Landrat Andreas Danzer: Ein Stück Zukunftspolitik

von Redaktion

Bei den „Kulinarischen Tischgesprächen“ treffen Lebensmittelanbau, Handel und Gastronomie aufeinander

Seeon/Chiemgau – Ein kleiner Laden aus Bergen, ein Leinöl-Produzent aus Trostberg, ein Whisky-Hersteller und eine Strandbadbetreiberin aus Grabenstätt haben sich bei den „Kulinarischen Tischgesprächen“ an einem Tisch zusammengefunden. Visitenkarten wurden getauscht und Hände geschüttelt – ein Ergebnis ganz nach Wunsch des Veranstalters, der Chiemgau GmbH. Denn auch bei der zweiten Auflage der Tischgespräche ging es darum, Erzeuger und Gastronomie zu vernetzen, um mehr Regionalität auf Speisekarten und in Regalen zu erreichen. In diesem Jahr war zudem der Lebensmittel-Einzelhandel der Region geladen. Zahlreiche Händler – von Rewe über Edeka, Dorf- und Regionalwarenläden sowie regionale Kaufhäuser – sind der Einladung gefolgt, ebenso wie Vertreter der Gastronomie und Lebensmittelproduktion.

Landrat Andreas Danzer hat das gut besuchte Event im Kloster Seeon zu Beginn als „ein Stück Zukunftspolitik“ bezeichnet. Kein Supermarktkonzern und kein Online-Versand könnten ersetzen, was der Chiemgau zu bieten habe, betonte Danzer und führte aus: „Wenn wir es schaffen, dass regionale Produkte stärker in Wirtshäusern, Hotels und Läden zu finden sind, profitieren wir alle gemeinsam davon. Jeder Kontakt, der bei den Tischgesprächen entsteht, ist ein kleiner Baustein dafür.“

In seinem Vortrag „Mehr Regionalität – Mehrwert für uns alle“ hat Hauptredner Marc Redepenning, Professor für Kulturgeografie an der Universität Bamberg, betont, dass Regionalität in ihrer idealen Ausprägung weit mehr sei als ein Wirtschaftsfaktor. Sie stärke nicht nur die lokale Wertschöpfung und Krisenfestigkeit, sondern fördere auch Vertrauen, Identität und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Regionalität verlange jedoch auch Genügsamkeit, beispielsweise beim saisonalen Konsum. Redepenning hob besonders die soziale Dimension hervor: Regionale Wirtschaftskreisläufe stärkten Handwerk und Netzwerke, förderten Kooperationen und trügen zur Lebendigkeit von Regionen bei. Als Beispiel nannte er Wirtshäuser, die weit mehr als Gaststätten seien. Sie seien Orte der Begegnung, Kultur und regionalen Identität. Sein Appell lautete: Regionalität sollte nicht nur ökonomisch gedacht werden, sondern als gemeinschaftliche Aufgabe, die Werte schafft und Regionen zusammenhält.

Die Vertreter des regionalen Lebensmittel-Einzelhandels haben bestätigt, dass die Nachfrage nach Erzeugnissen aus der Region steige. Bezüglich der regionalen Produkte müsse man allerdings auch an alleinerziehende Mütter denken, die sich die teureren Produkte oft nicht leisten könnten, betonte Monika Schwarzenböck, Inhaberin von Edeka Kaltschmidt. Während sich ein Teil der Kundschaft die Produkte nicht leisten könne, verlange ein anderer Teil Bio-Ware. Sie berichtete, dass Kunden häufig den hohen Wert der heimischen Produkte nicht zu schätzen wüssten: „Sie verlassen sich lieber auf irgendein Bio-Siegel als auf die heimischen Erzeuger“, sagte Schwarzenböck. Die Händler forderten speziell bezüglich Güte- oder Biosiegel mehr Transparenz und insgesamt weniger Bürokratie, um stärker regional agieren zu können. Übereinstimmend berichteten die Händler, dass viele Hersteller – beispielsweise von Honig, Öl, Eiern oder sogar selbst genähten Stirnbändern – zunächst gar nicht auf die Idee kämen, in Lebensmittelmärkten anzufragen. Der gemeinsame Appell an die Erzeuger aus dem Chiemgau lautete: „Wir verkaufen eure Produkte gerne, sprecht uns einfach an.“ Die Veranstaltung „Kulinarische Tischgespräche“ ist ein vom Bayerischen Wirtschaftsministerium gefördertes Projekt der Chiemgau GmbH. Mit dem Regional-Förderprogramm unterstützt der Freistaat Bayern die heimischen Initiativen bei der Umsetzung ihrer Projekte in zentralen Zukunftsthemen, wie beispielsweise der Stärkung der regionalen Wertschöpfung. Wer rechtzeitig an die wiederkehrende Veranstaltung erinnert werden möchte, kann sich per E-Mail an wifoe@chiemgau.bayern wenden.

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