Kathrein meldet erneut Insolvenz an

von Redaktion

Rosenheimer Technikspezialist in Gefahr – Suche nach Investoren

Rosenheim – Verschiedene Gesellschaften, wechselnde Eigentümer und neue Investoren. Den Überblick bei Kathrein zu behalten, ist in den vergangenen Wochen nicht einfach gewesen. Eines haben jedoch fast sämtliche Teile des Spezialisten für Antennen- und Kommunikationstechnik gemeinsam: Sie stecken in der Insolvenz.

Kathrein 1919 in
Rosenheim gegründet

Da wäre zum einen die Dachgesellschaft, die Kathrein SE. Sie ist der Kern, der gut 100 Jahre nach der Gründung des einstigen Großkonzerns noch übrig ist. Im Jahr 1919 gründete Anton Kathrein das Unternehmen, das sich unter seinem Sohn, dem zweiten Anton Kathrein, zu einem Milliardengeschäft entwickelte. Doch mit der Zeit gab es immer mehr Unstimmigkeiten.

Gerüchte von notwendigen Querfinanzierungen einzelner Sparten machten die Runde. Die Strukturen liefen aus dem Ruder, und der Gigant drohte einzubrechen. All das resultierte 2019 im Verkauf des Mobilfunkgeschäfts, sozusagen das Herzstück, an die Firma Ericsson. Unter dem dritten Anton Kathrein folgte daraufhin der „Transformationsprozess“, der mit dem Eintritt des Eigentümers als neuer Geschäftsführer im Jahr 2023 abgeschlossen werden sollte. „Gemeinsam haben wir nun die große Chance, ein neues Kapitel in der Geschichte unserer Firma aufzuschlagen“, kündigte Anton Kathrein damals an. Vom ehemaligen Großkonzern waren zu diesem Zeitpunkt die Kathrein Broadcast (Rundfunkantennen aus Rohrdorf), die Kathrein Digital Systems (Satellitenempfang aus Rosenheim), die Kathrein Solutions (Netzwerktechnik aus Stephanskirchen) und die Kathrein Sachsen (Elektronikfertigung aus Mühlau) übrig geblieben. Diese wurden unter der neu gegründeten Kathrein Electronics zusammengefasst. Doch die frische Struktur beginnt bereits zwei Jahre später zu bröckeln. Angefangen mit dem Rundfunk- und Antennenspezialisten Kathrein Broadcast. Schon im März 2025 wurde für diesen Teil der Kathrein SE Insolvenz angemeldet. Mittlerweile ist klar: Die Sparte aus Rohrdorf löst sich komplett von der Dachgesellschaft. „Entwicklungen bei der Kathrein SE haben daher keinerlei Einfluss mehr auf die Kathrein Broadcast GmbH“, betont der designierte Geschäftsführer Jörg Lippert. Durch den neuen Investor, der Lenbach Capital aus München, sollen aber sämtliche Arbeitsplätze in Rohrdorf erhalten bleiben. „Es stehen bei solchen Verfahren immer viele Existenzen auf dem Spiel. In diesem Fall haben wir den Standort gesichert“, sagt Michael Verken, Rechtsanwalt der Kanzlei und Unternehmensberatung „Anchor“, auf OVB-Anfrage. Für den vorläufig ernannten Insolvenzverwalter ist die Arbeit damit allerdings noch nicht erledigt. Denn nahezu zeitgleich mit der „Rettung“ der Kathrein Broadcast meldeten die Kathrein SE, die Kathrein Electronics sowie die Kathrein Digital Systems Insolvenz an. Auch die Kathrein Sachsen bestätigte auf Nachfrage, dass sie durch die finanzielle Abhängigkeit der Kathrein SE von der Insolvenzverwaltung betroffen ist.

Somit ist für Verken klar. „Wir stehen hier wieder am Anfang. Wir müssen mit der neuen Situation umgehen und nach vorne blicken.“ In den kommenden Wochen und Monaten wird er versuchen, ein „ähnliches Verfahren“ wie bei der Kathrein Broadcast auf die Beine zu stellen. Dementsprechend wird wohl auch hier versucht, einen neuen Investor zu finden, der die Kathrein-Gruppe vor der Pleite bewahrt.

Wie der Eigentümer selbst die aktuelle Lage einschätzt, bleibt unklar. Die einzelnen Gesellschaften verweisen auf den Hauptsitz der Kathrein SE in Rosenheim. Anfragen zu den genauen Gründen der Insolvenz oder der Zahl der Betroffenen bleiben dort jedoch bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Belastung durch
Restrukturierung

Laut Verken hatte die Kathrein-Gruppe aufgrund der weltweiten Multikrisen mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen. Der wesentliche Grund für die Schieflage sei aber die fortdauernde Belastung durch die Restrukturierung von früheren Gesellschaften. Demnach waren die nun folgenden Insolvenzanträge „unvermeidlich“. Laut der Kanzlei gilt es somit, sich um gut 100 Beschäftigte in der Region Rosenheim zu kümmern und den Geschäftsbetrieb uneingeschränkt weiterlaufen zu lassen. „Der Investorenprozess startet in Kürze. Erste Interessensbekundungen liegen bereits vor.“

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