Rosenheim – „Stimmungstief“, „Gegenwind“, „keine Aufträge“, die Stimmen aus der Rosenheimer Wirtschaft klangen im Jahr 2024 selten positiv. „Der Aufschwung bleibt aus“, bilanzierte dementsprechend Andreas Bensegger, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Rosenheim, beim Blick auf den jährlichen Konjunkturindex, eine Art Stimmungsbarometer der Rosenheimer Firmen. Dieser sank vom langjährigen Mittel von 115 Punkten im Laufe des Jahres zunächst auf 108, gegen Ende sogar auf 97 Punkte.
Papierfabrik muss
schließen
Eine Tendenz, die einige Unternehmen in der Region zu spüren bekamen. Am schlimmsten traf es dabei wohl die Raublinger Papierfabrik. Diese musste im Juli „aufgrund anhaltend schwieriger Marktbedingungen und herausfordernder wirtschaftlicher Umstände“ schließen, wie Susanne Johannessen, Pressesprecherin der Heinzel Group mitteilte. Ein herber Schlag für 165 Mitarbeiter, die damit auf einmal ohne Job dastanden. Mittlerweile seien die meisten bei anderen Firmen untergekommen, wie Andreas Sailer, Geschäftsführer der Raubling Papier GmbH, auf OVB-Nachfrage bestätigt. Mitarbeiter entlassen musste auch der Boden-Hersteller Hamberger in Stephanskirchen. Nach der ersten Welle im Jahr 2023 reagierte Geschäftsführer Peter Hamberger aufgrund der geringen Nachfrage erneut mit Stellenabbau und Kurzarbeit.
Rund 40 Mitarbeiter mussten sich in der Logistik sowie im Technischen und im Informationsbereich eine neue Arbeit suchen. Auch die Prognosen sind düster. „Wir gehen davon aus, dass sich der Markt wahrscheinlich erst 2026 erholen wird“, meint Hamberger. Einen deutlichen Einbruch in der Baubranche bestätigt auch das Rohrdorfer Zementwerk. „Die Absatzmenge an Elementdecken ging seit 2020 um rund die Hälfte zurück“, bilanzierte Geschäftsführer Mike Edelmann. Stellen mussten dort allerdings nicht abgebaut werden.
Der Unmut der Mitarbeiter ist aber auch in den Branchen zu spüren, in denen die Zahlen noch vielversprechend aussehen. So gingen beispielsweise im November 250 Mitarbeiter des Abfüll- und Verpackungsspezialisten Krones auf die Straße, um im Tarifstreit der IG Metall für eine Lohnerhöhung von rund sieben Prozent zu protestieren. Eine Forderung, die laut Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Metall- und Elektroindustrie, zurzeit nicht umsetzbar ist. Auch er verwies in dem Zusammenhang auf die wirtschaftliche Lage.
Am Ende der Streiks stand das Ergebnis bei einer Steigerung des Monatsgehalts ab April 2025 um zwei Prozent sowie weitere 3,1 Prozent ab April 2026.Korbinian Sautter