Zwischen Preisboom und Seuchenrisiko

von Redaktion

Höhere Auszahlungspreise für Milcherzeuger durch Haltungsform

Wasserburg – Aufgabe der MEG Wasserburg ist es, die Interessen der 619 Milcherzeuger (große Gebiete des Landkreises Ebersberg und des Altlandkreises Wasserburg) gegenüber den Molkereien zu vertreten, wie bei der Versammlung der Milcherzeugergemeinschaft Wasserburg-Ebersberg (MEG Wasserburg) deutlich wurde.

Der Vorsitzende Alfred Utz informierte die etwa 80 anwesenden Vertreter über insgesamt 30 Molkerei-Wechsel der Mitglieder, bei denen die Landwirte nach intensiven Verhandlungen ihre Milch bereits zu einer anderen Molkerei liefern. 26 davon liefern nun zu den Naabtaler Milchwerken (Privatmolkerei Bechtel) ins oberpfälzische Schwarzenfeld. Der Grund ist vor allen Dingen, dass die Naabtaler Milchwerke bedeutende Zuschläge für verbesserte Tierhaltungsformen bezahlen. Je nach Haltungsform gibt es zwischen 1,5 und 6,5 Cent Zuschlag je Kilogramm Milch, wenn beispielsweise die Milchkühe einen Freiluftauslauf (circa zwei Cent) oder einen Weidegang (circa vier bis 6,5 Cent) nutzen können. Neben den im Altlandkreis befindlichen hiesigen Molkereien Jäger, Meggle, Alpenhain und Bauer wurde die Milch zudem zu den Molkereien Weihenstephan, Zott und der MVS-Milchvermarktung Rosenheim (Sternenfair) geliefert.

Insgesamt blickte Utz auf ein positives Milcherzeuger-Jahr 2024 zurück, das mit Bauernprotesten im Januar 2024 begann. Die Milchmenge stieg leicht, die Milchgeldauszahlung stieg von 82 Millionen Euro auf 131 Millionen Euro im Jahr 2024. Hier spiegelt sich die Marktlage wider, weil Milch offensichtlich derzeit knapp ist und andererseits die Landwirte mit hohen Kostensteigerungen umgehen müssen. Der Auszahlungspreis bewegt sich derzeit bei circa 53 Cent je Kilogramm Milch (was fast genau einem Liter entspricht).

Aber nicht alles ist positiv, wie vor allem der Leiter des Veterinäramtes Rosenheim, Ernst Andiel, erläuterte. Die Maul- und Klauenseuche ist eine ernste Bedrohung für die Tierbestände. Der Ausbruch in Brandenburg verunsicherte nicht nur die Landwirte, sodass als eine der Folgen der Maßnahmen zur Eindämmung die „Grüne Woche“ in Berlin ohne Klauentiere blieb. Seit einiger Zeit gilt wieder der Status „MKS-frei“, was vor allem für den Export von Milch und Fleisch von enormer Bedeutung ist.

Die Blauzungenkrankheit dagegen ist nicht so ansteckend wie die Maul- und Klauenseuche, aber auch hier droht Gefahr. Dieser Krankheit kann gut mit einer Impfung vorgebeugt werden. Derzeit impfen viele Landwirte gegen die Blauzungenkrankheit, was zu Wartezeiten wegen des zu wenig verfügbaren Impfstoffes führt. Beachtenswert war dazu die Entwicklung des Kassenstandes, der von 188000 Euro auf 165000 Euro zurückging. Hauptursache sind die gestiegenen Kosten zur Warenkreditversicherung. Dies ist vereinfacht gesagt eine Ertragsausfallversicherung, wenn beispielsweise Seuchen den einzelnen Betrieb heimsuchen.

Der Vorsitzende der Bayern-MEG, also des Dachverbandes der einzelnen regionalen MEG’s, Markus Seemüller, führte kurz und knapp die Satzungsänderung durch. Bisher war die MEG ein wirtschaftlicher Verein, nun wurde sie in einen nicht eingetragenen Verein umgewandelt, was weniger Bürokratie und mehr Eigenverantwortung bedeutet, so Seemüller. Viel interessanter für die Zuhörer waren seine Ausführungen zu den Mechanismen der Markt- und Preisentwicklung. Neben den bekannten Faktoren Angebot/ Nachfrage spielt natürlich der Wettbewerb eine große Rolle. Er gab bekannt, dass nun erstmals mit einer belgischen Molkerei eine Milchlieferung vereinbart wurde. Als dritte, oft zu wenig beachtete Größe spielt die Psychologie eine große Rolle. Er zeigte einen Rückgang der Tiere, einen Rückgang der Tierhalter, einen Rückgang der Milchanlieferung und nach langen Jahren einen nun gestoppten Rückgang des Verbrauches auf. Ursache sind hier auch die wechselnden Trends zu Milchersatzprodukten. Diese Entwicklung spiegelt sich im aktuell guten Milchpreis.

Ein weiterer prominenter Gast war Dr. Marcel Huber, bekannt auch unter anderem als früherer bayerischer Umweltminister. Er ist Leiter des Praktiker-Rates. Bei diesem Gremium geht es um die Vereinbarkeit der Interessen der Landwirte und der Umweltverbände. Als ihn Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber bat, dies zu übernehmen, meinte er: „Die Erfolgswahrscheinlichkeit hier ist so gering, dass ich ‚ja‘ gesagt habe.“

Umso wichtiger ist es natürlich, dass sich die beiden Interessengruppen aufeinander zu bewegen. Und das ist ihm dem Vernehmen nach auch gut gelungen. Eine der gemeinsamen Positionen ist, dass heimische Produktion wieder wichtiger wird und man dann dem Landwirt wieder mehr Vertrauen schenken soll. Er arbeitet nach den Erkenntnissen der „guten fachlichen Praxis“. Die Versorgungssicherheit rückt wieder mehr in den Vordergrund. Nach dem Zweiten Weltkrieg ernährte ein Landwirt zehn Bürger, heute sind es 145 Personen. Die durchschnittliche Betriebsgröße ist ein Spiegelbild dazu. Sie steigerte sich von sieben Hektar auf aktuell 35 Hektar. franz manzinger

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