Kunststoffrevolution im Chemiepark

von Redaktion

Abfälle in Rohstoffe verwandeln? Ein Pionierprojekt in Gendorf zeigt, wie das geht. Hier entsteht aktuell ein innovativer Betrieb zur Kunststoffverwertung – mit Technologie aus Fürth und großem Potenzial für die Region.

Burgkirchen – Ein neues Kapitel der Kunststoffverwertung startet im Chemiepark Gendorf: Dort entsteht derzeit ein innovativer Betrieb, der Kunststoffabfälle in wertvolle Rohstoffe verwandelt. Das Verfahren hierfür wurde von der Pruvia GmbH aus Fürth entwickelt, deren patentierte Pyrolysetechnologie damit erstmals im industriellen Maßstab umgesetzt wird.

„Meilenstein für die Kreislaufwirtschaft“

Ziel ist es, schwer recycelbare Kunststoffe nicht länger zu verbrennen oder zu deponieren, sondern als Rohstoffquelle in den Kreislauf zurückzuführen. „Die Anlage in Gendorf ist ein echter Meilenstein für die Kreislaufwirtschaft in Deutschland“, betont das Unternehmen. Bis zu 70000 Tonnen Kunststoffabfälle pro Jahr sollen künftig hier verarbeitet werden. So will das Unternehmen gleichzeitig zum Klimaschutz und zur regionalen Wirtschaft beitragen.

Vom Gelben Sack
zum Rohstoff

Besonders Mischkunststoffe, wie sie im Gelben Sack landen, ließen sich mit klassischen Recyclingmethoden bisher kaum wiederverwerten. „Mechanisches Recycling stößt hier an seine Grenzen“, heißt es von Pruvia. Das chemische Recycling mittels Pyrolyse eröffnet jedoch neue Möglichkeiten: In einem thermischen Prozess werden Kunststoffe unter Sauerstoffausschluss in ihre molekularen Bestandteile zerlegt, mit einem hochwertigen Pyrolyseöl als Ergebnis, das künftig fossile Rohstoffe in der Kunststoffproduktion ersetzen kann.

Die Pruvia-Technologie „MLM-R“ überwindet bisherige Schwächen konventioneller Pyrolyseanlagen: Statt auf eine ungleichmäßige externe Erwärmung zu setzen, nutzt das Verfahren den direkten Energieeintrag über einen granulierten Wärmeträger. „Das sorgt für stabile Temperaturen im Reaktor und damit für gleichbleibend hochwertige Produkte“, so Pruvia.

Auch Rückstände – wie etwa Koks –, die sich bei anderen Verfahren als Problemstoffe anlagern, werden dabei energetisch verwertet, was Energie spart, Betriebskosten senkt und den Entsorgungsaufwand reduziert. Das Verfahren, das in einer Pilotanlage in Neapel getestet wurde, konnte 2023 im Chemiepark Leuna demonstriert werden. Dabei konnte eine Ausbeute von bis zu 80 Prozent aus dem Abfallstrom belegt werden. Mit der Umsetzung in Gendorf folgt nun der nächste Schritt.

Der neue Betrieb ist jedoch mehr als nur eine zusätzliche Anlage im Chemiepark – er rückt Gendorf auch in den Fokus internationaler Industrie- und Umweltkreise.

Dass die Technologie weltweit nachgefragt wird, überrascht nicht, denn mit geringem Platzbedarf, niedrigen Investitionskosten und hoher Energieeffizienz ist das Verfahren nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich attraktiv.

Arbeitsplätze und Chancen für Region

Besonders in Zeiten wachsender Rohstoffknappheit und schärferer Umweltvorgaben eröffnet die Pruvia-Pyrolyse neue Wege für eine Kreislaufwirtschaft – und ganz nebenbei entstehen auch neue Arbeitsplätze in der Region.

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