„Es ist auf jeden Fall hart“

von Redaktion

Dynafit-Chef Benedikt Böhm verlässt die Bergsportmarke in Kiefersfelden

Kiefersfelden – Das letzte Gespräch mit Benedikt Böhm an der Spitze von Dynafit beschreibt eigentlich schon alles, was ihn in den vergangenen 22 Jahren auszeichnete. Beim Anruf der OVB-Heimatzeitungen rauscht es ein wenig im Hintergrund, immer wieder ist ein rhythmisches Klackern zu hören. „Ich bin gerade auf einer Skitour“, sagt Benedikt Böhm zur Begrüßung. Dreimal geht es in der Früh am Kitzbüheler Horn rauf und runter, insgesamt 2700 Höhenmeter. Ein gewöhnlicher Morgen für den Geschäftsführer und Extremsportler der Sportmodemarke. 

Höhenmeter zum
Frühstück

Über zwei Jahrzehnte gab es wohl kaum jemanden, der die Firma mit dem Leopardenkopf so stark verkörperte wie Böhm. Zum Spatenstich des neuen Hauptsitzes kam er von München mit dem Rennrad angefahren, bei seiner Eröffnungsrede ging es um Leidenschaft, Geschwindigkeit und Herzfrequenz. Schon seit seiner Kindheit ist Böhm leistungsorientiert, schaffte es in das deutsche Nationalteam der Skibergsteiger und erklimmt heute noch 8000 Meter hohe Berge in Rekordzeit.

Trotzdem ist im Juni 2025 Schluss in Kiefersfelden. „Es ist auf jeden Fall hart. Aber der Wunsch ist über einige Jahre in mir gereift“, meint Böhm. Der Grund für die Trennung ist, dass sich der 47-Jährige einen Anteil an seinen Projekten wünscht. Doch eine Beteiligung an der Marke Dynafit ist ausgeschlossen. „Das wurde von der Oberalp Gruppe von Anfang an so kommuniziert und ist auch völlig in Ordnung“, sagt Böhm. Die Anteile des Schneeleoparden bleiben in der Gründerfamilie aus Bozen. Heiner Oberrauch, Präsident der Oberalp Group, führt von Südtirol aus mehrere Sportmarken wie Dynafit oder Salewa. Seine Tochter Ruth ist bereits Vizepräsidentin und wird voraussichtlich in die Fußstapfen des Vaters treten. Zu allen hat Böhm einen guten Kontakt. „Ich bin wahnsinnig dankbar für alles. Ich hatte viele Freiheiten, enormes Vertrauen und habe mit unglaublichen Menschen zusammengearbeitet“, sagt er.

Dementsprechend sei der Abschied vollkommen ohne böse Worte abgelaufen. „Benedikt Böhm hat Dynafit auch als Athlet gelebt und war somit sowohl Inspirator als auch Manager. Er hat das Unternehmen mit so viel Einsatz mitgestaltet“, betont Ruth Oberrauch. Die Suche nach einem Nachfolger läuft bereits. Unternehmensführer Christoph Engel bemüht sich aktuell, jemanden zu finden, der Dynafit mit „derselben Leidenschaft und Innovationskraft” weiterführt.

Eine große Auswirkung auf die Arbeit am neuen Standort soll der Wechsel nicht haben. „Die Speed Factory wird weiterhin eine Schlüsselrolle für die Zukunft der Marke spielen“, versichert das Unternehmen auf Nachfrage. Auch Böhm ist überzeugt, dass sich das 30-Millionen-Euro-Projekt in der Gemeinde weiterentwickeln wird. „Mittlerweile ist alles eingerichtet. Es gibt eigentlich kein Limit“, meint der scheidende Geschäftsführer. Speziell im Trailrunning sieht er enormes Potenzial für die Firma.

Von Sportmode zu
Outdoor-Lampen

Die Zukunft von Benedikt Böhm liegt nun bei Lupine, einem Hersteller für Stirnlampen und andere tragbare Beleuchtungen im Outdoor-Sport. Dort steigt er nicht nur als Geschäftsführer, sondern auch als Gesellschafter ein. Auch wenn das Unternehmen seinen Sitz im Bayerischen Wald hat, möchte Böhm mit seiner Familie in Sankt Johann bleiben. Zudem wird er Dynafit mit seinen Speed-Skitouren und Expeditionen als Gesicht erhalten bleiben. Die Liebe zu den Bergen und seinem Sport ist eben doch zu groß.

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