Rohrdorf – Bei Hamberger Sanitary werden etliche Mitarbeiter entlassen. Das steht nun offiziell fest. Bereits Anfang September meldete sich ein Insider beim OVB. Kurz zuvor wurden die Mitarbeiter der WC-Sitz-Sparte Hamberger Sanitary mit Sitz in Rohrdorf darüber informiert, dass eine gravierende Änderung bevorsteht. Denn die Produktion soll nach Bulgarien verlagert werden. Die Folge: Entlassungen am Standort in Rohrdorf. Die Gerüchte wurden schon damals von der Geschäftsführung bestätigt – genauer äußern wollte man sich damals noch nicht, da die Gespräche mit dem Betriebsrat noch nicht geführt waren.
Nun steht fest: 40 Mitarbeiter müssen ihre Posten räumen. „Die Hamberger Gruppe passt ihre Strukturen an die veränderte Marktsituation im Bereich der WC-Sitze an. Daher wird die Produktion am Standort Rohrdorf zum Jahresende 2025 eingestellt“, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens. „Von dieser Maßnahme sind etwa 40 Arbeitsplätze betroffen.“ Damit stelle man die langfristige Stabilität und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens sicher, heißt es weiter. Begründet wird der Schritt vonseiten des Unternehmens mit der „niedrigen Bau- und Renovierungstätigkeit in Deutschland und Europa“. Zudem habe sich der Preisdruck erhöht – auch wegen Wettbewerbern aus Asien. „Obwohl in den vergangenen Jahren erheblich in Automation investiert wurde, konnte die Wettbewerbsfähigkeit der WC-Sitzproduktion am Standort Rohrdorf nicht gesichert werden“, so Hamberger weiter. Und auch Michael Huck, Geschäftsführer der Hamberger Industriewerke GmbH und der Sanitary-Sparte, äußert sich. „Wir bedauern diesen Schritt sehr, aber angesichts der sehr herausfordernden Marktsituation müssen wir reagieren“, sagt er. Des Weiteren werde ein Teil des Vertriebsinnendienstes nach Bulgarien verlagert, um ihn besser in die lokalen Abläufe zu integrieren. Ob das bedeutet, dass nicht nur Mitarbeiter in der Produktion von den Stellenstreichungen betroffen sind, wurde auf OVB-Nachfrage nicht beantwortet. In der Antwort Hucks wurde lediglich erneut die Pressemitteilung zitiert, in der es heißt: „Das bedeutet, dass ein Teil des Vertriebsinnendienstes nach Bulgarien verlagert und somit besser in die lokalen Abläufe integriert wird.“ Dies sei den Mitarbeitern bereits Anfang September kommuniziert worden.
Doch genau die Kommunikation war es, die den Mitarbeitern schon vor über einem Monat so sauer aufstieß. „Das ist alles nicht offen kommuniziert worden“, sagte ein Insider damals. Und auch an die Führungsriege, die seit Ende Juni komplett neu besetzt ist, wurde einiges an Kritik gerichtet. Die Gesellschafter hatten sich Ende Juni überraschend von Geschäftsführer Peter Hamberger Junior getrennt. Hamberger war seit 29 Jahren im Familienunternehmen tätig. 23 davon in leitender Verantwortung. An seine Stelle rückten neben Michael Huck, der bereits seit 2021 Geschäftsführer ist, Ralph Wonnemann und David Meyer. „Die Firma hat sich keinen Gefallen damit getan, die Führungsriege so zu ändern, dass kein Hamberger mehr dort ist“, hört man seitdem aus Unternehmenskreisen.
Eine gesamte Verlagerung des Vertriebsinnendienstes nach Bulgarien sei allerdings nicht geplant, wie Huck auf Nachfrage erklärt. Man richte die Organisation des Vertriebsinnendienstes an den Bedürfnissen der Kunden aus. „Dabei sind sowohl die geografische Lage der Kunden als auch die Sprache entscheidend“, ergänzt der Geschäftsführer. Denn: Kunden aus der DACH-Region würden beispielsweise auch deutschsprachige Ansprechpartner erwarten. Eine Verlagerung des gesamten Teams sei daher nicht geplant.
Von den nun anstehenden Entlassungen betroffene Mitarbeiter können ab Dezember in eine Transfergesellschaft wechseln, heißt es vonseiten des Unternehmens. Mit dem Betriebsrat habe man sich auf einen umfangreichen Sozialplan geeinigt. „Die Mitarbeiter erhalten in diesem Zusammenhang eine individuelle Beratung, die auch von Hamberger unterstützte Weiterbildungsmaßnahmen beinhaltet“, schreibt das Unternehmen in seiner Pressemitteilung. Der Betriebsrat war bis Redaktionsschluss telefonisch nicht zu erreichen. Darüber hinaus habe Hamberger zugesichert, die frei werdenden räumlichen Kapazitäten am aktuellen Produktionsstandort Rohrdorf zukünftig für die Logistik der Hamberger Gruppe zu nutzen, die bisher in Thansau untergebracht ist. Die durch diese Maßnahme frei werdenden Flächen sollen vermietet werden. Dazu führe man bereits Gespräche mit interessierten Unternehmen.