Das Chemiedreieck braucht Strom

von Redaktion

Die geplante 380-kV-Hochspannungsleitung und ein neues Umspannwerk sorgen für Unruhe in der Gemeinde Haiming. Bei einer Informationsveranstaltung in Burghausen informierte der Netzbetreiber TenneT nun über die infrage kommenden Standorte.

Burghausen/Haiming – Netzbetreiber TenneT informierte über den aktuellen Planungsstand zum Bau einer 380-kV-Leitung und eines Umspannwerks in Haiming. Schon im Vorfeld hatte es große Bedenken bezüglich der infrage kommenden Standorte gegeben.

Bereich von
115 Hektar

Ein erster möglicher Standort wurde inzwischen verworfen, zwei weitere infrage kommende Areale wurden bei dem Info-Nachmittag im Bürgerhaus Burghausen erstmals vorgestellt. Die Meinung der Bürger aus Haiming war bezüglich eines der beiden Standorte jedoch geschlossen kritisch.

Die Suchkreise umfassen ein Gebiet von jeweils 115 Hektar – für das Umspannwerk selbst werden dann am Ende 27 Hektar benötigt. Eines der Areale, die nun als Suchraum infrage kommt, befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Loxxess-Halle vor Burghausen: im Waldgebiet östlich der B20. Die zweite Fläche, die in ihrer Priorisierung jedoch der ersten Möglichkeit nachgestellt wurde, liegt unmittelbar nördlich der Ortschaft Haiming.

Für die betroffenen Anwohner kommt dieses Gebiet aus nachvollziehbaren Gründen jedoch gar nicht infrage: Zum einen, weil das Landschaftsbild dort erheblich beeinträchtigt würde und zum anderen, weil das Umspannwerk in direkter Nachbarschaft von Wohnhäusern erbaut werden dürfte.

Schon bei einem Infotag in Haiming hatte Bürgermeister Wolfgang Beier die Sorge geäußert, dass die 380-kV-Leitung über die ganze Ortschaft hinweg verlaufen solle. „Ich verstehe überhaupt nicht, wie man das im ortsnahen Bereich überhaupt ins Auge fassen kann“, so Beier damals. Bei der Infoveranstaltung in Burghausen wurde jedoch betont, dass die erste Variante auch für TenneT günstiger sei. Für die Planung der Trassenverläufe sollen verschiedene Schutzgüter wie Topografie und Artenschutz berücksichtigt werden.

Aktuell beginne man mit großen Suchräumen, die dann schrittweise eingegrenzt werden. Erst dann kann der endgültige Standort auf Basis der Umweltverträglichkeit und der technischen Eignung festgelegt werden. TenneT plant, erste Kontakte mit Grundstückseigentümern noch im Jahr 2024 herzustellen – der Beginn des Planfeststellungsverfahrens ist 2028 anvisiert, die Bauphase soll dann 2030 starten.

Transformation
durch Energiewende

Aktuell verbraucht die chemische Industrie zwischen Burghausen, Burgkirchen, Töging, Waldkraiburg und Trostberg ein Prozent des gesamten deutschen Strombedarfs, also 5,4 Terawattstunden Strom pro Jahr. Dieser Bedarf soll jedoch bis zum Jahr 2050 um das 2,5-fache ansteigen. Der Mehrbedarf ist auf die Transformation im Rahmen der Energiewende zurückzuführen – was wiederum einen zügigen Netzausbau erfordert.

Der Ausbau des Leitungsnetzes trägt demnach entscheidend dazu bei, den Industriestandort im bayerischen Chemiedreieck zu sichern und die Klimaziele der Unternehmen zu verwirklichen.

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