PFOA: Entsorgung kostet Millionen

von Redaktion

Die geplante Monodeponie in Haiming soll ab 2026 für die Entsorgung von PFOA-belasteter Erde benutzt werden können. Doch die Kosten sind enorm und die Gespräche mit den Verursachern zu den Baukosten haken.

Altötting/Haiming – In der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses in Altötting wurden die Pläne für die PFAS-Monodeponie in Haiming präsentiert. Bereits 2026 sollen dort erste Fuhren PFOA-belasteten Bodenmaterials entsorgt werden können.

Große
Herausforderung

Die Kosten sind jedoch immens: Für jedes Kilogramm reiner Perfluoroctansäure (PFOA), das in der Deponie entsorgt wird, fallen umgerechnet rund zehn Millionen Euro an. Dabei muss beachtet werden, dass die Betriebszeit der Anlage auf nur 20 Jahre ausgelegt ist – die „Ewigkeitschemikalien“ dürften den Landkreis Altötting jedoch noch weitaus länger beschäftigen. Bereits jetzt haken jedoch die Gespräche über die Baukosten, die von den Verursachern getragen werden sollen.

Der Landkreis Altötting steht in den kommenden Jahren ohnehin vor großen finanziellen Herausforderungen. Dass die Kosten, die Bürger und Kommunen für das Umweltgift aus dem Chemiepark Gendorf tragen müssen, aber nicht nur finanzieller Natur sind, ist bekannt. Doch wie sollen die Verursacher der Chemikalienbelastung zur Verantwortung gezogen werden? Während der Konzern 3M in den USA zwölf Milliarden Dollar zur Reinigung von Trinkwasser zahlen muss, gibt es hierzulande kaum Hoffnung auf eine vergleichbare Entschädigung. Und was passiert, wenn die Unternehmen nicht mehr zahlungsfähig sind?

Die teure und komplexe Entsorgung von per- und polyfluorierten Chemikalien (PFAS) betrifft auch Bauherren. Während Privatpersonen geraten wird, beim Hausbau auf einen Keller zu verzichten, warten große Bauprojekte und die heimische Wirtschaft auf Lösungen für den Umgang mit PFOA-belastetem Erdaushub.

Das Thema belastet den Landkreis Altötting schon seit Jahren als negativen Standortfaktor – eine Entschädigung ist jedoch nicht in Aussicht. In der Not drängen Gemeinderäte und Bürgermeister der Region auf politische Lösungen, doch einfach und pragmatisch waren diese bisher nicht. Rund um den Chemiepark Gendorf ist die Belastung durch PFAS (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen) besonders hoch. Da diese Chemikalien extrem langlebig sind und sich in der Umwelt nicht von selbst abbauen, stellen bereits kleinste Mengen eine Bedrohung dar.

Die räumliche Ausbreitung der Belastung lässt sich zudem kaum noch klar abgrenzen: Andreas Hüttl, Leiter der Abteilung Bodenschutz am Landratsamt Altötting, geht davon aus, dass PFAS-Rückstände zunehmend zur „Hintergrundbelastung“ jedes Bodens werden. Im Landkreis Altötting musste man das Kontaminationsgebiet seit der Verbesserung der Analysemethoden deutlich ausweiten. Eine sichere Entsorgung hochbelasteter PFAS-Böden ist mit herkömmlichen Mitteln kaum möglich.

Die geplante Deponie in Haiming muss daher technisch aufwendig ausgestattet werden, um die belastete Erde vollständig zu kapseln und das Grundwasser zu schützen. Zudem ist eine doppelte Sickerwasserreinigung vorgesehen, die unter anderem Aktivkohle nutzt, um das Wasser bis auf Trinkwasserqualität zu filtern, bevor es ins Grundwasser gelangt. Pro Jahr soll die Deponie rund 75000 Kubikmeter belastete Erde aufnehmen können. Schon Anfang 2025 sollen die Antragsunterlagen für die Baugenehmigung bei der Regierung eingereicht werden; der Baubeginn ist für 2026 geplant.

Präzise Analyse zur
sicheren Entsorgung

In Kürze wird ein PFOA-Grenzwert vom Bayerischen Landesamt für Umwelt erwartet. Ein kürzlich veröffentlichter Leitfaden der Behörde, der ohne unteren Grenzwert auskam, hatte in den letzten Wochen für erheblichen Wirbel gesorgt: Nach dieser Regelung hätte jeder Erdaushub, selbst mit minimalsten Spuren von PFOA, einer Deponie-Entsorgung zugeführt werden müssen. Der neue Grenzwert soll Bauherren nun Erleichterung bringen, da bei den vorgeschriebenen Bodenproben, die pro 250 Quadratmeter Baufläche entnommen werden müssen, künftig unterschiedliche Belastungsstufen festgestellt werden dürften – je nach Tiefe des Aushubs.

Die Analysen sollen künftig bestimmen, wie die Aushübe zu entsorgen sind. Für die Bodenproben sollten Bauherren je nach Größe des Projekts mit mindestens 1000 Euro Kosten rechnen. Andreas Hüttl empfiehlt, sich frühzeitig mit dem Landratsamt in Verbindung zu setzen, um eine umfassende Planung zu gewährleisten und die Kosten möglichst niedrig zu halten.

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