Mut zur Wissensvermittlung

von Redaktion

Freisprechung für Landwirte und Hauswirtschafterinnen aus der Region

Traunstein/Bad Reichenhall – Im königlichen Kurhaus von Bad Reichenhall fand eine feierliche Freisprechungsfeier statt, bei der knapp hundert frischgebackene Hauswirtschafter und Landwirte aus den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land ihre Abschlusszeugnisse erhielten. Die Veranstaltung wurde von der Regierung von Oberbayern in Zusammenarbeit mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Traunstein ausgerichtet. Zahlreiche Ehrengäste aus Landes- und Kommunalpolitik, Behörden und bäuerlichen Organisationen unterstrichen die Bedeutung des Festakts. Die Familienmusik Servi aus Eching sorgte für die musikalische Umrahmung.

Regierungspräsident
gratuliert

Regierungspräsident Dr. Konrad Schober gratulierte den 48 Hauswirtschaftern und zwei Fachpraktikern für Hauswirtschaft sowie den 48 Landwirten zu ihrem erfolgreichen Abschluss. Er betonte die gestiegenen Anforderungen und die hohe Verantwortung, die beide Berufsgruppen heute tragen.

Die Landwirtschaft sei geprägt von wachsenden Betriebsgrößen, hohen Investitionssummen, komplexen betriebswirtschaftlichen Anforderungen, der Notwendigkeit zur Kooperation, bürokratischen Hürden, technischen Innovationen und einer zunehmend digitalen Betriebsführung.

Auch der Berufsalltag der Hauswirtschafter ist von vielfältigen Wissensgebieten geprägt. Sie sind nicht nur in Kitas und Schulkantinen gefragt, sondern tragen auch in Kliniken, Alten- und Pflegeheimen eine große Verantwortung für das Wohlergehen schutzbedürftiger Menschen. Schober hob hervor, dass die Wertschätzung für die Ausbildung in beiden Berufsgruppen in Oberbayern durch hohe oder sogar steigende Prüfungszahlen zum Ausdruck kommt. Im Bereich Hauswirtschaft hatten sich 280 Berufsanfänger angemeldet, im Bereich Landwirtschaft waren es 470 Auszubildende, was einem Zuwachs von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Ein Drittel der Auszubildenden im Agrarbereich sind Quereinsteiger ohne elterlichen Betrieb, die sich durch hohe Motivation auszeichnen. Das Interesse an der Hauswirtschaft zeigt sich auch darin, dass viele Teilnehmer bereits einen anderen Beruf haben und sich für die Vollzeitausbildung beurlauben lassen.

Hans-Jörg Hartmann, Dritter Bürgermeister der Stadt Bad Reichenhall, betonte die Bedeutung der Landwirtschaft für die Lebensmittelversorgung und die Landschaftspflege. Maria Krammer, Kreisbäuerin des BBV-Kreisverbands Berchtesgadener Land, ermutigte die Absolventen, in ihre Weiterbildung zu investieren und sich als „Wissensvermittler“ über die komplexen Abläufe in der Landwirtschaft zu engagieren.

Johann Englschallinger, Vorsitzender des Verbands für landwirtschaftliche Fachbildung (vlf) Laufen-Traunstein, wies angesichts hoher Preise und Kosten auf die Bedeutung einer hochwertigen Aus- und Fortbildung als Grundlage für ein positives Betriebsergebnis in der Landwirtschaft hin.

Michael Kaiser, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Traunstein, erläuterte, dass zwei Drittel der 3800 landwirtschaftlichen Betriebe im Dienstbereich des Amtes nicht mehr als 25 Hektar bewirtschaften. 2400 Betriebe sind Rinderhalter, 1500 in der Milchwirtschaft tätig. Etwas mehr als die Hälfte der Betriebe werden im Nebenerwerb bewirtschaftet. Obwohl die Landwirtschaft in der Region im bayern- und bundesweiten Vergleich kleinstrukturiert ist, zeigen Buchführungsauswertungen, dass es „wirtschaftlich überdurchschnittlich erfolgreiche Betriebe“ gibt. Grundlage dafür ist solides landwirtschaftliches Fachwissen.

Angesichts von jährlich etwa 120 bis 140 Betriebsübergaben absolviert jedoch nur ein Drittel der Hofnachfolger den klassischen dualen Ausbildungsweg. Daher sind alternative Fachausbildungen mit Sonderzulassung über das Bildungsprogramm Landwirtschaft (BiLa) oder über die Südostbayerische Landwirtschafts- und Almakademie (SOLA) in Traunstein von besonderer Bedeutung. Kaiser appellierte an die Absolventen, den ideellen Wert des Hofes als „wirtschaftliche Grundlage von Generationen“ nicht aus den Augen zu verlieren, aber auch auf sich selbst zu achten. In kurzweiligen Interviews mit den Bildungsberatern für Hauswirtschaft und Landwirtschaft, Alexandra Drexl und Alfons Osenstätter, schilderten fünf Absolventen ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Ausbildungszeit: Sophia Demmel aus Söchtenau, Sophia Huber aus Grabenstätt und Veronika Pastötter aus Teisendorf (Hauswirtschaft) sowie Hans Kettenberger aus Fridolfing und Jakob Mitterer aus Truchtlaching (Landwirtschaft).

Neben dem Einblick in verschiedene Betriebe, der starken Lerngemeinschaft und engagierten Lehrkräften blieben der Melkkurs und der Schwendkurs auf der Alm als Höhepunkte in Erinnerung.

Die Vorsitzenden der Prüfungsausschüsse für Hauswirtschaft und Landwirtschaft, Christa Grünhofer und Johann Grabner, gaben Einblicke in die Inhalte und Herausforderungen der Abschlussprüfungen. Regierungspräsident Dr. Konrad Schober verabschiedete Petra Menzel mit einem Rosenstock. Sie war seit 2005 Mitglied im Prüfungsausschuss und von 2020 bis 2024 stellvertretende Vorsitzende.

Blick auf die
Abschlüsse

Isabella Mayer aus Tacherting (Notendurchschnitt: 1,49), Lena Neumayer aus Berchtesgaden (1,52) und Barbara Bräu aus Tittmoning (1,64) sowie Lena Leuser als Fachpraktikerin Hauswirtschaft (2,00) erzielten die besten Prüfungsergebnisse als Hauswirtschafterinnen. Sebastian Nickel aus Trostberg (1,24), Philipp Hocheder aus Teisendorf (1,51) und Verena Winkler aus Trostberg (1,57) waren die Besten in der Abschlussprüfung als Landwirte.

Artikel 9 von 9