Rosenheim/Traunstein/Mühldorf – Die Arbeitslosenquote nimmt zu – und das nicht nur in Deutschland, sondern auch in Oberbayern. Laut der aktuellen Statistik des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wächst die Arbeitslosenquote in der Region von 3,6 auf 3,7 Prozent. Was zunächst nach nicht viel klingt, macht in Oberbayern bei rund 2,4 Millionen Beschäftigten circa 3000 mehr Arbeitslose aus.
Den negativen
Trend stoppen
Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), sieht diese Entwicklung kritisch: „Um diesen negativen Trend zu stoppen, müssen wir dringend die Standortbedingungen in Deutschland verbessern und die Kostenbelastung der Unternehmen reduzieren“, sagt der vbw-Chef.
Denn auch bayern- und deutschlandweit sieht es laut der Studie nicht besser aus. In Bayern soll die Arbeitslosigkeit 2025 um rund 10000 Menschen auf 293000 Erwerbslose (3,8 Prozent) nach oben gehen. In Deutschland steigt die Quote 2025 der Studie zufolge um 62000 Arbeitslose auf 6,1 Prozent.
Allerdings soll laut IAB auch die Beschäftigung um 0,5 Prozent wachsen. Demnach werden in Oberbayern rund 22000 Menschen mehr beschäftigt sein als im Jahr 2024.
Dr. Nicole Cujai, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Rosenheim, möchte die Zahlen daher relativiert betrachten. „Einen deutlichen Anstieg können wir nicht bestätigen“, meint sie. Sie geht für Rosenheim von einem Anstieg von lediglich 0 bis 0,07 Prozentpunkten aus.
Den Grund für den Anstieg sieht Cujai sowohl in der aktuell schwächelnden Konjunktur als auch in den Transformationsprozessen am Arbeitsmarkt in Richtung Dekarbonisierung und Digitalisierung. „Diese Entwicklungen führen zum Teil zu Personalfreisetzungen, mehr noch aber zur Zurückhaltung bei Neueinstellungen“, sagt sie. Gerade Betriebe mit hohen Energie- und Rohstoffkosten seien stark betroffen.
Anzeichen für einen baldigen Aufschwung der Wirtschaft gibt es allerdings nicht, wie Ingrid Obermeier-Osl, Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Altötting-Mühldorf, mit Blick auf die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK betont. „Unsere Unternehmen stehen im Gegenwind – denken wir nur an die immer mehr werdenden Regularien und bürokratischen Pflichten, die zu hohen Stromsteuern sowie vor allem an die fehlende wirtschaftspolitische Verlässlichkeit“, meint sie.
Freiraum für
Unternehmertum
Aufgrund fehlender Nachfrage und hoher Unsicherheit sank der IHK-Konjunkturindex von 108 auf 97 Punkte. Lediglich zwölf Prozent aller Unternehmen rechnen mit einer Belebung der Geschäfte.
„Aufschwung ist aber möglich. Nämlich dann, wenn es wieder genug Freiraum und Unterstützung für engagiertes Unternehmertum gibt, damit kreative Geschäftsideen umgesetzt und innovative Technologien entwickelt werden können“, sagt Andreas Bensegger, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Rosenheim. Bensegger fordert eine neue und vor allem „verlässliche wirtschaftspolitische Agenda“, damit die Wirtschaftsregion ihr Potenzial 2025 wieder vollständig entfalten kann.