sind zusätzlich ein Kindergarten, ein Fitnessraum sowie eine Kletterhalle geplant. Aber nicht nur für die Mitarbeiter sollen die Räume zur Verfügung stehen. „Neben dem Shop ist zum Beispiel der Care- und Repair-Bereich für jeden Kunden zugänglich“, sagt Oberalp-Geschäftsführer Engl. Wer also einen Ski oder Kleidung von Dynafit gekauft hat, kann das Material bis zu zehn Jahre danach dort vorbeibringen, um es reparieren zu lassen. In Workshops sei es außerdem möglich, sich seinen eigenen Ski zu designen, der anschließend bei Dynafit produziert wird. „All das ist ab sofort geöffnet und für jeden zugänglich”, sagt Dynafit Geschäftsführer Böhm und wieder ist eine Spur Erleichterung abzulesen. Auch wenn es nach wie vor einiges zu tun gäbe, ist er froh, dass es in Kiefersfelden nun endlich losgehen kann.