Waldkraiburg – Erst der geplatzte Megadeal mit der Premium Food Group, ehemals Tönnies, jetzt ernüchternde Konzernergebnisse aus dem Jahr 2024: Beim niederländischen Fleischkonzern Vion könnte es besser laufen. Wirkt sich das auf den Waldkraiburger Standort aus?
Bundeskartellamt sagt „Nein“ zu Tönnies
Tatsächlich schien der Verkauf des Großschlachthofs bereits in trockenen Tüchern: Die Vion Food Group kündigte im Juni 2024 an, sich aus ihrem Deutschlandgeschäft zurückziehen zu wollen. Auch der Waldkraiburger Standort stand damit zum Verkauf.
Der Großschlachter Tönnies bekundete sein Interesse, man war sich einig. Doch das Bundeskartellamt machte jüngst einen Strich durch die Rechnung. Die Behörde möchte verhindern, dass die Unternehmensgruppe neben der Schweineverarbeitung auch in der Rinderschlachtung eine Führungsposition erlangt.
Mit der Veröffentlichung der Konzernergebnisse folgte nun ein weiterer Tiefschlag für die Vion Food Group: Es beendete das Jahr 2024 mit einem Verlust. Grund dafür seien einmalige Umstrukturierungsmaßnahmen gewesen, teilte das Unternehmen mit. Gezielt habe man sich von Aktivitäten getrennt, die wirtschaftlich schwach oder strategisch nicht mehr passend waren.
„Schwierige Entscheidungen“
„2024 bedeutete, schwierige, aber notwendige Entscheidungen zu treffen – und sie konsequent umzusetzen“, betont Tjarda Klimp, CEO der Vion Food Group. Unter anderem habe Viehknappheit zu hohen Einkaufspreisen geführt, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Gleichzeitig seien die Personalkosten gestiegen und die Konkurrenz aus Ländern mit niedrigeren Produktionskosten gewachsen. Der Umsatz der Aktivitäten, an denen Vion festhält, ist um 5,9 Prozent auf 3,13 Milliarden Euro gesunken.
Doch Vion gibt zugleich Entwarnung: Die Nachfrage nach Produkten mit mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit habe europaweit zugenommen. Von weniger erfolgreichen Standorten in Deutschland habe man sich getrennt oder diese geschlossen – beim Verkauf der süddeutschen Rinderschlachthöfe handle es sich dagegen um eine strategische Entscheidung. Die Betriebe, darunter auch der Waldkraiburger Standort, brächten keine Leistungsdefizite.
Weder die Konzernergebnisse noch die Entscheidung des Bundeskartellamts wirken sich nach Unternehmensangaben auf den Betrieb aus. Die süddeutschen Schlachthöfe blieben erhalten und damit auch der Großschlachthof in Waldkraiburg, den das Unternehmen gerne als Europas größten Rinderschlachthof bezeichnet.
„Weitere Schritte sind noch nicht planbar, weil der Deal mit Tönnies noch nicht offiziell vom Tisch ist“, erklärt Polina Witte, Pressesprecherin bei Vion. Denn noch sei der Beschluss des Bundeskartellamts nicht rechtskräftig.
Panik müssten jedoch weder Verbraucher noch Erzeuger in der Region haben. „Der Schlachthof hat während des gesamten Prozesses in den letzten neun Monate super funktioniert und wird es auch weiterhin“, betont Witte.
Vielversprechende Geschäftszahlen 2025
Für das laufende Jahr ist das Unternehmen mit den bisherigen Ergebnissen zufrieden. „Das Kerngeschäft in Benelux und das Rindfleischgeschäft in Deutschland laufen stabil“, heißt es in genannter Pressemitteilung. Schon jetzt lägen beide über Plan.
Auch CEO Klimp zeigt sich zuversichtlich: „Wir sind operativ stärker geworden, wir haben schwierige Entscheidungen getroffen – und sie waren richtig. 2025 bringt den Beweis: Unser Weg zahlt sich aus.“