Mühldorf/Altötting – Gut ausgebildete Landwirte und Hauswirtschafterinnen sind gefragt und haben vielfältige Möglichkeiten, sich beruflich weiterzuentwickeln. Das zeigt sich auch in einer wachsenden Nachfrage junger Leute, die gar nicht aus der Landwirtschaft kommen. Diese Erkenntnis prägte die Freisprechungsfeier der Land- und Hauswirtschaft 2025, die die Regierung von Oberbayern und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Töging im Bürgerzentrum veranstalteten. Ihre Zeugnisse für die abgeschlossene Berufsausbildung bekamen dort die meisten von sechs Fachpraktikerinnen Hauswirtschaft, 21 Hauswirtschafterinnen und 52 Landwirten überreicht, die im Dienstgebiet des AELF ihre Ausbildung absolviert haben. Es umfasst im Wesentlichen die Landkreise Altötting und Mühldorf.
Anmeldungen
steigen kontinuierlich
Den Festakt hatte wieder das Team von Dr. Peter Nawroth mit vorbereitet. Er ist bei der Regierung von Oberbayern für das Sachgebiet 61, Bildung in der Haus- und Landwirtschaft, verantwortlich. Moderiert von Anna-Katharina Strasser eröffnete Angela Spitzer die feierliche Zeremonie, die den Bereich 6, Ernährung und Landwirtschaft leitet und Nawroths Vorgesetzte ist.
Sie sagte, eine gute und fundierte Ausbildung in diesem Bereich sei heute von unschätzbarem Wert, während in der Landwirtschaft die Ausbildung außerhalb des Hofes für entbehrlich gehalten worden sei und man geglaubt habe, hauswirtschaftliche Fähigkeiten könne man nebenbei erwerben. „Der berufliche Alltag ist heute einem ständigen, vielfach rasanten Wandel unterworfen und die Führung eines landwirtschaftlichen Betriebs ist eine herausfordernde Aufgabe“, erklärte Spitzer. „Die Hauswirtschaft ist in besonderer Weise anspruchsvoll, weil sie sich mit dem Wohlergehen von Menschen beschäftigt, oft bei Schutzbedürftigen wie in Seniorenheimen.“ Wichtig und sinnvoll sei es daher, die Hauswirtschaft mit der Pflege zu verzahnen.
Die Anmeldungen für die Abschlussprüfungen in der Landwirtschaft stiegen in Bayern kontinuierlich, während sie in der Hauswirtschaft konstant geblieben seien. Seit Jahren käme ein immer größerer Anteil von Auszubildenden gar nicht aus der Landwirtschaft, derzeit geschätzt 30 Prozent, weil die Landwirtschaft für Quereinsteiger attraktiv sei. „Sie als Gesellinnen und Gesellen gelten als zupackend und haben daher in beiden Branchen gute Chancen in einem absoluten Mitarbeiter-Markt“, erklärte Spitzer abschließend. „Ihre Zeugnisse sind für viele hoffentlich nur ein Meilenstein für die Weiterbildung, beispielsweise über eine Meisterprüfung.“
Daran knüpfte als einer von vier Grußwortrednern Hans-Jörg Steinberger an, Kreisvorsitzender des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung in Bayern (vlf) für die beiden Landkreise. „Ihr bringt frischen Wind in die Haus- und die Landwirtschaft“, erklärte er. „Euer Handeln entscheidet mit, wie unsere Welt morgen aussieht.“ Die beiden Berufe seien nicht nur sinnvoll, sondern unverzichtbar. Sie seien keine „alten Hüte“, sondern „Zukunftsberufe“.
Weil das Lernen nach der Prüfung erst anfange, empfehle sich der vlf als Begleiter für das Berufsleben. In diese Kerbe schlug auch Angela Vaas, Leiterin des AELF Töging. Sie bezeichnete die Berufsanfänger als „Botschafterinnen und Botschafter für die Haus- und die Landwirtschaft“ und forderte sie auf, einmal aufzustehen und ihren Ausbildern, Eltern und Unterstützern Applaus zu spenden.
In einer Talkrunde arbeiteten Bildungsberater Martin Gruber und seine neue Kollegin Anna Weichenberger mit vier Mutigen heraus, dass ein Teil der Berufsanfänger seine Qualifikation nach einer anderen Erstausbildung berufsbegleitend erworben hat, unter anderem über das Bildungsprogramm Landwirt (BiLa). Auf die Frage nach Verbesserungsvorschlägen sagte BiLa-Absolventin Barbara Jost, der praktische Austausch untereinander leide unter Online-Veranstaltungen und die „gemütliche Parkplatzrunde“ nach Präsenzveranstaltungen sei deshalb ihr persönliches Highlight gewesen.
Manuela Fleißner, Vorsitzende des Prüfungsausschusses für die Hauswirtschaft, berichtete über 19 Prüflinge, die von je acht ehrenamtlich tätigen Prüfern bewertet worden seien. Private Haushalte, soziale Einrichtungen und Hotels brauchten Hauswirtschafterinnen.
Josef Feichtner, Vorsitzender des Prüfungsausschusses für die Landwirtschaft, schilderte die Prüfungen, bei denen 56 Prüflinge erst in der Theorie und dann auf acht Prüfbetrieben praktisch geprüft worden seien. Er riet den Absolventen dazu, ihre Arbeit in der Öffentlichkeit zu erklären und auf Politiker zuzugehen. Einen ganz ähnlichen Ratschlag hatte zuvor schon die stellvertretende Mühldorfer Kreisbäuerin Kristina Keilhacker in ihrem Grußwort gegeben.
Nach der Zeugnisübergabe und den Gruppenfotos spendierten der Bayerische Bauernverband, der vlf-Kreisverband Altötting-Mühldorf und der Maschinen- und Betriebshilfsring Altötting-Mühldorf den glücklichen Zeugnisempfängern einen Verzehrgutschein von 20 Euro für ein Mittagessen in der Brauerei Leidmann in Unterneukirchen. Daran haben laut der Altöttinger Kreisbäuerin Gabriele Eberl 145 Gäste teilgenommen.
Mit der Konzentration auf die Landkreise Altötting und Mühldorf sind die Veranstalter wieder vom Format der beiden vergangenen Jahre abgekommen, bei dem gemeinsam mit den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land gefeiert wurde. Das hatte den Teilnehmern gar nicht gefallen.
In ganz Oberbayern wurden in diesem Jahr 215 Hauswirtschafterinnen und ein paar Hauswirtschafter feierlich ins Berufsleben verabschiedet, von denen sich 19 Fachpraktiker Hauswirtschaft nennen dürfen. Ihre Ausbildung setzt keinen Schulabschluss voraus. Unter den 380 Absolventen aus der Landwirtschaft waren wesentlich mehr Landwirtinnen als umgekehrt in der fast rein weiblichen Hauswirtschaft.