Kritischer Blick auf den „Glücksbringer Kongress“

von Redaktion

Was hat es mit dem „Glücksbringer Kongress“ in Bad Aibling auf sich? Und warum lohnt sich auch ein kritischer Blick? Mit diesen Fragen hat sich Florian Rieder von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus beschäftigt. Seine Ergebnisse– und was der Veranstalter dazu sagt.

Bad Aibling/Rosenheim – Mehr Glück, Erfolg und Gesundheit. Wer will das nicht? Versprochen werden diese Dinge beim „Glücksbringer Kongress“ in Bad Aibling. Am Wochenende rund um den 6. Dezember haben sich dort im Kurhaus zahlreiche Menschen getroffen, um am Ende mit „mehr Glück und Erfüllung im Alltag und Leben“, mehr Erfolg im „Business und Networking“ und einer verbesserten „Gesundheit und Lebensqualität“ nach Hause zu gehen.

Ein Blick auf
die Gästeliste

Die Inhalte des Kongresses klingen harmlos – und sind es teils vielleicht auch. Was allerdings auffällt: In der Gästeliste finden sich Referenten, die teils aus der verschwörungsideologischen und rechtsesoterischen Szene bekannt sind. Und auch der Veranstalter ist kein Unbekannter. Im neuen Podcast von OVB und OVB24 mit dem Titel „Die andere Wahrheit – Zwischen Vernunft und Verschwörung“ haben wir den Kongress, den Veranstalter Thomas Eglinski und die Gästeliste genauer unter die Lupe genommen. Eglinski selbst ist kein Unbekannter in der Region. Er war Mitbegründer des Deutschen Fußball-Internats in Bad Aibling, bis er im Jahr 2019 von den Gesellschaftern abberufen wurde.

Eine E-Mail (liegt der Redaktion vor), die er damals an Eltern und Schüler schickte, zeigt deutlich, wie sehr ihn dies getroffen haben muss. Eine Zeit lang war er dann untergetaucht – und nun tritt er bereits seit mehreren Jahren als selbst ernannter Mentalitätstrainer auf.

Doch das ist nicht sein einziges Tätigkeitsfeld. Denn auch für Florian Rieder von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Bayern ist Eglinski ein Name. Allerdings nicht aufgrund seiner Fußball-Vergangenheit. „Eglinski ist Moderator von ‚Auf1‘, einem rechtsextremen Internetsender“, erklärt Rieder. Außerdem spreche er immer wieder auf verschiedenen Demonstrationen, wie Anfang Oktober auf einer „Friedensdemo“ in Prien. „Er ist nicht der neutrale Journalist, sondern er ist durchaus auch Aktivist in der verschwörungsideologischen, rechtsoffenen Szene und unter anderem durch seine Tätigkeit bei ‚Auf1‘ auch sehr gut vernetzt“, sagt Rieder. Bei „Auf1“ seien viele problematische Inhalte zu finden. „Unter anderem biologistischer Rassismus und antisemitische Verschwörungsideologien – und die werden gut getarnt als Fernsehformat verkauft“, sagt Rieder.

Als Eglinski im OVB-Telefoninterview auf die Verfassungsschutz-Einordnung von „Auf1“ angesprochen wird, reagiert er zunächst mit einem herzhaften Lachen. Anschließend sagt er: „Ich habe schon jetzt ein Lächeln im Gesicht. Solche Sendungen habe ich bei ‚Auf1‘ noch nie gesehen und auch noch nie gemacht. Mir ist unbekannt, dass wir so etwas ausstrahlen.

Ein weiteres Standbein Eglinskis ist laut Rieder auch sein Unternehmen, mit dem er den Kongress in Bad Aibling organisiert. Dort treffen sich Rieder zufolge „verschiedene Akteure aus dem rechtsesoterischen, verschwörungsideologischen Milieu“. Dabei klingt der Titel „Glücksbringer-Kongress“ recht harmlos. Doch das sei eine Taktik, wie Rieder einordnet. Harmlos und professionell, so solle die Veranstaltung wirken. „Es ist ein seriöses Haus, in dem er sich eingemietet hat. Er hat ein professionelles Auftreten und wahrscheinlich werden 80 Prozent der Referenten im Anzug auftreten“, sagt Rieder im Podcast. Blicke man auf die Inhalte, werde es allerdings problematisch. Denn oftmals seien diese „Glücks- und Heilversprechen“ vor allem an eines geknüpft: Angst. „Man schürt vorher Panik“, sagt Rieder. Und dadurch entstehe für die Akteure ein Wirtschaftsmodell. Nämlich das Geschäft mit der Angst. Zwar könne man dies nicht auf alle Akteure umwälzen, aber auf viele. Und dass hinter dem Glücksbringer-Kongress auch ein wirtschaftliches Interesse steckt, lässt sich nicht von der Hand weisen. Tickets kosteten zwischen knapp 100 Euro für die „Standard-Variante“ und 888 Euro für das Premium-Paket inklusive Hotel-Übernachtungen und Co.

Doch nicht nur Verschwörungsideologien werden dort verkauft – es gibt auch einen umfangreichen Shop mit Werbeartikeln und diversen Krisenvorsorge-Produkten. Neben einem umfangreichen „Notfallrucksack“ für – im Angebot – „nur“ knapp 700 Euro, gibt es auch einen „Sicherheitsregenschirm“ für 110 Euro. In der Beschreibung wird darauf hingewiesen, dass man jederzeit Opfer eines Angriffs auf offener Straße werden könne – was den Schirm zum speziellen „Sicherheitsschirm“ macht, wird allerdings nicht genauer erläutert.

Macht man also aus den Sorgen und Ängsten der Menschen ein Geschäft? Eglinski sieht das anders. „Man muss unterscheiden zwischen Angst machen und aufklären und Vorsorge betreiben“, sagt er im Gespräch mit dem OVB. Schließlich erläutert er, dass er beispielsweise beim Thema Stromversorgung gerne ein Stück weit vorgesorgt habe, „damit es mir möglich ist, meine Kinder, meine Familie über den Zeitraum von mehreren Tagen auch weiterhin zu versorgen“. Auf den Regenschirm angesprochen, antwortet er: „Es gibt manche Menschen, die übertreiben tatsächlich ein bisschen. Und ich bin auch ein absoluter Gegner von einer dauerhaften Empörungsbranche. Und möglicherweise gibt es auch tatsächlich ein paar Menschen da draußen, die mit der Angst, die geschürt wird, auch Geld verdienen.“

Das sagt das Bundesamt für Verfassungsschutz zu „AUF1“

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