„Eine ganze Menge Holz bewältigt“

von Redaktion

Meisterbriefe an 28 junge Nachwuchsschreiner übergeben – Meisterstücke präsentiert

Traunstein – 28 junge Schreinermeister, die Hälfte jeweils in Teil- beziehungsweise Vollzeit, haben kürzlich zum Abschluss ihrer Meister-Ausbildung im Forum Chiemgau in Traunstein bei einer würdigen Abschlussfeier ihren Meisterbrief erhalten, der ihnen nun unter anderem den Weg in die Selbstständigkeit oder auch die Möglichkeit eines Studiums eröffnet. Die Präsentation der „Meisterstücke des Wohnens“ begeisterte die zahlreichen Gäste.

Der künftige Leiter des Traunsteiner Bildungszentrums der Handwerkskammer, Andreas Pfaffinger, betonte, wie herausfordernd der Meisterkurs für die zum Teil schon seit vielen Jahren im Schreinerhandwerk arbeitenden Teilnehmer war. „Wieder die Schulbank zu drücken“ sei nicht so einfach gewesen. Es habe sich aber gelohnt: „Jetzt könnt ihr in den Spiegel schauen und sagen: Ich kann Meister zu mir sagen!“

Eine lange
Entbehrungsphase

Viele geladene Gäste aus Handwerk, Politik und von der Berufsschule waren gekommen, um mit den frisch gebackenen Meistern zu feiern. „Das war auch eine lange Entbehrungsphase für die Partner und Familien“ so Pfaffinger und ergänzte: „Die lange Liste der Gäste zeigt aber auch die Wertschätzung, die man euch heute entgegenbringt.“

Die sprach ihnen auch Landtagsabgeordneter Konrad Baur (CSU) aus: „Ihr habt etwas Tolles geschafft: Ihr seid Meister des Handwerks!“ Es sei „wunderbar“, wenn junge Menschen sich für so einen Weg in der Region entscheiden würden. Sie seien jetzt „echt meisterlich“. Er ermutigte die jungen Handwerker, ihr Handwerk positiv nach außen zu tragen.

Walburga Mörtl-Körner, Zweite Bürgermeisterin Traunsteins, überbrachte die Glückwünsche des Traunsteiner Oberbürgermeisters Christian Hümmer. Die jungen Schreinermeister hätten sich „durchgebissen“. „Heute bekommt ihr dafür die Bestätigung, dass ihr Meister eures Faches seid.“ Schreinermeister würden in der Region, aber auch international hohes Ansehen genießen. Sie würden mit dem Werkstoff Holz arbeiten, der Räume gestalte, in denen man sich wohlfühle, der Wärme und Lebensqualität schaffe und von langer Dauer sei. Sie ermutigte die Anwesenden, sich in der Innung und für die Demokratie zu engagieren.

Der Obermeister der Traunsteiner Schreiner-Innung, Andreas Weinzierl, betonte, dass die frisch gebackenen Schreinermeister nicht nur gute Handwerker sein müssten, sondern auch Kenntnisse in Pädagogik, Psychologie und Recht bräuchten.

Er betonte, dass es derzeit rund 30000 Schreinerbetriebe in Deutschland gebe, Tendenz rückläufig. Es bestehe ein Ersatzbedarf von 750 Inhabern pro Jahr. Gleichzeitig würden von den jährlich 1000 neuen Meistern nur zehn Prozent den Weg in die Selbstständigkeit wagen. Das Handwerk, in dem Betriebsinhaber oft 60 statt 40 Stunden pro Woche arbeiten, bekomme zu wenig Wertschätzung. Er ermutigte die jungen Leute, statt eine Vier-Tage-Woche anzustreben, lieber „Einsatzbereitschaft, Verantwortung und mit dem Herzen arbeiten“ in die Waagschale zu legen. „Dann kommt die Zufriedenheit von alleine.“

An die Politik gerichtet forderte er, dass Betriebsinhaber im Handwerk bei ihrem hohen Einsatz nicht wie Großverdiener behandelt werden dürften. „Die Grenze muss nach oben geschoben werden!“, war seine Forderung.

Mehr als
1400 Unterrichtsstunden

Einen kleinen, leicht ironischen Seitenhieb gab es noch für das Ausschreibungsverfahren des Traunsteiner Landratsamts, das für die Generalsanierung der Reiffenstuel-Realschule Traunstein „Tischlerarbeiten“ ausschreibt. Eine Fachbezeichnung, die in Nord-, West- und Ostdeutschland sowie Österreich geläufig ist, wogegen in Bayern der „Schreiner“ gebräuchlicher Sprachgebrauch sei.

Der scheidende Leiter des Bildungszentrums, Franz Ertl, betonte, die mehr als 1400 Unterrichtsstunden seien „eine ganze Menge Holz“ und würdigte die fleißigen Handwerker: „Respekt, ihr habt toll durchgehalten.“

Er lobte auch den Zusammenhalt der Gruppenmitglieder. „Bleibt dabei, arbeitet zusammen“, so Ertl, seit jeher ein Verfechter des Netzwerkgedankens im Handwerk. Er dankte zudem den Mitarbeitern des Bildungszentrums, Dozenten und dem Prüfungsausschuss, die ebenso Anteil am Erfolg der Meister-Absolventen hätten wie Partner, Betriebe und Freunde. Im Anschluss gab es unter viel Applaus die Meisterbriefe. Herausragende Leistungen erreichten Laurin Huber aus Übersee, Markus Fischer aus Frasdorf, Barbara Mayer aus Miesbach, Hannes Reiners aus Bischofswiesen und Simon Lunghamer aus Töging – sie wurden als Beste aus ihren jeweiligen Heimat-Landkreisen ausgezeichnet.

Aber auch die anderen Meister – darunter zwei weibliche – konnten sich über den erfolgreichen beruflichen Schritt freuen und feierten noch lange in gemütlicher Atmosphäre.

Zur musikalischen Unterhaltung gab es Klänge von der Langspielplatte aus einem Meisterstück mit eingebautem „Old-School-Plattenspieler“.

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