Lebensrettende Regeln interaktiv erleben

von Redaktion

Für die Raffinierie OMV und den Kunststoffhersteller Borealis ist Arbeitssicherheit ein wichtiges Thema und so haben sie gemeinsam ein „Safety Center“ am Standort Burghausen eingerichtet. Interaktiv sollen dort Mitarbeiter – auch von Partnerfirmen – darin geschult werden, wie sie am Arbeitsplatz Gefahren vermeiden und abwehren.

Burghausen/Haiming – OMV und Borealis haben vor Kurzem am Standort Burghausen ihr gemeinsames „Safety Center“ der Öffentlichkeit vorgestellt: Ein Trainingszentrum für Arbeitssicherheit, in dem sowohl den eigenen als auch den Mitarbeitern von Partnerfirmen das Thema Arbeitssicherheit nähergebracht werden soll. Das Motto dabei lautet: „Sicherheit zum Anfassen und Erleben“.

Interaktiv und im Team können die Mitarbeiter an verschiedenen Stationen neun lebensrettende Regeln trainieren – realitätsnah aufbereitet und somit anschaulich und leichter erlernbar.

Vorreiterrolle in
Sachen Sicherheit

„Früher hat man sehr stark auf E-Learning gesetzt“, sagte der Leiter HSE (Health, Safety und Environment) und Prozesssicherheit bei OMV, Anton Rosenberger, bei der Eröffnung. Das „Safety Center“, das den Besuchern die sogenannten „Life Saving Rules“, die wichtigsten Sicherheitsregeln, näherbringen soll, gebe es inzwischen seit August vergangenen Jahres. „Das ist nichts Lokales, was wir erfunden haben“, stellte er fest. Dennoch nehme man damit im Konzern eine gewisse Vorreiterrolle ein. Gedacht sei das „Safety Center“ für die eigenen Mitarbeiter, aber auch für die von Partnerfirmen.

„Wir wollen gemeinsam in den Sicherheitsdialog gehen“, betonte Rosenberger. Einerseits wolle man Standards setzen, andererseits könne man auch viel von den Partnern lernen. Bislang haben bereits etwa 1000 Mitarbeiter das Training durchlaufen. Laut OMV-Projektleiterin Sarah Wetzstein nehmen Gruppen mit vier bis maximal 15 Personen an dem Training für Arbeitssicherheit teil. Im „Safety Center“ setze man auf den Austausch innerhalb der Teams und die interaktiven Stationen. „Hinter jeder der ,Life Saving Rules‘ steckt eigentlich eine Person, die ihr Leben verloren hat“, so Wetzstein. Eine der Regeln sei beispielsweise, sich vor der Durchführung bestimmter Arbeiten eine Genehmigung oder Freigabe einzuholen. Neben anschaulichen Darstellungen und Erklärungen gibt es an den Stationen auch Videomaterial.

Eine weitere Regel in puncto Arbeitssicherheit ist das Absperren von Gefahrenbereichen oder das Sichern von Werkzeugen. Würde beispielsweise ein Gerät mit einem Gewicht von 400 Gramm aus zehn Metern Höhe fallen und einen Menschen am Boden treffen, ginge ein solcher Unfall mit großer Wahrscheinlichkeit bereits tödlich aus – selbst wenn die Person einen Helm tragen würde.

Handschuhe
im Härtetest

Auch die Werkzeuge müssen ihrem Gebrauch entsprechend ausgewählt werden. Laut Wetzstein gibt es Messer, mit denen man sich aufgrund ihres speziellen Schliffs nicht in die Hand schneiden könne – die Bearbeitung von Material sei aber dennoch möglich. Außerdem gibt es noch eine Station, an der Handschuhe einem Härtetest unterzogen werden. Aus wenigen Metern Höhe wird erst auf einen herkömmlichen und dann auf einen Schutzhandschuh ein Gewicht fallen gelassen. Mit den Sicherheitserfordernissen bei Arbeiten in der Höhe setzt sich noch eine weitere Station auseinander. „Hier hat jeder die Möglichkeit, einen Gurt anzuziehen“, erklärt Wetzstein. Laut Anton Rosenberger ist auch zu beachten, dass die Hosentaschen vor der Arbeit in der Höhe entleert werden müssen. „Würde man zum Beispiel einen Schlüssel in der Tasche vergessen, könnte dies zu üblen Verletzungen führen“, erklärt er. Ein Video zeigt zudem die Auswirkungen einer falschen Sicherung: Man sieht, wie ein Dummy in die Tiefe stürzt.

Nach den Vorgaben ist bereits ab einer Höhe von 1,8 Metern eine Sicherung von Arbeitern erforderlich. Höhenarbeiter im Werk arbeiten typischerweise jedoch in Höhen von zehn bis 30 Metern. Auch ein Heißarbeitszelt ist im „Safety Center“ aufgebaut. Darin befindet sich eine Reihe verschiedener Feuerlöscher. Mitarbeiter lernen dort, welcher Feuerlöscher für welchen Zweck am besten geeignet ist.

Zudem werden die Teilnehmer mit einem Quiz geschult, etwa zum Thema „sicheres Fahren“. Mit einer speziellen Brille können sie erleben, wie sich Alkoholkonsum auf die Wahrnehmung auswirkt. Mit der Brille Verkehrshüte zu stapeln oder auf einer geraden Linie zu gehen, kann durchaus herausfordernd sein.

Station, die enge
Räume nachempfindet

Bei einer weiteren Station werden dann Hebearbeiten und die dabei geltenden Regelungen eingeübt. „Die Gruppen können außerdem einen Kranhub aufbauen“, erklärt Sarah Wetzstein.

Auch eine Station, die enge Räume und Behälter nachempfindet, gibt es. „Muss ein Mitarbeiter im Zuge von Wartungsarbeiten einen ‚umschlossenen Raum‘ betreten oder beugt er nur seinen Kopf hinein, dann fällt dies bereits unter den Begriff ‚befahren‘ und es ist eine spezielle Freigabe erforderlich“, erklärt Sarah Wetzstein.

Am Ende des Trainings wird das erworbene Wissen der Teilnehmer noch einmal abgefragt. „Dabei geht es nicht darum, dass man besteht“, erklärt Wetzstein. Vielmehr sollen so noch bestehende Wissenslücken herausgefunden werden. „Man ist nie fertig mit dem Thema Sicherheit“, unterstreicht Anton Rosenberger. Interessant bleibe weiterhin das Thema Virtual Reality. „Denn, wenn man sich virtuell in eine Gefahrensituation begeben kann, ist das natürlich ganz besonders spannend“, fügt Wetzstein hinzu.

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