Historischer Zimmerer-Meisterkurs – 21 Absolventen mit Abschlüssen

von Redaktion

Premiere in Traunstein – Bildungszentrumsleiter Ertl: „Lohnendes Investment“ – Nächster Kurs ist bereits ausgebucht

Traunstein – Grund zum Feiern gibt es für das heimische Zimmerer-Handwerk und dabei vor allem für 21 junge Ex-Zimmerer-Gesellen, die jüngst ihren Meisterbrief erhielten. Aber auch für die Handwerkskammer und die Innung war es ein besonderer Tag: Ist doch nun der erste Zimmerer-Meisterkurs in Traunstein erfolgreich abgeschlossen. Und der wurde im Bildungszentrum in Traunstein gebührend gefeiert.

Rund 1450 Unterrichtseinheiten für die Teile eins und zwei des Meisterkurses haben die fleißigen Ex-Gesellen investiert, die überwiegend aus den Landkreisen Traunstein, Berchtesgadener Land aber auch darüber hinaus kamen.

„Das Investment hat sich gelohnt!“, betonte Franz Ertl, Leiter des Bildungszentrums der Handwerkskammer. Die herausragenden Leistungen wolle man zum Kursabschluss mit einem Festabend würdigen. Er sagte in seiner Festrede zu den Absolventen: „Dieser Tag markiert einen bedeutenden Meilenstein für Sie! Sie dürfen zu Recht stolz sein.“ Der erstmals durchgeführte Meisterkurs sei auch für die Handwerkskammer bedeutsam: „Der neue Kurs erfüllt uns mit Stolz und Freude.“ Besonders stellte er das Engagement von Kursleiter Jens Holst heraus, der federführend für die Einführung verantwortlich zeichnete und den Kurs mit „Fachkompetenz, Struktur und Herzblut“ geleitet habe, Gerlinde Lukas habe mit großem Einsatz das Backoffice des Kurses gebildet.

Landtagsabgeordneter Konrad Baur (CSU) betonte in seinem Grußwort die Wertschätzung, die man den Meistern mit der Festveranstaltung entgegenbringe. „Wir wissen, was wir am Zimmerer-Handwerk, aber auch am Handwerk im Allgemeinen haben.“ Es sei schön, dass man einen Rahmen geschaffen habe, wo sich junge Menschen in ihrem Beruf weiterentwickeln können. Der Teilzeit-Meisterkurs sei wichtig, die Handwerker könnten damit auch in ihren Betrieben weiterarbeiten.

Dieter Vierlbeck, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für München und Oberbayern, würdigte die vielen engagierten Personen, die sich haupt-, aber auch ehrenamtlich in der Durchführung engagiert hätten. „Wir sind ein Team.“ Er stellte die finanzielle Ausstattung durch die Bayerische Staatsregierung heraus. Der Meisterbonus mit 3000 Euro sei ein finanzieller Anreiz für das kosten- und zeitintensive Engagement der Kursteilnehmer. „Die Kommunalpolitik stellt die Rahmenbedingung, dass wir hier so gut arbeiten können.“ Ohne Innungen und ohne Kreishandwerkerschaft gäbe es das alles nicht, sagte Vierlbeck in der Hoffnung, dass sich selbstständige Meister auch in der Handwerkervertretung engagieren würden. Durch die erfolgreich abgelegte Meisterprüfung sei eine uneingeschränkte Hochschulberechtigung gegeben. Neben der Hochschulberechtigung besteht für die erfolgreichen Handwerker auch die Möglichkeit, den Betriebswirt (HwO) draufzusatteln. Weitere Möglichkeiten gibt es im CAD- und IT-Bereich. „Aber bleiben Sie dem Handwerk treu“, war seine Hoffnung. Martin Kollmeier, Obermeister der Zimmerer-Innung Traunstein-Berchtesgadener Land, würdigte die Meister des berufsbegleitenden Kurses: „Ihr habt bewiesen, dass man mit Mut, Fleiß und ohne Angst in die Zukunft blicken kann.“ Als die ersten frischgebackenen Meister im neuen Kurs in Traunstein seien sie Pioniere. „Und Pionierarbeit ist bekanntlich nichts für Bequeme“, fügte er hinzu. Sie hätten in der Doppelbelastung aus Arbeit und Kursteilnahme Ausdauer, Leidenschaft – und teilweise auch Leidensfähigkeit gezeigt. „Ihr habt Großartiges geleistet“, sagte der Obermeister, der sich von Beginn an für die „Kursidee“ in Traunstein stark gemacht und eingesetzt hatte. Der Stadt Traunstein attestierte er ein „Ort mit Zukunft“ zu sein – offen für Bildung und stark im Handwerk, wofür auch der Campus Chiemgau stehe. Und auch Kursleiter Jens Holst freute sich über das Gelingen des Kurses und sprach in vielen Richtungen ein herzliches „Danke“ aus. Er machte deutlich, dass die Teilnehmer viel Disziplin und Durchhaltevermögen mitgebracht hätten. Sie hätten in dem herausfordernden Kurs Unterstützung durch die Angehörigen erhalten. Er würdigte die konstruktive Zusammenarbeit auf allen Ebenen im Handwerksbereich. Der Meisterkurs stelle jetzt einen beruflichen Neubeginn für die Zimmerer dar.

„Höchsten Respekt für euren erfolgreichen Abschluss des Meisterkurses in Teilzeit“, führte Prüfungsausschussvorsitzender Wolfgang Weigl aus und nannte es „nochmals eine andere Liga“ im Vergleich zu einem Vollzeitkurs, da gerade die Belastung aus Arbeit und Kurs auch für die Familie herausfordernd sei. „Der Zimmererberuf ist einer der schwersten und auch einer der anerkanntesten Handwerksberufe“, brach er eine Lanze für die Zimmerer. Er ermutigte die Jung-Meister, sich im Arbeitsleben in der typischen Zimmer-Kluft zu zeigen. Es zeige etwas vom gesunden Stolz, den man in seinem Berufsleben mitbringe.

Im Nachgang ging es an die Zeugnisverleihung für die 21 erfolgreichen Absolventen (zwei Teilnehmer davon haben den ersten Teil erfolgreich abgelegt). Die Prüfungsbesten waren Josef Piatke aus der Ramsau, vor Lukas Hasenknopf aus Berchtesgaden und Peter Wachs aus Anger. Die anwesenden Absolventen bedankten sich bei ihren Kursleitern mit kleinen Präsenten.

Nach der Verleihung wurde bei einem von Caterer Bruno Tinello kreierten gemeinsamen Abendessen und geselligem Beisammensein weitergefeiert. Musikalisch wurde die Zeugnisverleihung durch eine gelungene Einlage durch Stefano und Giovanni Lucio begleitet, die viel Applaus für ihre Live-Musik á la „Nel blu dipinto di blu (Volare)“ erhielten.

Wie begehrt die Qualifikation zum Zimmerer-Meister ist, zeigt sich auch daran, dass der im September dieses Jahres startende nächste Kurs mit 28 Teilnehmern restlos ausgebucht ist – gut gefüllte Warteliste inklusive. wz

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