Rohrdorf – Bei der diesjährigen Herbstversammlung der Zimmerer-Innung Rosenheim betonte Obermeister Thomas Pichler die herausfordernde, aber chancenreiche Lage des Holzbaus. Die Branche befinde sich in einem Spannungsfeld: Es herrsche eine hohe Nachfrage nach Wohnraum und energetischer Sanierung, gleichzeitig erschwerten gestiegene Baukosten, fehlende staatliche Anreize sowie gestiegene Zinsen die Bautätigkeit.
Trotz dieser Rahmenbedingungen sieht der Obermeister klare Zukunftschancen für das Zimmererhandwerk. Holz bleibe ein zentrales Material für klimafreundliches Bauen, so Pichler. Kürzere Bauzeiten, stabile Abläufe und das gestiegene Nachhaltigkeitsbewusstsein bei Kunden seien dabei starke Argumente. Als besondere Stärke nannte er die regionalen Holzressourcen. Allerdings müssten die heimischen Wälder breiter gedacht werden: Mischwälder, alternative Holzarten zum Brotbaum Fichte wie Kiefer, Buche oder Eiche sowie moderne, technisch getrocknete und homogenisierte Holzprodukte gewinnen ihm zufolge an Bedeutung.
Besonders im vorgefertigten Holzbau, in Hybridkonstruktionen und im mehrgeschossigen Bauen sieht Pichler Wachstumspotenzial. Um die sich bietenden Chancen gezielt nutzen zu können, rief der Obermeister zum gemeinsamen Handeln innerhalb der Innung und entlang der gesamten Holzlieferkette auf. Durch die Stärkung der regionalen Wertschöpfungskette, ein Nachdenken über gemeinsame Materialbeschaffung sowie einen Fokus auf modernen Holzbau auch in Aus- und Weiterbildung sichere man die Zukunft.
Ganz im Sinne der fachlichen Weiterbildung fanden im Zuge der Herbstversammlung ebenfalls drei Fachvorträge statt. Jorun Illner-Klinger vom Verein „Wir bauen auf heimisches Holz“ sprach gezielt über die Stärkung der regionalen Wertschöpfungskette und gab einen aktuellen Überblick über Aktivitäten des Vereins. Jens Morscheid von der Firma James Hardie/Fermacell informierte die Mitglieder über die neue Musterholzbaurichtlinie für die Gebäudeklassen 4 und 5. Auch die Fachvorführung moderner 3D-Messtechnik in der Holzbauplanung der Firmen Holz Kogler und Faro Messtechnik gliederte sich nahtlos in das Thema „Moderner Holzbau“ ein.
Im Anschluss berichtete Peter Aicher, Präsident des Landesinnungsverbands, über die aktuellen Entwicklungen und die Zukunftsstrategie für den Holzbau. Aicher hob hervor, dass der Anteil des Holzbaus in Bayern in den vergangenen Jahren von zwölf auf 28 Prozent gestiegen sei – mit dem klaren Ziel, bis 2040 einen Anteil von 40 Prozent zu erreichen. Trotz der anhaltenden Baukrise stehe das Zimmererhandwerk stabil da und bleibe weiterhin vorlageberechtigt, was seine starke Position in der Branche unterstreiche.
Abschließend fasste Obermeister Thomas Pichler den Abend zusammen: Die Zukunft des Bauens sei nicht automatisch leichter – sie sei nur sinnvoller, nachhaltiger und daher eine Chance für das Zimmerer-Handwerk.