250 Mitarbeiter gehen bei Krones auf die Straße

von Redaktion

Streikwelle der Gewerkschaft IG Metall schwappt nach Rosenheim – Das fordern die Mitarbeiter – So reagiert das Unternehmen

Rosenheim – Es ist bereits die dritte Runde des Tarifkonflikts in der Metall- und Elektroindustrie. Die Forderungen der Gewerkschaft IG Metall bleiben dabei dieselben: Sieben Prozent Lohnerhöhung sowie 170 Euro mehr für Auszubildende. Doch die Bandagen, mit denen gekämpft wird, werden härter. Und das bekommt jetzt auch Rosenheim zu spüren.

Rote Warnwesten
und Trillerpfeifen

Am Freitag streikten rund 250 Mitarbeiter vor den Werkstoren der Firma Krones. Mit roten Warnwesten bekleidet und mit Fahnen sowie Trillerpfeifen ausgestattet zogen die Angestellten zwischen 11 und 12.30 Uhr durch den Aicherpark. Dabei waren zur Freude der IG Metall nicht nur die Angestellten aus den Werken in Raubling und Rosenheim dabei. Auch von der Firma Hamberger, die vor wenigen Tagen einen weiteren Stellenabbau ankündigte (siehe oben), sowie vom Unternehmen Ericsson waren ein paar Mitarbeiter vertreten. 

„Wir wollen damit ein weiteres deutliches Zeichen setzen“, sagt Bettina Thurl, zweite Bevollmächtigte der IG Metall Rosenheim. Sie organisierte den Streik für die Gewerkschaft und will „gemeinsam“ Druck auf den Verband der Metall- und Elektro-Industrie (vbm) aufbauen.

Dieser hatte in der zweiten Tarifverhandlung Ende Oktober eine Lohnerhöhung von 3,6 Prozent bei einer Laufzeit von 27 Monaten in Aussicht gestellt. Streiks wie den in Rosenheim hält der Hauptgeschäftsführer der vbm, Bertram Brossardt, zum jetzigen Zeitpunkt für „völlig unangebracht“. Angesichts der Konjunkturkrise wäre das demnach derzeit keine Lösung. „Die Lage in unserer Industrie wird immer schlechter“, meint Brossardt. Jedes Prozent nach oben bei den Personalkosten täte dementsprechend weh.

Dass die Lage auch in der Rosenheimer Region nicht einfach ist, bestätigt Bettina Thurl. „Ich merke, dass die Menschen Angst haben, ihre Arbeit zu verlieren“, sagt sie. Dazu passen auch die Reaktionen derer, die am Freitagvormittag auf der Straße standen. „Wir sind uns nicht sicher, wie es weitergeht. Aber nachdem alles rundherum teurer wird, muss unsere Arbeit auch mehr wert sein“, meint ein Rosenheimer Krones-Mitarbeiter, der aus Angst vor Konsequenzen anonym bleiben möchte.

Krones zunächst nicht
beeinträchtigt

Inwieweit die Aktion Wirkung zeigt, bleibt abzuwarten. Zumindest den kurzfristigen Ausfall schien der Abfüll- und Verpackungsspezialist kompensieren zu können. „Der Betriebsablauf wurde durch den Warnstreik nicht beeinträchtigt“, bestätigt Dr. Anne-Kathrin Bräu, Pressesprecherin von Krones.

Bei der Frage nach der wirtschaftlichen Lage verweist sie auf den aktuellen Quartalsbericht. Demnach steht das Unternehmen gut da. Der Umsatz stieg bis zum dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 11,2 Prozent auf rund 3,9 Milliarden Euro an. Grundsätzlich sei der Streik der Mitarbeiter laut der Krones-Sprecherin jedoch ein übliches Instrument in der Tarifdebatte, das aus diesem Grund vom Unternehmen akzeptiert wird.

Am kommenden Montag, 11. November, kommt es zu weiteren Tarifverhandlungen zwischen vbm und IG Metall. „Die Standpunkte liegen noch sehr weit voneinander entfernt, da muss sich noch einiges tun“, schätzt Thurl ein und schickt eine Warnung an den Arbeitgeberverband. Sollte sich weiterhin keine Lösung finden, sei man bereit, die „nächste Stufe“ einzuleiten. „Ein Mittel wären 24-Stunden-Warnstreiks“, meint Thurl. Weitere Aktionen vor den Rosenheimer Werken seien demnach nicht auszuschließen.

Korbinian Sautter

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