Sperrung der Luegbrücke wird teuer

von Redaktion

Seit dem 1. Januar läuft es stockend in Richtung Süden. Zum Jahresbeginn haben die Bauarbeiten an der Luegbrücke gestartet – der längsten Brücke der österreichischen Brenner-Autobahn. Spediteure und Lkw-Fahrer müssen in dieser Zeit starke Nerven bewahren – und die Bürger einen gut gefüllten Geldbeutel.

Rosenheim – „Gemeinsam überbrücken.“ Diese Worte sind ganz groß auf der Informationsseite der österreichischen Autobahngesellschaft Asfinag (Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft) zum Neubau der Luegbrücke zu sehen.

Doch von Gemeinsamkeit ist zumindest in Sachen Politik wenig zu spüren. Zum Leidwesen der Spediteure und Lkw-Fahrer. Denn sie sind es, die letztlich unter den kilometerlangen Staus im Inntal leiden, wenn die Österreicher wieder auf Blockabfertigung setzen, um die Kolonnen durch ihr Land auszubremsen.

Stau-Härteproben
im März und April

Noch brenzliger ist es seit Jahresbeginn. Denn nun ist die marode Luegbrücke an den meisten Tagen nur einspurig befahrbar. An verkehrsstarken Tagen wird die Brücke auf zwei Spuren erweitert. Der Asfinag zufolge soll das an 170 Tagen der Fall sein. Doch auch diese Sonderregelung nimmt den Unternehmern aus der Region nicht die Sorgen vor den bevorstehenden Herausforderungen. „Natürlich macht man sich Gedanken“, sagt Spediteur und IHK-Vizepräsident Georg Dettendorfer aus Nußdorf.

Auf die ersten Monate des Jahres 2025 blickt er noch vergleichsweise entspannt. „Die Härteproben kommen dann im März und April.“ Dann, wenn viele Kurzurlauber über Ostern gen Süden und zurückfahren. Denn auch die Autos benötigen Platz.

Dass es die Baustelle braucht, davon ist Dettendorfer überzeugt. „Das ist notwendig und gut so.“ Zudem lobt der Unternehmer die Bemühungen der Asfinag. „Sie haben versucht, möglichst viel für die Wirtschaft zu tun. Sie haben das Maximale herausgeholt.“ Dennoch: Die Bauarbeiten sind notwendig, die Verkehrsbehinderungen unvermeidbar. Hinzu kommt, dass besonders dem Inntal voraussichtlich noch mehr Staus drohen als üblich. Die Polizei rechnet bereits mit dem Schlimmsten. Und zwar mit noch mehr Tagen Blockabfertigung als in diesem Jahr.

Wenig Hoffnung beim
Lkw-Nachtfahrverbot

Eine Lösung, um den Verkehr zu entzerren, wäre eine Aufweichung des Nachtfahrverbots in Österreich. Dazu finden laut Dettendorfer immer wieder Gespräche auf politischer Ebene statt. „Aber meine Hoffnung, dass sich beim Nachtfahrverbot etwas tut, ist verschwindend gering“, sagt der Spediteur. „Da wird erst etwas passieren, wenn der Verkehr auf der Straße komplett eskaliert.“ Es mangle an der politischen Durchsetzbarkeit. Denn die Partei, die das Nachtfahrverbot auf österreichischer Seite aufhebt, würde wohl in Zukunft nicht mehr gewählt werden.

Ob die komplette Eskalation wirklich kommen wird, wird sich Dettendorfer zufolge erst zu Ostern zeigen, wenn auch der Pkw-Verkehr zunimmt. „Das Problem der Politik ist, dass sie den Pkw-Verkehr nicht lenken können. Schließlich sitzt in jedem Auto ein Wähler“, sagt der Spediteur. „Die Lkw sperrt man halt einfach aus.“ Die Hoffnung, dass es gar nicht so weit kommt, bleibt aber dennoch. Denn davon hätte niemand etwas. Weder die Wirtschaft noch die Anwohner und auch Tirol und Südtirol nicht.

Die Endkunden
tragen die Kosten

Neben dem zeitlichen Aspekt, den die Staus mit sich bringen, sollte auch die finanzielle Seite nicht vergessen werden. „Die Staus schlagen sich auf die Frachtkosten nieder – die der Endkunde zu tragen hat.“ Staus und Wartezeiten bei Kunden, weil das Lagerpersonal nicht da ist, um zu entladen: All diese Faktoren haben die Wirtschaftlichkeit der Fahrzeuge viel schlechter gemacht, betont Dettendorfer. „Am Ende bezahlt das der Kunde, der sich zum Beispiel ein Paar Schuhe bestellt hat.“

Leere Regale brauchen die Menschen in der Region aufgrund der Baustelle allerdings nicht befürchten, wie Andreas Bensegger, Vorsitzender beim IHK-Regionalausschuss, kürzlich deutlich machte. „Wenn wirklich gar nichts mehr gehen sollte, weil beispielsweise ein großer Unfall passiert, dann müssen wir improvisieren“, machte er deutlich. Dass sich an den Preisen etwas tun wird, das könnte sich Bensegger allerdings auch gut vorstellen.

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