„Die fetten Jahre sind vorbei“

von Redaktion

Schreiner-Innung Traunstein sieht schwierige Zeiten kommen – Künftige Herausforderungen Thema bei Jahresversammlung

Traunreut – „Wir haben es schon einmal leichter gehabt.“ Das betonte Andreas Weinzierl, Obermeister der Schreiner-Innung Traunstein, jüngst bei der Jahresversammlung der Handwerkervertretung. Und weil die Schreiner den Begriff „Schreiner-Familie“ auch ganz praktisch leben, fand die jährliche Versammlung traditionell in einer der Werkstätten eines Mitgliedsbetriebes statt. Diesmal war die Schreinerei Walzmühle in Traunreut-Matzing an der Reihe.

„Wir schlagen
uns wacker“

Traditionell auch immer mit dabei: einige Meisterfrauen, die in Werkstatt und Büro oft genug ihren „Mann“ stehen und unverzichtbarer Bestandteil eines funktionierenden Betriebs- und Arbeitslebens sind.

Nach dem Gedenken an die verstorbenen Innungsmitglieder ging Weinzierl auf die wirtschaftliche Lage im Schreinerhandwerk ein. „Wir schlagen uns wacker, aber wir haben auch mit massiven Problemen zu kämpfen“, konstatierte er. Er befürchte, dass die fetten Jahre vorbei seien. Es sei nicht immer einfach, Mitarbeiter zu binden. Zudem habe man es nicht leicht, das Kundenklientel zu halten, denn die Schreiner lieferten individuell gestaltete Möbel in hochwertiger Ausführung. Das koste seinen Preis und sei wertbeständig.

In Sachen Mitgliederstruktur bilanzierte er: „Wir werden eher weniger“, auch wenn man einen neuen Betrieb habe hinzugewinnen können. Aktuell sind in der Schreiner-Innung Traunstein damit 77 heimische Schreinerbetriebe Mitglied.

Weinzierl ging auch auf die Betriebsjubiläen der Schreinereien Asenkerschbaumer in Tittmoning (100 Jahre), Brüderl in Traunreut (75 Jahre), Kraller in Petting (30 Jahre) und Plank in Schnaitsee (100 Jahre) ein. Auch die Berufsinformationsmesse (BIM) war in der Rückschau ein Thema: Die Schreiner-Innung habe das Interesse der Jugendlichen auf sich gezogen. Die Vergabe der Meisterbriefe am Vortag des Blattl-Sonntags mit Ausstellung der Meisterstücke komme sehr gut an.

Azubis mit gutem
Leistungsniveau

Auch über einen Sponsoring-Vertrag mit der Kreissparkasse Traunstein-Trostberg konnte Weinzierl den anwesenden Mitgliedern erfreut berichten. Diese investiert künftig jährlich einen mittleren vierstelligen Betrag, mit dem unter anderem wertvolle Japansägen für die Auszubildenden erworben werden.

Prüfungsvorsitzender Gerhard Fuschlberger ging auf die vergangene Zwischenprüfung ein, die mit 46 Teilnehmern stattfand (drei davon von der Jugendsiedlung in Traunreut, vier vom Staatlichen Landschulheim Marquartstein). Der letztjährigen Gesellenprüfung stellten sich 39 Lehrlinge (fünf aus Traunreut, zwei aus Marquartstein). Erfreut zeigte er sich, dass der Innungssieger Florian Stolz vom Ausbildungsbetrieb Schreinerei Walzmühle in Traunreut dreimal mit der Note 1 abschloss. Man habe ein gutes Leistungsniveau und habe auch die Schülerzahlen im Vergleich zu den vergangenen Jahre halten können. Aktuell würden in den drei Lehrjahren 118 Berufsschüler das Schreiner-Handwerk erlernen, 24 davon sind weibliche Teilnehmer.

Über die Arbeit der Jugendsiedlung Traunreut gab Thomas Irger Auskunft und schilderte die Wege zur Gesellenprüfung und die Ausbildungsrichtungen Fachpraktiker, Holzmechaniker oder Schreiner. Bei den im Juli stattfindenden Prüfungen stellen sich neun Auszubildende den Abschlussprüfungen, sechs sind zur Zwischenprüfung gemeldet. Er wies auf den Jubiläumstag der Jugendsiedlung hin: Sie feiert am 24. Mai ihr 75-jähriges Jubiläum.

Die Schreiner-Innung hat es mit steigenden Herausforderungen zu tun: Das zeigte sich auch an den jährlich steigenden Ausgaben und Einnahmen, wobei die Überschüsse tendenziell zurückgehen. Dagmar Sinzinger von der geschäftsführenden Kreishandwerkerschaft legte die Jahresrechnung des vergangenen Jahres vor, die nach dem positiven Votum der beiden Rechnungsprüfer Franz Schroll und Johannes Janson einstimmig beschlossen wurde. Kassier und Vorstandschaft wurden ohne Gegenstimme entlastet. Und auch der Haushalt 2025 fand die Zustimmung der anwesenden Mitglieder. Die beiden Revisoren wurden in der jährlichen Wahl der Rechnungsprüfer wiedergewählt.

Ein Faible hat der Obermeister für die „World Skills“, die Weltmeisterschaft der Berufe, und berichtete von dem Wettbewerb im französischen Lyon im vergangenen Jahr. „Es ist toll, was berufliche Bildung kann“, brach er eine Lanze für die erlernten Handwerksberufe. Der Präsident des Fachverbandes Schreinerhandwerk Bayern, Bernhard Daxenberger, berichtete von den „Euro Skills“ in Dänemark. Im Jahr 2027 finden diese in Deutschland statt. Die Wettbewerbe seien eine „Herzensangelegenheit“ für ihn. „Wir haben mehr Lehrlinge als Ausbildungsbetriebe“ ergänzte er, was nur für wenige Gewerke gelte.

Beim Fachvortrag von Sascha Groeger von der Knapp GmbH in Vaterstetten ging es um innovative Holzverbinder, die für höchste Stabilität und schnelle Montage sorgen sollen. wz

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