Ruf nach anderer Fehlerkultur

von Redaktion

Christian Berg sieht in der Polykrise unternehmerische Chancen

Rosenheim – „Heute ist ein guter Tag, weil es um die Zukunft geht – für Rosenheim und die ganze Gesellschaft“, so Andreas März in seinem Grußwort zu den 150 Besuchern des dritten „im:puls Forum“, das von „Auerbräu“ und „Stellwerk 18“ veranstaltet wird. Der Oberbürgermeister sieht die aktuelle ökologische, ökonomische und soziale Krise als Chance, „die man aber auch ergreifen muss“. Es müssten dabei „alle an einem Strang ziehen, idealerweise alle in die gleiche Richtung“. Problemzuweisungen an andere würden nicht helfen, jeder müsse sich beim Auftreten von Problemen fragen: „Was hätte ich besser machen können?“ Er fordert: „Wir brauchen eine andere Fehlerkultur.“

Seine Sicht der Dinge präsentierte Professor Christian Berg. Der Physiker, Theologe und Philosoph sieht vor allem in der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wende hin zur Nachhaltigkeit eine Chance für Unternehmen.

Die inzwischen fast alle Bereiche umfassende Krise erfordere Innovation und Optimierung. Die Verknappung von Ressourcen führe zu einer Steigerung der Effizienz. Dies zeigten etwa die Patentanmeldungen, die regenerative Energien betreffen. Deren Zahl sei in den vergangenen Jahren stärker gestiegen als der Ölpreis. „Not macht erfinderisch“, so Berg.

Grundsätzlich wichtig ist für Berg die Frage: „Was ist eine sinnvolle wirtschaftliche Tätigkeit?“ Dies könne nur durch eine „ganzheitliche Bilanzierung inklusive der Schäden für die Welt“ ermittelt werden. Außerdem müssten neben dem Gewinn auch Steuern und Arbeitsplätze berücksichtigt werden. „Das Elektroauto löst die Verkehrsproblematik nicht“, so Berg. Vielmehr sei Systemdenken gefordert. Man müsse sich erst fragen, ob der Transport nötig ist. Viele Fahrten könne man durch Arbeit im Homeoffice oder durch Videokonferenzen ersetzen.

Auf dem Land wird das Auto nach seiner Einschätzung weiterhin benötigt, was aber nicht bedeute, dass jeder ein eigenes Auto haben muss. „Nutzen statt besitzen“ könne viel zur Materialersparnis beitragen. Die Forderung nach Nachhaltigkeit sieht Berg nicht als ein Übel, das Unternehmen behindert, sondern als eine gigantische Innovationschance.

So würden etwa 16 Prozent der in Deutschland benötigten Energie als Abwärme wirtschaftlich verloren gehen. Dies könne man als Verlust sehen – oder als Chance für die Bereitstellung von Energie für Fernwärmenetze. Unternehmen, die sich in diesem Bereich engagieren, könnten davon profitieren, etwa bei der Planung neuer Siedlungen.

Begleitet wurde die Abendveranstaltung im Ballhaus von einer kleinen Fachmesse, auf der sich 15 innovative Unternehmen aus der Region präsentierten. als

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