Rott – 50 Jahre ist es her, dass Rott eine eigene Brauerei aufweisen konnte. 1975 kaufte Spaten das 350 Jahre alte „Kaiser Hell“ in der Gemeinde auf, die Brauerei wurde wenig später geschlossen. Bis jetzt, denn 50 Jahre später soll die Rotter Bierkultur wiederbelebt werden: Thomas Altinger (33), Sebastian Dietz (37) und Anton Ernstorfer (32) haben große Pläne. Gemeinsam haben die gebürtigen Rotter die Firma „Brauhaus Rott GmbH“ gegründet, Ende März wollen sie das erste „Kaiser Hell“ verkaufen.
Brauereimeister sorgt
für den Geschmack
Vor allem für Thomas Altinger geht damit ein Lebenstraum in Erfüllung. Er ist der Kopf des Trios und sorgt als Braumeister für den Geschmack des Bieres. „Mir schwirrt diese Idee seit zehn Jahren im Kopf herum“, sagt Altinger. Der 33-Jährige ist seit vielen Jahren mit dem Bierbrauen verbunden, hat Brauereiwesen studiert und bei Flötzinger und Gut Forsting gearbeitet. Zurzeit ist er bei der Simsseer Biermanufaktur tätig und baut ganz nebenbei seine eigene Brauerei auf. Und das in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten, dessen ist sich auch Altinger bewusst. Es sei „nicht die ideale Zeit für eine Unternehmensgründung“, gibt er zu. Trotzdem ist er vom künftigen Erfolg des „Kaiser Hellen“ überzeugt. „Bier und Bierbrauerei gehören einfach zum bayerischen Lebensgfui dazu“, sagt er.
Mit dem neuen „Kaiser Hell“ wollen Altinger und seine Mitstreiter deshalb vor allem einen Mehrwert für die Gemeinde bieten, wie Altinger erzählt. Denn Rott sei eine Kommune voller Leben. „Wir haben für einen doch eher kleinen Ort vergleichsweise viele Wirtschaften und ein großes beliebtes Bierfest“, sagt Altinger. Fehlt also eigentlich nur noch das eigene Bier.
Altes Bier
nach neuer Rezeptur
10000 Liter hat Altinger für die erste Fuhre gebraut. Das Rezept ist neu. „Nach der Original-Rezeptur wie vor 50 Jahren zu brauen, ist leider technisch gar nicht mehr möglich“, sagt Altinger. Er ist aber überzeugt, dass auch das neue „Kaiser Hell“ den Rottern munden wird. Altinger beschreibt das Bier als „bodenständig und mild“. Mit fünf Prozent hat es einen normalen Alkohol-Anteil. Was das Bier allerdings geschmacklich besonders mache, sei die ausgeprägte Hopfen-Blume. Orientiert habe er sich am Geschmack des Schönramer Hellen von vor zehn Jahren. Doch viel wichtiger sei, dass sich die Rotter auch emotional mit „ihrem“ Bier identifizieren könnten, so Altinger. „Wir werden niemals mit den großen Brauereien konkurrieren können“, sagt er. Das sei auch gar nicht das Ziel. „Ich finde: Bier sollte immer regional bleiben.“
Ganz hundertprozentig mit der Regionalität klappt es aber noch nicht. Denn aktuell kann das „Kaiser Hell“ nicht in Rott gebraut werden, dazu fehlen Altinger, Dietz und Ernstorfer noch die Räumlichkeiten. Im Moment gärt das Bier deshalb beim Unternehmen „Camba Bavaria“ in Seeon-Seebruck. Irgendwann möchte das Trio das Bier aber zu Hause zubereiten. Bis dahin haben die drei aber noch viele große Pläne. „Wir überlegen, ob wir auch beim Weißbier einsteigen“, sagt Altinger. Eigentlich entgegen dem aktuellen Trend, nach dem der Weißbier-Konsum jährlich abnimmt. „In Rott ist das Weißbier aber nach wie vor sehr beliebt“, sagt Altinger. Aber auch saisonelle Biere, wie ein dunkleres, schweres Bier im Winter, eine leichtere Helle im Sommer und ein Grünhopfen-Pils beziehungsweise ein Märzen für die Festzeit im Herbst, könne er sich als Geschäftszweig vorstellen.
Weitere
Getränke geplant
Da die Gewinn-Margen beim Bier derzeit sehr gering seien, will sich das Trio aber auch auf andere Getränke konzentrieren. „Ich arbeite zurzeit an zwei Aperitifs“, erzählt Altinger. Im Idealfall sollen diese im nächsten Jahr auf den Markt kommen. Geschmacksrichtung: Lagerfeuer und Frühling. Auch Erfrischungsgetränke möchte die „Brauhaus Rott GmbH“ anbieten. In Arbeit sei eine Kräuterlimonade, als Hommage an den Almdudler.
Hoffnung auf
positive Resonanz
Zunächst hoffen Altinger, Dietz und Ernstorfer aber auf eine positive Resonanz der Rotter auf ihr Bier. Am heutigen Donnerstag um 18 Uhr wird es beim Landgasthof Stechl in Rott dazu eine erste Verkostung geben. Anschließend wird das „Kaiser Hell“ auch zum Verkauf stehen. „Wir sind schon gespannt auf die Reaktionen“, sagt Altinger.