Die erste Königin der Spengler

von Redaktion

Weinkönigin, Bierkönigin und vieles mehr: Doch dass es nun auch eine Spenglerkönigin gibt, ist ungewöhnlich. So kam es zu Marion I., das ist ihre Geschichte und so sehen ihre Aufgaben als Königin aus.

Vogtareuth – Eine royale Präsenz hat seit Januar Einzug in die Spenglerei Ross erhalten. Hier ist die erste Spenglerkönigin zu Hause und kümmert sich um das Büro des Familienunternehmens. Seit Januar ist Marion Ross nun Marion I. und durfte bereits bei verschiedenen Anlässen ihre Schärpe tragen, auf der in großer, goldener Schrift „Spenglerkönigin“ prangt.

Zu Gast bei
Markus Söder

„Der Neujahresempfang war sehr aufregend. Das war das erste Mal, dass ich meine Schärpe getragen habe“, erinnert sich Ross an ihren ersten öffentlichen Auftritt als Spenglerkönigin. Ministerpräsident Markus Söder lud zum Neujahresempfang in die Münchner Residenz ein und unter den verschiedenen Königinnen war auch Marion I. mit dabei. „Ich wurde von den anderen Königinnen herzlich aufgenommen. Die waren alle begeistert, dass das Handwerk jetzt auch eine Königin hat“, erzählt die 30-Jährige.

Eine Königin im Handwerk ist bisher nicht gang und gäbe. Bei Produkten wie Bier, Honig, Wein oder Spargel sind die Königinnen mittlerweile etabliert und hier wollte die Spenglermeistervereinigung Bayern ansetzen. Der Beruf kämpft mit einem Mangel an Auszubildenden und unbesetzten Lehrstellen. Um dem entgegenzuwirken, kam die Idee einer Spenglerkönigin auf, welche für den Beruf genauso werben soll, wie eine Produktkönigin für zum Beispiel Bier.

Seit 13 Jahren im Büro
des Familienbetriebs

Gesagt, getan und so wurde Ross zur Spenglerkönigin. „Es hat nicht wirklich eine Wahl gegeben, aber unsere Firma ist seit 2015 im Verein und die Mitglieder kennen mich alle“, erklärt die Königin, wie sie zu ihrem Titel gekommen ist. Denn Spenglerin ist sie selber nicht, sie arbeitet nur im Büro des Spengler-Familienbetriebs ihres Vaters.

„Ich bin seit 2012 im Betrieb mit dabei. Eigentlich bin ich nur im Büro, aber ab und zu springe ich mal auf der Baustelle ein oder bin kurz in der Werkstatt, wenn kleine Bleche zu biegen sind“, beschreibt Ross ihre Verbindung zum Handwerk.

Da die Spenglerei Ross ein Familienbetrieb ist, ist Marion I. mit dem Handwerk aufgewachsen. „Dadurch haben sie mich für kompetent gehalten und zur Königin gekürt“, sagt sie lachend. Der Bezug zum Handwerk ist bei ihr somit gegeben, warum ist sie dann nicht selber Spenglerin geworden? „Damals war das noch nicht so, dass Frauen in die handwerklichen Berufe gegangen sind, deshalb habe ich Bürokauffrau gelernt“, erklärt die 30-Jährige.

Doch Teil des familiären Betriebs wollte sie trotzdem sein – aus einem ähnlichen Grund, weshalb sie auch die Spenglermeistervereinigung als Königin vertritt: wegen der Leidenschaft. „Die Spengler machen das alle mit Herzblut, die leben ihren Beruf durch und durch. Diese Leidenschaft reißt mich einfach mit“, betont die Bürokauffrau aus Vogtareuth.

Diese Präsenz wird gebraucht, denn Ross und die Spenglerkollegen stellen häufig eine Unwissenheit gegenüber dem Handwerk fest. „Was der Spengler macht, wissen nicht viele“, erklärt die Spenglerkönigin. Außerdem gibt es für den Beruf verschiedene Bezeichnungen: Spengler sagt man vor allem in Süddeutschland, in Baden-Württemberg wird er oft als Flaschner bezeichnet und im Rest Deutschlands fällt er meist unter den Begriff des Klempners.

Die Aufgaben eines Spenglers umfassen dabei vieles um den Hausbau herum: „Im Prinzip macht der Spengler alles, was mit Blech am Haus zu tun hat. Da gehören die Dachrinnen dazu, aber auch Kaminverkleidungen.“ Dieses Wissen zu verbreiten, ist nun die Aufgabe von Ross, und ihre Familie ist davon begeistert. „Mein Papa ist, glaube ich, ein bisschen stolz, weil er ist mit dafür verantwortlich, dass ich überhaupt Spenglerkönigin werden konnte“, sagt Ross. Ohne ihren Vater wäre sie dem Spenglerhandwerk nie so nahe gewesen.

Amtsträgerin
bis ins Jahr 2027

Jetzt kann sie ihm vielleicht ein bisschen was zurückgeben, indem sie den Beruf präsenter macht. Dabei ist ihr wichtig, zu zeigen, wie toll der Beruf des Spenglers ist. „Man kann dabei mit den Händen viel schaffen und kreativ sein. Es ist ein toller und vielseitiger Beruf“, betont die 30-Jährige aus Vogtareuth.

Wie es in der Zukunft für die Spenglerkönigin weitergeht, ist teilweise noch offen. „Dadurch, dass ich die erste Königin bin, ist das alles noch am Entstehen“, erklärt Marion I. Eine Sache steht allerdings schon fest: Die Amtszeit wird mindestens bis 2027 gehen, da dann das 40-jährige Bestehen der Vereinigung gefeiert wird. Bis dahin freut sich Ross auf das, was noch kommt. „Ich freue mich auf die ganzen Erfahrungen, hoffentlich tolle Gespräche und ich kann an dieser Aufgabe eigentlich nur wachsen. Das kann nur gut werden“, erzählt sie lachend.

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