Schwindegg – Wenn der 29-jährige Alexander Obermeier von seiner Leidenschaft für Holz spricht, dann blickt ihn seine Tante Ingrid Obermeier-Osl, die Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Altötting-Mühldorf und Vizepräsidentin der IHK, aufmerksam an, werden ihre Züge ganz weich, lächelt sie. Denn sie weiß: In den Händen ihres Neffen sind ihr Lebenswerk, das Holzwerk Obermeier, und die 170 Mitarbeiter gut aufgehoben; sie kann künftig etwas kürzertreten. Mit Alexander steht ihr Nachfolger parat, geht das Unternehmen in den nächsten Jahren an die dritte Generation.
Nachdem Tod seines Onkels ist Alexander vor sieben Jahren in das Familienunternehmen gekommen. Er hatte in Rosenheim Holztechnik studiert und bei Möbelherstellern Erfahrungen gesammelt. In den sieben Jahren hat er sich an der Seite seiner Tante bewährt, stieg zum technischen Geschäftsleiter und designierten Nachfolger auf.
Mehr Zeit, aber
immer noch aktiv
„Ich bin natürlich noch im Unternehmen und verabschiede mich hoffentlich erst in weiter Ferne“, sagt die Senior-Chefin. Aber sie freut sich auch, dass sie sich „mal etwas mehr Zeit“ für sich gönnen kann.
Alexander Obermeier ist von Holz fasziniert. Es sei „ein nachhaltiger Rohstoff“ mit Zukunft. Der Baumbestand wachse und für jeden alten Baum werde ein junger gepflanzt, der mehr CO2 binden könne als der abgeholzte. „Es wird in Zukunft auch viel mehr neue Möglichkeiten geben, wo man Holz einsetzen kann.“
Auf diese Zukunft bereitet der 29-Jährige das Schwindegger Unternehmen vor: Er organisiert den Wiederaufbau des Heizkraftwerks, das im Mai vorigen Jahres abgebrannt ist. Er treibt die Automatisierung der Fertigung voran und er führt zusammen mit seiner Frau ein neues „Enterprise Resource Planning“-Programm (ERP) ein, ein Programm, mit dem künftig alle Geschäftsprozesse zentral gesteuert und verwaltet werden können. Das sei die Grundlage „für die nächsten 30 bis 50 Jahre“, sagt Obermeier-Osl.
Zusammenarbeit über Generationen hinweg
„Wir müssen technisch ganz vorne dabei und Vorreiter sein, damit wir weiter in Deutschland produzieren können und wettbewerbsfähig sind“, sagt Alexander Obermeier zu seinen Projekten. Er möchte nämlich – im Gegensatz zu Mitbewerbern – weiterhin möglichst viel in Deutschland machen. Er möchte damit den Herausforderungen begegnen: weltweiter Wettbewerb, Kostendruck und Fachkräftemangel. „Das nehme ich gerne an.“
Dabei stehen weiterhin seine Tante und deren Mutter an seiner Seite. Letztere sei auch mit 90 noch fit und mache die Kasse, erzählt Obermeier-Osl. Diese Zusammenarbeit über Generationen hinweg sei das, „was ein Familienkonstrukt ausmacht“. Jede Generation sehe die Dinge etwas anders, habe neue Herausforderungen, habe einen anderen Ansatz, mache Dinge anders, führt Obermeier-Osl weiter aus. Aber manches komme etwas abgewandelt wieder. Da könne die alte Generation zumindest manchen Tipp geben.
Sehr viel freie Hand und Vertrauen
„Ich bekomme sehr viel freie Hand und viel Vertrauen geschenkt“, sagt Alexander Obermeier, der zugleich um den Rat und die Erfahrung dankbar ist. „Das zeichnet uns aus.“
Alexander sei durchaus „zahlenlastiger“ als ihre Generation, hat seine Tante beobachtet. Während ihre Generation aus dem Bauch heraus entschieden habe, schaue Alexander viel stärker auf die Produktionsdaten. „Ich entscheide dann, greife ich an Punkt eins oder zuerst an Punkt zwei mit höherer Priorität an“, erklärt Alexander seinen Ansatz.
Eine sich
ergänzende Stärke
Zwei Generationen, zwei Entscheidungswege – das ist zwischen Tante und Neffe aber kein Konflikt, sondern eine sich ergänzende Stärke – für die Zukunft des Unternehmens.
„Wer kann sich heute so glücklich schätzen wie ich, was die Unternehmensnachfolge betrifft?“, freut sich Obermeier-Osl. Das Unternehmen sei bei Alexander „in besten Händen“. Er sei sehr engagiert und „ich unterstütze ihn, wo ich kann. Die täglichen Herausforderungen als Unternehmer habe ich gehabt, die hat jetzt er“. Herausforderungen, die Alexander Obermeier gerne annimmt, die für ihn und seine Frau keine Belastungen sind, wie er sagt: „Mein Beruf ist für mich auch ein Hobby.“
Das Wichtigste: Kommunikation
Das Erfolgsgeheimnis des Familienunternehmens? „Das Wichtigste ist die Kommunikation miteinander“, sagt Obermeier-Osl. Die dürfe nie zu kurz kommen. Hinzu kämen noch Offenheit, ein gemeinsamer Plan und klare Absprachen, ergänzt Alexander. „Dann hat man eine gute Struktur, und das gibt auch den Mitarbeitern die Sicherheit, dass man nach vorne schaut, das Unternehmen weiterentwickelt und man ihnen auch in 20 Jahren noch einen sicheren Arbeitsplatz bieten kann.“