Traunstein/Neukirchen – Jahreshöhepunkt für die Innung und die erfolgreichen Gesellen gleichermaßen: Am Freitagabend feierten die beiden selbstständigen Maler- und Lackierer Innungen Traunstein und Berchtesgadener Land gemeinsam in einem Festakt in Neukirchen die Freisprechung ihres beruflichen Nachwuchses. Insgesamt 34 junge Gesellen wurden gemäß einer Tradition, die bis weit ins Mittelalter zurückreicht, von den Pflichten ihres Lehrverhältnisses freigesprochen und erhielten ihre begehrten Gesellenbriefe. Viele hatten einen weiten Anfahrtsweg und kamen aus München und darüber hinaus.
TS-Obermeister Michael Röling und sein Kollege aus dem Berchtesgadener Land, Jürgen Zellerhoff, machten zu Beginn gleich deutlich, was der traditionsreiche Begriff „Freisprechung“ bedeute und betonten, dass dieser früher unter anderem bedeutet habe, dass die jungen Gesellen für das Zahlen der Zeche verantwortlich waren. Die Lossprechung von dem Meister und dem Ausscheiden aus dem Familienverband des Meisters gehörten dabei genauso dazu.
Die Zeiten hätten sich geändert, wie auch der Stellenwert, den der berufliche Nachwuchs heute genießt. „Die Freisprechung ist der feierliche Abschluss euer Ausbildung“ sagte Zellerhoff und fügte einen Dank an alle an, die sich in dieser Zeit um die jungen Auszubildenden gekümmert haben, sie begleitet haben und die bestmöglichen Rahmenbedingungen für den Berufsabschluss der jungen Handwerker geschaffen hätten. Er nannte hierbei die Ausbildungsbetriebe, Lehrer und Ausbilder in den Berufsschulen Traunstein, Traunreut, Freilassing und Rosenheim und das Bildungszentrum der Handwerkskammer, die Kreishandwerkerschaft sowie die Fördermitglieder, die teilweise für die Sachpreise zuständig waren, die an die Prüfungsbesten vergeben wurden.
Das politische Grußwort kam an dem Festabend vom Landtagsabgeordneten Dr. Martin Brunnhuber, der sich seine Studienzeit mit dem Malern verdient hatte, sagte: „Wenn der Maler weg ist, dann ist es schöner!“. Maler sorgten für schöne Effekte, wie er am Beispiel der Kirchenmaler ausführte. Sie stünden für „Upcycling“, dem Aufwerten und verlängern eines Lebenszyklus von beispielsweise alten Küchen durch neue Farbgebung. „Mit eurem Abschluss habt ihr viele Möglichkeiten, dass ihr eure Zukunft selber gestalten könnt. Das Handwerk ist der Motor der Gesellschaft!“.
Der stellvertretende Kreishandwerksmeister für das Berchtesgadener Land, Hans Angerer betonte, dass das Handwerk tief in der Gesellschaft verwurzelt ist. Es freue ihn, dass der traditionelle Brauch der Freisprechung bundesweit „gelebt“ werde. „Ein alter Brauch für so moderne Berufe.“ Das Maler- und Lackiererhandwerk sei innovativ wie er am Beispiel von Betonsanierungen, dem Anbringen von Wärme-Verbundsystemen oder auch von dekorativen Beschichtungen und Techniken von Fassaden und Innenräumen betonte. Fahrzeuglackierer würden ressourcenschonend beschädigte Fahrzeuge wieder instand setzen und mit Effekt- und Designlackierungen oft wahre Kunstwerke schaffen.
Die Freisprechung zum Gesellen sei nun nach drei Jahren Ausbildungszeit ein wahrer Meilenstein im beruflichen Leben der jungen Menschen. An ihrem Ehrentag rief er sie gleichzeitig dazu auf, sich stetig weiter zu bilden. Die Gesellschaft brauche die jungen Handwerker und sei auf ihr Können angewiesen. Er ermutigte sie, Erlerntes an die nächste Generation der Auszubildenden weiterzugeben, der Vorarbeiter oder der Meister seien mögliche weitere berufliche Schritte für sie.
Dann ging es ganz schnell: Mit wenigen Sätzen sprach der gelernte Malermeister Angerer die jungen Gesellen von den Pflichten ihres Lehrverhältnisses frei, sie wurden in den Gesellenstand aufgenommen.
Nach der Freisprechung ging es an die Gesellenbrief-Verleihung. Jeder einzelne erfolgreiche Handwerker konnte sich über seinen Leistungsnachweis freuen, der persönlich auf der Bühne überreicht wurde. In der Fachrichtung Gestaltung und Instandhaltung traten 13 Teilnehmer – darunter drei weiblichen Geschlechts – an, die alle bestanden haben (Schnitt aus Theorie und Praxis 2,65).
Luisa Rothbucher vom Ausbildungsbetrieb Johannes Eder in Obing brillierte mit 92 von 100 Punkten mit der Note 1,4. Clemens Wüchner vom Ausbildungsbetrieb Markus Mayer in Laufen mit 91 Punkten (Note 1,4) und Moritz Mayer vom Ausbildungsbetrieb Josef Lamminger in Petting mit 85 Punkten.
Bei den Malerfachwerker traten sieben erfolgreiche Teilnehmer an, davon eine Teilnehmerin (Notenschnitt 1,85). Prüfungsbester ist Tobias Buberl vom Ausbildungsbetrieb Diakonie Herzogsägmühle in Peiting mit einem Schnitt aus Theorie und Praxis mit 91 Punkten (Note 1,5) vor Harun Makalic vom Ausbildungsbetrieb Regens Wagner in Hohenwart) mit 90 Punkten (1,6) und Seymen Celik vom Ausbildungsbetrieb Jugendsiedlung in Traunreut) mit 87 Punkten (1,9).
17 Teilnehmer, 14 davon erfolgreich (zwei Teilnehmerinnen) legten die Prüfung als Fahrzeuglackierer (Notendurchschnitt 3,42) ab. Prüfungsbester ist Ben Oskar Gaar vom Ausbildungsbetrieb Autohaus Reisinger in Wasserburg mit 80 Punkten (2,5), vor Danny Quarg vom Ausbildungsbetrieb Grill Autoservice in Bischofswiesen mit einem Schnitt von 79 Punkten (2,5) vor Julian Razvan vom Ausbildungsbetrieb Bruno Vallorani in Ebersberg mit 79 Punkten (2,5).
Besonders gewürdigt wurde abschließend Alexander Renz, der die Berufsschule der Jugendsiedlung in Traunreut besucht hat und kürzlich in Köln bei einem bundesweiten Bestenwettbewerb des Malerhandwerks geehrt und ausgezeichnet wurde.
Musikalische Feierstimmung kam von Discjockey Murat, der mit dafür sorgte, dass die Anwesenden noch lang in ausgelassener Feierstimmung blieben. wz