Rosenheim/Österreich – „Eigentlich arbeiten wir am besten, wenn man nichts von uns mitbekommt”, sagt Jürgen Tabojer, Geschäftsführer der NTS Deutschland. Was zunächst nach schlechtem Marketing klingt, liegt vielmehr an dem Umfeld, in dem die Firma aktiv ist. Seit rund 30 Jahren ist NTS für die IT-Sicherheit von großen Unternehmen zuständig. Solange also nichts von Security-Vorfällen bei Red Bull, Netzwerkproblemen bei Liebherr oder einer lahmgelegten Kommunikation bei der Haufe Group zu lesen ist, machen Tabojer und sein Team einen guten Job.
Netzwerk
statt Internetcafé
Was im Jahr 1995 als kleine Netzwerkfirma der beiden Österreicher Alexander Albler und Hermann Koller begann, ist heute ein weltweit agierendes IT-Dienstleistungsunternehmen. „Die beiden Gründer standen damals vor der Entscheidung, ein Internetcafé zu eröffnen oder eines der ersten Netzwerke aufzubauen. Zum Glück haben sie sich für das Zweite entschieden“, meint Tabojer lächelnd. Damals war das Internet noch nicht salonfähig. Das „World Wide Web“ war gerade erst von Tim Berners-Lee entwickelt worden und für die Öffentlichkeit nur begrenzt interessant. Doch das „Phänomen“ wuchs und mit ihm die österreichische Firma.
Mittlerweile hat NTS knapp 900 Mitarbeiter, ist weltweit an 22 Standorten vertreten und verzeichnete 2024 einen Umsatz von rund 330 Millionen Euro. Einer dieser Standorte ist seit 2018 Rosenheim – der erste in Deutschland. „Eine Art Verbindung zwischen Salzburg und Innsbruck”, meint der Geschäftsführer. Tabojer sieht dabei noch Potenzial in der Region und den „ein oder anderen blinden Fleck“, was die digitale Sicherheit angeht. Der Tiroler habe allerdings auch erlebt, dass sich in den vergangenen Jahren in Rosenheim viel getan hat. Sei es über die Entstehung des Stellwerks18, dem digitalen Gründernetzwerk, das direkt neben der NTS in der Nähe des Bahnhofs liegt, oder auch die Ausbildung an der Technischen Hochschule.
Zehn Mitarbeiter
in Rosenheim
Rund zehn Mitarbeiter kümmern sich bei NTS aktuell um die Unternehmen rund um Rosenheim und dienen als Anlaufstelle bei allen möglichen Sicherheitsfragen. „Wir machen dabei nicht die Apps für den Endkonsumenten, sondern kümmern uns um die Rechenzentren und deren sichere Vernetzung“, erklärt Tabojer. Eben die Arbeiten im Hintergrund. Und für die kommt es aktuell gar nicht unbedingt auf das Thema an, von dem aktuell jeder spricht. „Natürlich arbeiten wir auch mit Künstlicher Intelligenz, um Prozesse zu automatisieren”, meint Tabojer. Doch der Geschäftsführer denkt mit Blick auf die Zukunft an andere Aufgaben.
Aktuell arbeitet das Unternehmen an einem Projekt der Quantenverschlüsselung. „Das bedeutet, wie können wir eine sichere Verbindung herstellen, die nicht von Quantencomputern geknackt werden kann?”, sagt der NTS-Deutschlandchef. Die Rechner, die laut dem Sicherheitsexperten in fünf bis sechs Jahren auf den Markt kommen könnten, werden demnach mit ihrer Leistung extrem viel verändern. „Ein Passwort, für das ein normaler Computer aktuell 30, 40 Tage bräuchte, könnte man damit in Millisekunden entschlüsseln”, meint Tabojer. Daher gelte es, den Hackern einen Schritt voraus zu sein und die Systeme gegen Angriffe zu schützen.
Laut des aktuellen Cyber-Crime-Reports der Bundesregierung nahm der Schaden durch Hackerangriffe um 20 Prozent auf eine Summe von 178 Milliarden Euro in ganz Deutschland zu. Rund 99 Prozent der Firmen verlassen sich demnach bei ihrer Sicherheit auf externe Firmen wie NTS. So gesehen war es wirklich die richtige Entscheidung der beiden Gründer aus Österreich, langfristig auf den Schutz gegen Cyberkriminalität und nicht auf ein Internetcafé zu setzen.