„Nicht nur warten, bis jemand kommt“

von Redaktion

2004 hat Annemarie Dettendorfer (57) ihren Spielzeugladen in Reischenhart eröffnet. Nach 20 Jahren wurde das Geschäft jetzt ausgezeichnet. Welches Projekt die Inhaberin 2025 endlich beenden will und was ihr manchmal Angst macht.

Reischenhart – „Meinem Team verdanke ich im Prinzip alles.“ Das will Annemarie Dettendorfer besonders hervorheben. Die 57-Jährige ist Inhaberin von Amedi Spiele in Reischenhart. Schon 20 Jahre gibt es das Fachgeschäft für Spielzeug mittlerweile. „Eröffnet habe ich den Laden 2004“, sagt Dettendorfer. Davor habe sie lange in der Schreinerei ihres Mannes gearbeitet. „Das war aber irgendwann zu viel Reibungsfläche. Ich wollte etwas Eigenes machen“, erinnert sie sich.

Anfang im
Lagerraum

Also zog sie mit ihrem Geschäft in einen ehemaligen Lagerraum. „Ich kann wirklich niemandem empfehlen, so anzufangen, wie ich angefangen habe“, sagt sie und lacht. Der Boden war aus Beton, die Beleuchtung schlecht und Ware hatte Dettendorfer anfangs wenig. Doch mit ihren ersten Einnahmen konnte sie den Umbau Stück für Stück finanzieren. So richtig ging es los, als sie 2007 ihre erste Mitarbeiterin Susi Franz eingestellt hatte. „Dann habe ich auch für mich entschieden, dass ich meine ganze Energie und Leidenschaft in den Laden stecken möchte“, sagt die heute 57-Jährige. Mit Steffi Mischner und Pit Fürleger, der im Spielzeugladen Handwerkskurse gibt, wurde das Amedi-Team schließlich vervollständigt. „Sie sind für mein Geschäft unglaublich wertvoll“, betont die Chefin.

20 Jahre gibt es Amedi Spiele nun schon, 2024 feierte man den runden Geburtstag. Neben dem normalen Verkauf fand in Reischenhart jeden Monat eine besondere Veranstaltung statt.

„Es gab Zauberkurse, Drechselkurse, sogar der Autor der Olchi-Bücher, Erhard Dietel, war zu Besuch“, erinnert sich die Inhaberin. Doch ihre persönlichen Höhepunkte liegen im normalen Alltag: „Den finde ich einfach nur schön.“

Darüber hinaus hatte das Team auch einen besonderen Grund zur Freude: Amedi Spiele wurde vom Magazin „Das Spielzeug“ als „Spielzeugladen des Jahres“ ausgezeichnet. Das hätte ohne ihre Mitarbeiter nicht geklappt, da ist sich Dettendorfer sicher. „Das gesamte Team hat sich riesig gefreut“, erzählt sie. Die Auszeichnung sei eine große Anerkennung. Die Inhaberin weiß aber auch: „Von einer Urkunde kann man nicht abbeißen.“ Deshalb will sie sich auch nicht darauf ausruhen.

In den vergangenen Jahren wurde Dettendorfer auch mit Herausforderungen konfrontiert. Für eine ehemalige Mitarbeiterin habe sie einen Detektiv und ein Amtsgericht gebraucht. „Das war wirklich schwierig“, sagt Dettendorfer. Und auch die Corona-Zeit habe man zwar gemeistert, aber herausfordernd sei es trotzdem gewesen.

„Es gibt auch mal schlechte Tage im Geschäft, an denen man schon Angst hat“, so die 57-Jährige. Dann mache sie sich Gedanken über die Zukunft von Fachgeschäften, ob vielleicht bald nur noch im Internet gekauft wird. „In solchen Momenten muss man aber lernen, loszulassen“, betont die langjährige Ladenbesitzerin. Denn grundsätzlich ist sie schon der Meinung, dass Geschäfte wie ihres langfristig bestehen können. „Es gibt immer Menschen, die etwas anfassen wollen. Manche lassen sich gerne beraten oder inspirieren“, betont sie. Das merkt man in dem Reischenharter Laden vor allem an Weihnachten. In dieser Zeit boomt das Geschäft und es ist so voll, dass Dettendorfer Verstärkung anheuern muss.

Dennoch muss sich die Inhaberin immer wieder etwas einfallen lassen. „Man kann nicht nur warten, bis jemand kommt“, sagt sie. Es brauche einen engen Kontakt zu den Kunden. Den hat Dettendorfer. Ihre Kundschaft kommt teils von weit her nach Reischenhart. „Ich habe jemanden aus Lenggries, der uns jedes Jahr zur Weihnachtszeit besucht“, erzählt sie. Aber auch aus München kommen regelmäßig Interessierte. „Viele mögen einfach, wie wir aufgestellt sind.“ Inhabergeführte Läden wie den ihren gebe es einfach nicht mehr so oft. Auch die Werkkurse, die Amedi Spiele anbietet, seien stets gut besucht. In ihrem Geschäft steckt außerdem viel Persönlichkeit, wie sie selbst sagt. Gerade das – dieses Zwischenmenschliche – mache für ihre Kunden viel aus. „Natürlich informieren wir uns auch immer darüber, was aktuell ist, spielen selbst viele Spiele und lesen Bücher“, erklärt Dettendorfer. Dafür besucht sie mit ihrem Team auch verschiedene Spielwarenmessen. „Jedes Jahr werden unglaublich viele neue Waren angeboten. Man kann aber nicht alles haben“, so die Inhaberin. Zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen testet sie sich deshalb regelmäßig durch.

In diesem Jahr steigt
das Projekt „Buch“

Für das neue Jahr hat sie sich eines ganz fest vorgenommen: Sie will endlich ein Buch veröffentlichen, an dem sie schon lange arbeitet. „Dreimal bin ich daran gescheitert“, gibt die 57-Jährige zu. Sie sei immer wieder unzufrieden mit dem Ergebnis gewesen. „Als das zum ersten Mal passiert ist, war ich sehr enttäuscht“, erinnert sich Dettendorfer. Mittlerweile weiß sie aber, wie sie es schaffen kann. „Ich darf nicht so viele Projekte auf einmal angehen. Dann wird das auch mal was.“

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