Wasserburg – „Es wird nicht einfacher“, sagt Vorstandsvorsitzender Mischa Schubert. Die Rahmenbedingungen seien schwierig – sei es aufgrund der oft extrem schwankenden Zinspolitik, der Wirtschaftslage, der geopolitischen Entwicklungen oder der steigenden Regulierungsaufgaben. Trotzdem will die Sparkasse Wasserburg selbstständig bleiben. Gegen den Trend, denn in den vergangenen zehn Jahren haben laut Schubert 17 Häuser aus der Sparkassenfamilie mit gleicher Größe oder kleiner fusioniert.
„Für kleine Häuser wird es immer schwerer“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Der Hauptgrund: der steigende Druck durch regulatorische Anforderungen. Ob kleines Institut oder großes: Immer mehr Sonderaufgaben seien zu stemmen, Mitarbeiter müssten für Spezialfunktionen bereitgestellt werden. Das europäische Bankenrecht sei nicht gemacht worden für die kleinen Sparkassen und Raiffeisenbanken, sondern habe eher die großen Geldinstitute im Blick. Deshalb gebe es in Bayern nur noch zwei Sparkassen in ähnlicher Größe und nur noch eine kleinere.
Sparkasse Wasserburg
auf Wachstumskurs
Doch die Sparkasse Wasserburg, heuer genau 199 Jahre alt, will ihre Eigenständigkeit nicht aufgeben. Die Geschäftszahlen geben ihr recht, findet Vorstandsmitglied Bonholzer. Fast alle Parameter der Bilanz von 2024 weisen Wachstumsraten auf: Die Bilanzsumme sei auf fast 1,6 Milliarden Euro gestiegen (um 5,5 Prozent gegenüber 2023), die Gesamteinlagen hätten sich von 1,106 auf 1,195 Milliarden Euro erhöht.
Mit diesem Wachstum liege die Sparkasse Wasserburg deutlich über dem Durchschnitt bayerischer Sparkassen, berichten Schubert und Bonholzer. Sie legte auch bei den Ausleihungen zu: 2024 gab es Zusagen im Darlehensgeschäft in Höhe von 181 Millionen Euro. 2023 waren es 172 Millionen. Das Eigenkapital wuchs im vergangenen Jahr von 192 auf 206 Millionen Euro, der Bilanzgewinn sogar um 27 Prozent von 1,3 auf 1,6 Millionen.
„Wir wachsen überdurchschnittlich, aber gesund“, sagt der Vorstandsvorsitzende. „Solide und kontinuierlich“, ergänzt Bonholzer. Beide geben sich trotz guter Zahlen betont sachlich in ihrer Einschätzung. „Wir sind wirtschaftlich stabil und haben uns im vergangenen Jahr sehr erfreulich entwickelt. Auch für 2025 sieht es gut aus“, sagt Schubert, seit drei Jahren Vorstandsvorsitzender.
Schnell auf Wünsche
der Kunden reagieren
Er ist ein Sparkassen-Urgewächs, schon seit acht Jahren Vorstandsmitglied in Wasserburg. Und ein Mann der neuen Bankenzeiten: Schubert trägt nicht immer Anzug und Krawatte, man sieht ihn auch schon mal in Jeans und Hemd.
„Wir sind eine Sparkassen-Familie hier in Wasserburg“, betont er. „Ich bin nicht zuständig: Diesen Satz gibt es bei uns nicht.“ Als kleines Haus könne die Sparkasse „verdammt schnell auf Kundenwünsche reagieren“, ergänzt Bonholzer. Oft gebe es eine Kreditzusage schon nach dem ersten Gespräch. Denn mit vielen Betriebsleitern oder Unternehmensführungen sowie Privatleuten, die ein finanzielles Anliegen hätten, beständen langjährige Kontakte. „Man kennt sich.“
Diese Sonderstellung als einziges, noch selbstständiges in Wasserburg beheimatetes Kreditinstitut will die drittälteste Sparkasse in Oberbayern nicht aufgeben. In den vergangenen acht Jahren, in denen er im Vorstand tätig sei, habe es deshalb auch keinerlei Gespräche über mögliche Fusionen gegeben. Auch an die Bank sei kein anderes Institut herangetreten, so Schubert.
Dichtes Kundennetz
bleibt erhalten
Er verweist auf die enge Bindung an die Region: durch 13 Geschäftsstellen – „eines der dichtesten Netze in Bayern“ – in fünf Landkreisen (Rosenheim, Traunstein, Mühldorf, Erding und Ebersberg). Hier werden 31600 Privatgiro- und 4100 Geschäftsgirokonten betreut. Hier gebe es noch ein eigenes Kundenservice-Center, besetzt mit Bankmitarbeitern, nicht mit Externen, das im Jahr etwa 100000 Anrufe entgegennehme. Die Region werde durch Spenden und Stiftungen unterstützt. Im vergangenen Jahr flossen laut Schubert 358000 Euro in kulturelle und soziale Projekte im Geschäftsgebiet.
Die Sparkasse Wasserburg investiere außerdem in das Filialnetz: Die Geschäftsstelle in Schnaitsee werde energetisch saniert und neu ausgestattet. Außerdem geht das Haus neue Wege. Ein Beispiel: Babensham, wo man sich mit der Volksbank Raiffeisenbank ein Bankgebäude teilt. In Wasserburg legen Sparkasse und VR-Bank am Bahnhof in Reitmehring bald ihren SB-Standort zusammen, kündigt Schubert an. Der eigene Geldautomat im Bahnhofsgebäude werde aufgelöst, denn hier sei es aufgrund der Zugänglichkeit rund um die Uhr zu Sicherheitsproblemen gekommen.
Keine Ausfälle durch
„faule Kredite“
2028 werden übrigens alle Kontoauszugsdrucker in Deutschland bei allen Banken eingestampft: Die zuständige Firma stelle den Betrieb ein, berichtet der Vorstand. Doch bereits heute ist die Online-Quote bei den Kunden der Sparkasse Wasserburg hoch: 70 Prozent erledigen ihre Geschäfte bereits elektronisch.
Im Kundengeschäft bereitet laut Schubert derzeit vor allem die Zinsentwicklung im Zusammenhang mit relativ hohen Neubaupreisen Sorgen. Im Immobilienbereich seien die privaten Bauvorhaben fast zum Erliegen gekommen. Im Fokus ständen eher Sanierungen oder der Kauf von Bestandsobjekten. 40 Objekte mit einem Wert von 17,5 Millionen Euro konnte die Sparkasse 2024 vermitteln, so Bonholzer.
Keine Probleme bereiten nach Schuberts Angaben sogenannte „faule Kredite“, die derzeit im deutschen Bankenwesen für Negativ-Schlagzeilen sorgen. Seit Jahren gebe es bei der Sparkasse keine signifikanten Ausfälle.
Noch gibt es nach Schuberts Angaben auch keine Personalprobleme. Es gebe nur wenige unbesetzte Stellen und ausreichend Auszubildende. Nur der Frauenanteil in Führungspositionen lasse deutlich zu wünschen übrig. Deshalb geht die Bank hier auch neue Wege: Zwei Frauen teilen sich hier beispielsweise derzeit eine Führungsposition.