Traunstein/Palling – Großer Festakt bei der Innung für Elektro- und Informationstechnologie Traunstein, eine der mitgliederstärksten Handwerkervereinigungen in der Kreishandwerkerschaft Traunstein-Berchtesgadener Land. Die Innung umfasst die Betriebe der Landkreise Traunstein, Berchtesgaden, Altötting und Mühldorf. 102 Gesellen aus den beiden Prüfungen Sommer 2024 und Winter 2025 wurden in Palling von den Pflichten ihres Lehrverhältnisses freigesprochen.
Obermeister Peter Müller blickte in seiner Festrede zurück, als sich die jungen Schulabgänger vor dreieinhalb Jahren für eine Ausbildung im Elektrohandwerk entschieden und bestärkte sie rückblickend in ihrer Entscheidung: „Es war die richtige Entscheidung. Sie haben eine Lehre in einem zukunftsträchtigen Handwerk abgeschlossen. Eine bessere Grundlage für ihren weiteren beruflichen Lebensweg gibt es nicht!“.
Die Ansprüche zur Umsetzung von Klimazielen und Energieeinsparung würden zwangsläufig zur Mehr-Elektrifizierung der Haushalte und Gewerbebetriebe führen. Die Aufgaben im Elektrohandwerk sind vielfältig, wie er weiter ausführte: PV-Anlagen bauen, Klimaanlagen nachrüsten, Wärmepumpen und Fernwärmeeinrichtungen errichten oder sich um die Versorgung von Ladepunkten für E-Mobilität kümmern.
„Die Energieverteilung und Regelung ist Aufgabe des Elektrohandwerks.“ Die Beschäftigungssicherheit sei auch jetzt trotz schwierigem wirtschaftlichen Umfeld und wandelnden Berufsfeld immer noch gut. Dennoch warnte er, die weitere Entwicklung zu leicht zu nehmen.
Oberstudiendirektor Wolfgang Kurfer von der Staatlichen Berufsschule I Traunstein betonte in seinem Grußwort – stellvertretend auch für seinen Altöttinger Schulleiterkollegen Friedrich Ebertseder – wie wichtig ihre Tätigkeit für Gesellschaft und Wirtschaft sei: „Elektriker sind Superhelden. Sie stellen auch in dunkelsten Zeiten die Stromversorgung wieder her!“. Es habe sich gelohnt, dass die jungen Gesellen dreieinhalb Jahre gelernt und die praktischen Herausforderungen angenommen hätten, sagte der Schulleiter. Sie hätten durchgehalten und nicht nur Fachliches erlernt, sondern auch gelernt im Team zu arbeiten. Sie seien nun Fachkräfte in einem zukunftsorientierten Beruf, auf den die Gesellschaft massiv angewiesen ist. „Ihr seid maßgeblich daran beteiligt, dass alle Maschinen und die Kommunikation im KI-Zeitalter funktionieren. Energie und Gebäudetechnik sind essenzielle Säulen der modernen Welt – „und ihr seid diejenigen, die sie am Laufen halten.“
Auch Lehrlingswart und Prüfungsausschussvorsitzender Alois Ortner zeigte sich erfreut über die gute Zusammenarbeit all derer, die an der erfolgreichen Prüfung ihren Anteil hatten, und benannte neben den Ausbildern in den Betrieben, den Bildungszentren der Handwerkskammer in Traunstein und Mühldorf und den Berufsschulen in Traunstein und Altötting gerade auch die Eltern, die ihre Schützlinge oft durch nicht einfache Zeiten durchgetragen hätten. Den jungen Gesellen sagte er, dass diese mit dem Abschluss nun einen Grundstein für ihren beruflichen Erfolg geschafft hätten. „Nach der Lehre beginnt erst das richtige Lernen“ sagte Ortner aber warnend. Mit einer zunehmenden Verantwortung gehe für die Gesellen die Chance einher, sich später nach erfolgreich abgelegter Meisterprüfung selbstständig zu machen. Er bestärkte sie darin, den „richtigen“ Beruf gewählt zu haben. Themen wie regenerative Energien, Energiesparen, Energiemanagement seien Bereiche ihres Berufsbildes. „Ihr seid die Gestalter der Energiewende“, so Ortner.
Obermeister Müller nahm vor der Weiterreichung der begehrten Gesellenbriefe noch den „formalen Akt“ der Freisprechung vor: Werden die Auszubildenden doch gemäß einer jahrhundertealten Tradition von den Pflichten ihres Lehrverhältnisses „freigesprochen“ und in den Stand der Junggesellen gehoben. „Kraft meines Amtes als Obermeister der Innung für Elektro- und Informationstechnik spreche ich euch frei von den Pflichten der Ausbildung und der Lehre. Ich erhebe euch hiermit feierlich in den Stand der Gesellinnen und Gesellen als Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik. Ihr sollt immer Freude und Erfüllung an eurem Beruf finden, das Erlernte zu meisterlichen Fähigkeiten weiterentwickeln und stolze Vertreter eures Standes sein!“. Damit war’s „passiert“: Unter lang anhaltendem Applaus der Anwesenden wurden aus 102 Lehrlingen nun 102 Gesellen.
Insgesamt traten 78 Lehrlinge zur Winterprüfung an, 72 freuten sich über einen erfolgreichen Abschluss. Der Notendurchschnitt liegt bei 3,28. Alle 30 angetretenen Prüflinge der Sommerprüfung haben die Prüfung erfolgreich bestanden. Der Notendurchschnitt aus Theorie und Praxis liegt gesamt bei guten 2,5.
Besonders wurden die Prüfungsbesten ausgezeichnet. Dies waren in der Winterprüfung für die Region Altötting/Mühldorf Florian Gail vom Ausbildungsbetrieb Zeiler Technik aus Neuötting (Notendurchschnitt 1,4) und für die Region Traunstein/Berchtesgadener Land Pascal Scheck von der Firma Laxganger aus Obing mit einem Schnitt von 1,9. Gail war insgesamt Bester in der praktischen Prüfung.
Herausragend auch das Ergebnis des Prüfungsbesten in der Sommerprüfung für die Region Traunstein/ Berchtesgadener Land: Fabiano Burner vom Ausbildungsbetrieb Die Elektrikerei Bernhard Niedworok in Surberg. Mit 1,2 erreichte er ein ausgezeichnetes Gesamtergebnis.
Erfreut zeigte sich der Obermeister auch, dass fünf Auszubildende im Rahmen der Schulzeugnisverleihung einen Staatspreis erhielten, da ihre schulischen Leistungen bei einem Notendurchschnitt von 1,5 oder besser liegen (wir berichteten darüber).
Fester Bestandteil der Freisprechungsfeier war wieder die Blaskapelle Emertsham mit flottem bayerisch-traditionellem Auftreten und Spiel. „Eine Bereicherung“ wie Obermeister Müller betonte. wz