Von der Konzertbühne zur Blumenkunst

von Redaktion

Ein ungewöhnlicher Lebensweg, eine unermüdliche Quereinsteigerin und ein kreativer Geist: Margit Kamal hat relativ spät noch einmal viel gewagt und umgesattelt. In Waldkraiburg ist sie Gestalterin für Blumenkunst. So fand sie mit 52 Jahren zu ihrer Berufung und ihrem Beruf.

Waldkraiburg – Mit Klängen von Mozart beschallt sie ihre Blumenpracht nicht, obwohl Margit Kamal es durchaus könnte. Schließlich hat die Blumenkünstlerin einst Klavier und Querflöte studiert. „Neben der Musik gehörte meine Aufmerksamkeit immer schon den Blumen“, lächelt die Geschäftsfrau, die seit nunmehr gut einem Jahr am Stadtplatz eine besondere Blumenwerkstatt betreibt. Die gebürtige Oberpfälzerin ist nämlich mit der facettenreichen Gabe der Kreativität ausgestattet.

Wie Margit Kamal erzählt, habe sie schon als Kind gerne mit ihrer Mutter im Garten gearbeitet und so relativ früh Kontakt zur Natur aufgenommen. Den Blumen und Pflanzen ist die Waldkraiburgerin im Grunde nie untreu geworden, obwohl sie nach dem Abitur erst einmal der Musik den Vorrang einräumte. Sie studierte am Konservatorium in Nürnberg und Frankfurt. Viele Jahre erteilte Margit Kamal Musikunterricht und war selbst auf Konzertreisen unterwegs.

Mit eigenem Geschäft
neu durchstarten

„Hobbymäßig arrangierte ich zu verschiedenen Anlässen immer wieder Blumendekorationen aller Art“, erzählt die heutige Geschäftsfrau und ergänzt: „Eine herkömmliche Ausbildung zur Floristin habe ich allerdings nie durchlaufen.“ Kamal wählte einen anderen Weg. Sie besuchte zahlreiche Kurse und war häufig bei verschiedenen Floristen tätig. Im Jahr 2004 zog die Blumenfreundin nach Waldkraiburg und verrät: „Durch den Umzug wurde es mir möglich, wieder mehr Zeit für Garten und Blumen aufzubringen.“

Die heute 60-Jährige wollte noch einmal neu durchstarten und visierte ein ganz besonderes Ziel an. Sie bewarb sich an der Staatlichen Fachschule für Blumenkunst in Weihenstephan und erklärt: „Durch meine vielfältige künstlerische Vortätigkeit wurde es mir möglich, an der Aufnahmeprüfung teilzunehmen.“ Zuerst saß Margit Kamal als Gasthörerin im Seminarraum, doch 2017 wurde sie offiziell an der Einrichtung aufgenommen und schloss die Ausbildung 2019 sogar als Jahrgangsbeste ab.

Wer den Titel „Staatlich geprüfte Gestalterin für Blumenkunst“ erreichen will, muss in Bayern die Staatliche Fachschule in Weihenstephan durchlaufen, einen anderen Weg gibt es nicht.

Neben der Kunst, Blumen zu gestalten, werden auch Betriebswirtschaft, Design und Einblicke in Architektur gelehrt. Insgesamt bietet die Fachschule eine breite Allgemeinbildung an. Die Fächerauswahl ist nach Darstellung Kamals „einfach nur beeindruckend“.

Nach bestandener Prüfung richtete sich die Waldkraiburgerin mit Unterstützung ihres Mannes zuerst im Keller des Privathauses eine Blumenwerkstatt ein. Bald machte sich die 60-Jährige durch stilvollen und außergewöhnlichen Blumenschmuck einen Namen.

„Ich liebe historische Gebäude, so konnte ich beispielsweise schon für das Hardthaus in Kraiburg arbeiten“, erzählt sie. Im Januar 2024 erhielt die Gestalterin für Blumenkunst die Chance, am Stadtplatz 12 in Waldkraiburg das ehemalige Blumengeschäft von Sibylle Keller zu übernehmen.

Von der Natur
inspiriert

Die Blumenkünstlerin gerät ins Schwärmen, wenn sie von ihrer Berufung erzählt, die zum Beruf geworden ist: „Mir ist es wichtig, zu zeigen, was die einzelne Blume ausdrücken und uns sagen will. Daher werden in meinem Geschäft viele Sträuße luftig und leicht gebunden, damit die Lebendigkeit und das Strahlen im Vordergrund stehen.“ Freilich gebe es in ihrer Waldkraiburger Blumenwerkstatt auch herkömmliche Gebinde, denn der Kunde sei schließlich König. Außerdem hätte die sogenannte normale Floristik ebenfalls ihre Berechtigung.

Margits Herz jedoch schlägt für eine bezaubernde und naturinspirierte Blumenkunst, die nicht kompakt, sondern locker und frisch daher kommt. In einem dicht gebundenen Strauß müssten sich die Blumen unterordnen und dadurch sei eine freie Entfaltung kaum möglich. Eine Mitarbeiterin in Margit Kamals Blumenwerkstatt drückt es so aus: „Es gibt strukturierte, aber auch naturnahe Gärten. Letztere Gartenart gilt im übertragenen Sinne für uns.“

Chefin von fünf
Mitarbeiterinnen

Von der Formenvielfalt und dem Zusammenspiel der leuchtenden Blütenfarben ist die Geschäftsinhaberin jeden Tag aufs Neue begeistert. Für ihr Seelenheil, so gibt sie zu, gehören zu Blumen selbstverständlich passende Gefäße, damit die Verknüpfung der Blumen zu einem wahren Gesamtkunstwerk aufsteigen kann. Die blumigen Schönheiten in Kamals Geschäft seien dazu prädestiniert, jedem Anlass gerecht zu werden.

Die Chefin von fünf Mitarbeiterinnen spricht von gedeckten Schönheiten für Trauerfeierlichkeiten und von fröhlichen Schönheiten, wenn es um Ereignisse geht, die den Menschen erfreuen. Und während sie so Auskunft gibt über ihr Leben mit den Blumen, ordnet Margit Kamal einfallsreich einen Strauß an, der Lebensfreude und Vitalität ausstrahlt.

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