Stephanskirchen – „Das ist alles nicht offen kommuniziert worden“, heißt es von einem Insider aus dem Umfeld der Hamberger Industriewerke in Stephanskirchen. Die Stimmung im Unternehmen sei nicht gut. Das geht aus dem Gespräch schnell hervor. Schon seit Längerem befindet sich der Bodenbelags- und WC-Sitz-Hersteller aus der Region in der Krise. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Entlassungen. Nun werden wohl erneut Stellen in der Region gestrichen.
Verlagerung
nach Bulgarien
Am 4. September habe eine Mitarbeiterversammlung bei Hamberger Sanitary in Rohrdorf stattgefunden. Dass es Entlassungen geben könnte, war wohl nicht allzu überraschend. „Die Mitarbeiter vermuteten, dass die Umstellung der WC-Fertigung schon länger geplant ist“, heißt es aus dem Umfeld. Aber, dass noch weitere Abteilungen davon betroffen sind, habe die Mitarbeiter sehr schockiert.
Klar ist: Die WC-Fertigung soll nach Bulgarien verlagert werden. Die „Komponentenproduktion“, also Scharniere und Dämpfer, soll wohl in Stephanskirchen bleiben. Dennoch betrifft der Stellenabbau wohl nicht nur Mitarbeiter in der Fertigung. Auch andere Abteilungen könnten betroffen sein. So vermuteten es zumindest diejenigen, die mit dem Unternehmen vertraut sind. Wie viele Stellen konkret betroffen sind, sei nicht abschätzbar.
Doch die Entlassungen selbst sind es nicht einmal, die im Unternehmen so sehr auf das Mitarbeiter-Gemüt schlagen. Vielmehr scheint es die mangelhafte Kommunikation der neuen Geschäftsführung zu sein. Die Gesellschafter hatten sich Ende Juni überraschend von Geschäftsführer Peter Hamberger junior getrennt. Hamberger war seit 29 Jahren im Familienunternehmen tätig. 23 davon in leitender Verantwortung. An seine Stelle rückten neben Michael Huck, der bereits seit 2021 Geschäftsführer ist, Ralph Wonnemann und David Meyer.
Kein Hamberger
mehr an der Spitze
„Die Firma hat sich keinen Gefallen damit getan, die Führungsriege so zu ändern, dass kein Hamberger mehr dort ist“, heißt es von einem Insider.
Wie aus Betriebsrats-Kreisen zu hören war, war Peter Hamberger junior bei den Mitarbeitern sehr geschätzt. An dieses Vertrauen wollte die neue Geschäftsführung anknüpfen. Kurz nach dem Führungswechsel erklärte David Meyer, einer der neuen Geschäftsführer, im OVB-Interview: „Natürlich benötigt es Zeit, Vertrauen aufzubauen. Die müssen wir uns auch nehmen.“
Bisher scheint dies nicht funktioniert zu haben. Bei den Mitarbeitern macht sich ein ungutes Gefühl breit: „Jetzt wird gutes Personal, welches hier auch wirklich gute Arbeit leistet, durch billige Arbeitskräfte in Bulgarien ersetzt.“ Man vermute, dass noch weitere Kündigungen folgen werden. Anfang Juli sagte Meyer noch: „Ich will meinen Beitrag dazu leisten, dass wir hier bestehende Arbeitsplätze in der Region sichern, dass wir das Unternehmen durch die Krise führen und unsere bereits durchgeführten Maßnahmen vollständig greifen.“
Erst Gehaltserhöhung, dann die Kündigung?
Jetzt zeigt sich: Es sind wohl weitere „Maßnahmen“ nötig. Konkret, um die „Wettbewerbsfähigkeit zu stärken“, erklärt Meyer auf OVB-Anfrage zu den aktuellen Entlassungs-Plänen. Man sei noch in Gesprächen mit der Arbeitnehmervertretung, um eine einvernehmliche und sozialverträgliche Lösung zu finden. Daher könne man noch keine Aussage zum Ergebnis machen und auch keine Detailfragen beantworten.
Die Geschäftsführung zeigte sich allerdings offen, nach Abschluss der Verhandlungen auf weitere Fragen einzugehen. Ähnlich sieht die Stellungnahme des Hamberger-Sanitary-Betriebsrats aus. Man könne bestätigen, dass es einen Stellenabbau geben wird. Genaueres stehe allerdings noch nicht fest, heißt es auf OVB-Anfrage.
„So wie es ist, ist es einfach nicht fair. Viele fühlen sich hintergangen“, sagt ein Insider. Und auch eine Gehaltserhöhung in Höhe von 5,3 Prozent aus dem vergangenen Monat sorgt in Hinblick auf die neuesten Entwicklungen für Kopfschütteln. „Ich denke, die Mitarbeiter hätten lieber ihre Jobs behalten und dafür auf die Gehaltserhöhung verzichtet.“