Burghausen – Nach Wochen der Spekulation herrscht Gewissheit: Wacker Chemie hat einen anstehenden Stellenabbau nun bestätigt. Der Burghauser Konzern reagiert damit auf eine weiterhin angespannte wirtschaftliche Lage und deutlich rückläufige Geschäftszahlen im dritten Quartal. Das Unternehmen steuere hier aktiv gegen – mit einem Fokus auf Cash und Kosten, so der Wacker-Vorstandschef Christian Hartel.
„Angesichts der weiterhin angespannten Geschäftslage hat Wacker ein umfassendes Projekt gestartet, um signifikant Kosten zu sparen. Unter dem Namen ,PACE‘ erarbeitet ein Projektteam Maßnahmen, um Kosten im Produktionsumfeld und in der Verwaltung strukturell und nachhaltig zu reduzieren“, so ein Unternehmenssprecher.
Fixe Herstellkosten
sollen gesenkt werden
„Im Fokus des Projekts stehen dabei vor allem fixe Herstellkosten. Im Unterschied zu variablen Herstellkosten (zum Beispiel Rohstoff- und Energiekosten) sind das Kosten der Produktion, die beispielsweise für Personal, Logistik, Wartung oder produktionsnahe Services wie Qualitätskontrolle oder Infrastruktur anfallen“, teilte ein Unternehmenssprecher mit. Analysiert werden hier die Wacker-Produktionsstandorte in Deutschland, den USA, China und Norwegen. Teil des Projekts werde es zudem sein, Maßnahmen zur Senkung der Verwaltungskosten zu erarbeiten. „Hier werden in der Analyse alle Standorte weltweit berücksichtigt“, so der Sprecher. Die Umsetzung erster Maßnahmen soll im ersten Quartal 2026 starten. Teil der Maßnahmen werde voraussichtlich auch ein Stellenabbau sein. „Zur Größenordnung und zur genaueren Ausgestaltung der Maßnahmen können wir heute noch keine Aussage treffen“, so der Unternehmenssprecher. Das werde die Analysephase ergeben.
Tiefe Einschnitte
in den Quartalszahlen
Die aktuellen Unternehmenszahlen zeigen deutlich, wie tief die Einschnitte sind. So sank der Umsatz im dritten Quartal 2025 auf 1,34 Milliarden Euro – ein Rückgang um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag bei 112 Millionen Euro und damit 23 Prozent niedriger als im Vorjahr. Das Periodenergebnis fiel mit minus 82 Millionen Euro deutlich negativ aus.
Wacker-CEO Christian Hartel betonte jedoch, dass man das Quartal im Rahmen der Markterwartungen abgeschlossen habe. Für das Gesamtjahr rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz am unteren Ende der Prognosebandbreite und einem negativen Jahresergebnis.
„Die Chemieindustrie steht unter Druck – weltweit, aber vor allem in Europa“, so Hartel. Die wirtschaftliche Lage sei angespannt, die Nachfrage am Markt schwach. Gleichzeitig verändere sich das Marktumfeld: „Der Wettbewerbsdruck ist hoch, insbesondere aus China“, erläuterte Hartel. Wie viele andere Unternehmen habe nun also auch Wacker seine Prognose für das Gesamtjahr nach unten korrigiert – auch wenn das dritte Quartal im Rahmen der Markterwartungen abgeschlossen habe, seien Umsatz und Ergebnis erneut in fast allen Geschäftsbereichen rückläufig gewesen.
So erzielte der Bereich Silicones einen Umsatz von 673 Millionen Euro – sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Der Bereich Polymers verzeichnete einen Rückgang um sechs Prozent auf 344 Millionen Euro. Besonders stark betroffen war der Bereich Polysilicon, der mit 197 Millionen Euro rund sechs Prozent unter Vorjahresniveau blieb. „Gründe für den Rückgang waren vor allem niedrigere Preise, Währungseffekte und eine geringere Anlagenauslastung“, teilte das Unternehmen mit. Das Geschäft mit hochreinem Polysilicium für Halbleiteranwendungen habe sich dagegen positiv entwickelt. Insgesamt sei das EBITDA des Geschäftsbereichs jedoch um 48 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen.
Auch in den USA
Rückgang der Erlöse
Auch in Amerika meldet der Chemiekonzern einen Rückgang der Erlöse um acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Asien sogar um neun Prozent. Dagegen fiel der Umsatz in Europa mit 553 Millionen Euro nur um drei Prozent geringer aus als im Vergleich zum Vorjahr. Für das gesamte Geschäftsjahr erwartet das Unternehmen nun einen Gesamtumsatz zwischen 5,5 und 5,9 Milliarden Euro sowie ein EBITDA von 500 bis 700 Millionen Euro, was im Vergleich zu den Vorjahren auffällig niedrig ausfällt.