Nußdorf/Chieming – Die Vögel zwitschern, die Sonne scheint, Thomas Klauser begrüßt uns vor seiner Christbaumplantage in Sondermoning bei Nußdorf – die Kettensäge lässig in der linken Hand. Er sperrt den Bauzaun auf. Ohne diesen würde man auf den ersten Blick keine Plantage, sondern einfach einen schönen, jungen Wald vermuten. Vor lauter Wald die Christbäume nicht sehen, quasi.
Christbaum-Biotop habe es ein Fachmagazin genannt, erzählt Thomas Klauser stolz. Das trifft es auf den Punkt. Eidechsen, Wespenspinnen, Erdkröten – er zählt einige der unzähligen Bewohner auf, die sich auf einem halben Hektar den Platz mit circa 4500 Christbäumen teilen. Angefangen habe die Liebe zum Christbaum in den 70ern, erzählt Thomas.
Vater war
Waldfacharbeiter
„Mein Vater war Waldfacharbeiter und hat vom Stadtvorstand in Traunstein manchmal die Gipfel mitgenommen für die Verwandtschaft.“ Mittlerweile sind die Klausers in Stöttham bei Chieming heimisch. Parallel zur Plantage in Sondermoning findet dort seit vielen Jahren zur Weihnachtszeit der Christbaumverkauf statt. Thomas habe, erzählt er uns, schon als kleiner Bub mitangepackt. Wo wir zum Interview jetzt zwischen unterschiedlich hohen Christbäumen stehen, war in den 80er-Jahren nur eine Wiese:
„Ich weiß noch, wie mein Bruder hier den Schubkarren gezogen hat, mein Vater und ich dann die Christbäume eingesetzt haben.“ Weniger Arbeit ist es seitdem nicht geworden. Eher mehr, denn: Thomas Klauser übernimmt 2014 den Christbaumverkauf und auch das Grundstück – und findet die Idee vom ungespritzten Biobaum von Anfang an faszinierend: „Ein Lieferant aus Niederbayern meinte, er habe jetzt auf Bio umgestellt. Dann hatte ich seine Bäume zum Verkauf.“ Und das sei bei den Leuten gleich richtig gut angekommen.
Mittlerweile stammen laut der Schutzgesellschaft Deutscher Wald rund 90 Prozent unserer Christbäume aus Deutschland, zehn Prozent werden aus Dänemark importiert. Die beliebteste Art ist nach wie vor die Nordmanntanne. Heimisch in Russland, Georgien, Aserbaidschan und der Türkei. Auch gern gekauft werden Blaufichten, Kiefern oder Balsamtannen. Letztere, erklärt Thomas, hätten einen besonders intensiven Duft. Mit dem Waldflair holen sich aber nach wie vor die allermeisten Deutschen auch Giftstoffe ins weihnachtliche Wohnzimmer:
Laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) seien rund 90 Prozent der Christbäume auf sogenannten Intensiv-Plantagen gewachsen. Dort würde gespritzt und gedüngt, zum Schaden der Natur. Eine Analyse des Bund im Jahr 2020 ergab: In den Nadeln von zwei Dritteln der untersuchten Weihnachtsbäume wurden insgesamt neun Pestizide gefunden.
Eine Reizung bei empfindlichen Menschen könne, wenn die Giftstoffe in der Raumluft angereichert werden, nicht ausgeschlossen werden. Für die Umwelt aber ohne Zweifel extrem schädlich: weite Transportwege, Einsatz von Kunstdünger, Pestizide, die die Artenvielfalt zerstören. Da wird die Freude am Christbaum doch getrübt. Plastikbaum? Auch keine Alternative: Herstellung und Transport seien in Summe schlechter für die Umwelt als ein echter Baum. Der Bund rät zu regionalen, ungespritzten Exemplaren. Solche, wie bei Thomas Klausers Weihnachtsbaum-Wald in Sondermoning:
„Die lila markierten, die sind erst im nächsten Jahr so weit.“ Bunte Zettel an den Baumkronen verraten beim Spaziergang durch das Weihnachsbaum-Biotop, welchen Baum man mit nach Hause nehmen darf. Sind an der Baumspitze noch mehrere Knospen und ist die Spitze noch nicht so lang, erklärt Klauser, wächst da nochmal eine Verzweigung. Rot und Blau markierte Bäume seien für dieses Jahr zum Verkauf gedacht: „Ich habe hier auch die unterschiedlichsten Arten, das ist auch ein Hobby von mir.
Thomas Klauser zeigt auf eine kleine Eiche, die in enger Nachbarschaft zu einem der Christbäume wächst. Er lasse auch gern Laubbäume oder Obstbäume stehen, wenn es möglich ist: „Mittlerweile mähe ich auch nur noch direkt unter den Bäumen mit einem Freischneider.
Das ist zwar brutal viel Arbeit, aber mir macht das Spaß. Und das Gras zwischen den Reihen, das bleibt stehen. Da tummeln sich die ganzen Eidechsen.“ Ist die Arbeit als Christbaumverkäufer denn jetzt kurz vor Weihnachten auch manchmal stressig?
„Nach Weihnachten ist vor Weihnachten“, Thomas Klauser lacht. Im Januar sei aufräumen angesagt, im März dann schon pflanzen: „Im Mai geht es los mit Mähen, im September nochmal Pflanzzeit.“ Stutzen, schneiden, häckseln. Aber mit weihnachtlichem Glanz in den Augen verrät er: „Ich mag das einfach, da komme ich runter.“ Er betreibt den Christbaum-Anbau und Verkauf lediglich als Hobby im Nebenerwerb, eigentlich ist er Kfz-Meister.
„Bei der Menge an Bäumen, da lohnt sich das finanziell eigentlich nicht wirklich, da müsste ich viel größer aufgestellt sein.“ Neben der Plantage in Sondermoning hat Klauser noch in Stöttham einen ganz normalen Christbaumverkauf. Da können sich die Kunden entscheiden: Ökobäume von regionalen Plantagen aus Rosenheim oder konventionelle Christbäume aus der Bodensee-Region. Auch Christbäume im Topf bietet er an. Die seien aber eher für den Balkon, bei zu warmer Raumtemperatur würden die eingehen.
Kosten
„recht stabil“
Und die Preise für die Bäume? Auf seiner Plantage in Sondermoning, die übrigens auch ganz ohne Dünger auskommt, kann er die Kosten recht stabil halten. Die Bäume vom Händler seien leider dieses Jahr teurer geworden. Im Schnitt koste der Meter um die 20 Euro. Ein erster Kunde kommt noch während unseres Interviews vorbei und greift beim Preis gern tiefer in die Tasche. Er braucht nämlich einen richtig großen Baum und wird auch gleich fündig. Der Stammkunde zeigt ein Foto:
„Das ist der Baum vom Thomas vom letzten Jahr. Da hängen zum Schluss bunte Ostereier dran.“ Der Baum habe bis Ostern gehalten. Zu schade zum Wegwerfen, hat er sich gedacht und kurzerhand aus dem Christbaum noch einen Osterbaum gemacht. Der Christbaumverkauf hat begonnen, bei Thomas ab jetzt jedes Wochenende Freitag bis Sonntag in Sondermoning und Stöttham. Vom perfekt symmetrisch gewachsenen Bodensee-Baum bis zum regionalen Öko-Christbaum aus dem Wald – Weihnachten kann kommen.