Inzell – Viele Sorgen und doch auch eine Portion Zuversicht: Davon konnte der Obermeister der Metzger-Innung Traunstein-Berchtesgadener Land, Hans Reiter, kürzlich bei der Jahreshauptversammlung der Handwerkervereinigung in Inzell berichten. Reiter wurde im Rahmen der turnusmäßigen Neuwahlen als Obermeister der Innungsbetriebe der beiden Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land für die kommenden drei Jahre wiedergewählt.
Fleischpreise
steigen wieder
Der Obermeister machte in seinem Bericht deutlich, dass das Metzgerhandwerk in der Region und darüber hinaus „turbulente Zeiten“ durchlaufe: „Der Wareneinkauf bewegt sich nach wie vor auf einem hohen Preisniveau. Beim Rindfleisch gehen die Preise fast wöchentlich nach oben.“
Vor dem Hintergrund leerer Kühllager blickte er sorgenvoll auf die Grillzeit im Sommer, wenngleich die Verbraucher tendenziell eher zurückhaltender reagierten. Er warb bei den Verbrauchern um Verständnis: Den Preissteigerungen sei auch das heimische Metzgerhandwerk ausgeliefert.
Er erläuterte, dass sich die heimischen Innungsbetriebe, die bewusst auf Regionalität und Nachhaltigkeit setzen, im Berichtszeitraum erfolgreich präsentiert haben. So zum Beispiel beim Regionaltag in Traunstein im vergangenen Jahr. „Der Andrang war überwältigend.“ Bis zum Mittag seien die vorbereiteten Speisen ausverkauft gewesen und es musste Nachschub besorgt werden. Der Erfolg schlug sich auch finanziell positiv für die Innung zu Buche. „Die Besucher waren begeistert von der Qualität unserer Produkte“, freute sich Reiter. Beim diesjährigen Traunsteiner Regionaltag, der am Sonntag, 6. Juli, unter dem Motto „Wald und Wild“ steht, werde man sich wieder präsentieren und für kulinarische Leckerbissen sorgen.
Reiter ging auch auf die Gesellenprüfung des vergangenen Jahres ein, die in Traunreut und Traunstein durchgeführt wurde. Alle vier Metzger und fünf Verkäuferinnen bestanden diese und erhielten bei der Freisprechungsfeier in Palling den begehrten Gesellenbrief.
Dennoch sei die geringe und rückläufige Zahl an Auszubildenden alarmierend, konstatierte der Obermeister. Man sei hier im Vergleich mit anderen Gewerken im Handwerk bei rechnerisch 1,17 Lehrlingen pro Betrieb fast Schlusslicht. „Wenn wir keine Lehrlinge mehr haben, sieht es in einigen Jahren schlecht für unser Handwerk aus. Die Personalsituation bleibt angespannt“, sagte er auch vor dem Hintergrund, dass in den kommenden zehn Jahren rund 50 Prozent der Mitarbeiter im Verkauf aus Altersgründen ausscheiden werden.
Reiter verwies auf die Möglichkeit der Anwerbung von Auszubildenden aus dem Ausland. Der Fleischerverband sei hier unter anderem in Vietnam aktiv. „Da braucht man Nerven und Geduld“, betonte er aus eigener Erfahrung. Man wolle sich auch in diesem Jahr bei der Ende September stattfindenden Berufsinformationsmesse (BIM) im Traunsteiner Bildungszentrum der Handwerkskammer engagieren und um beruflichen Nachwuchs werben – und die Ausbildung als Metzger oder Metzgereifachverkäuferin nicht nur aufgrund einer sehr attraktiven Ausbildungsvergütung „schmackhaft“ machen. Dazu setzt die Innung in Form einer VR-Brille auch technische Möglichkeiten ein, mit der sich die Messebesucher beispielsweise die Leberkäseproduktion virtuell ansehen können. Aktuell werden insgesamt 23 Auszubildende in den drei Lehrjahren beschult, berichtete Reiter.
Vertrauen in den
neuen Bundesminister
Dem neuen Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Alois Reiner, sprach der Obermeister sein Vertrauen aus: „Das ist einer von uns“, sagte er über den gelernten Metzgermeisterkollegen.
Nach dem Gedenken an verstorbene Mitglieder legte Dagmar Sinzinger von der geschäftsführenden Kreishandwerkerschaft Traunstein-Berchtesgadener Land die Jahresrechnung 2024 vor.
Das Zahlenwerk zeigte ein ausgeglichenes Ergebnis und wurde nach dem positiven Votum der beiden Rechnungsprüfer Gerhard Aicher und Hermann Braunsperger ohne Gegenstimme verabschiedet. Auch der Haushaltsplan für das laufende Jahr fand die Zustimmung der anwesenden Mitglieder.
Turnusgemäß wurden Vorstandswahlen durchgeführt. Obermeister Hans Reiter stellte sich wieder zur Wahl und wurde für die kommenden drei Jahre einstimmig im Ehrenamt bestätigt. Sein Stellvertreter ist künftig Jakob Mitterer. In den Vorstand wurden weiter Peter Eicher junior, Hubert Hirschbichler junior, Max Kuba und Christian Sichert gewählt. Auch Aicher und Braunsperger stehen der Innung für ein weiteres Jahr als Rechnungsprüfer zur Verfügung.
Lars Bubnick, Geschäftsführer des Landesinnungsverbands für das bayerische Fleischerhandwerk, ging abschließend auf die Verbandsarbeit ein und diskutierte mit den anwesenden Metzgermeistern über relevante aktuelle Veränderungen, die ihre tägliche Arbeit tangieren, wie etwa die seit diesem Jahr eingeführte E-Rechnung, die für Umsätze zwischen inländischen Unternehmern (B2B) verpflichtend ist.Andreas Wittenzellner