München – Beim Film- und Sportrechtekonzern Constantin Medien tobt seit zwei Jahren ein harter Aktionärsstreit. In die prekär gewordene Liquiditätslage ist nun sichtbar Bewegung gekommen, sodass erstmals eine Lösung für das Unternehmen möglich scheint, das unter anderem deutsche Blockbuster wie „Fack ju Göhte“ oder „Das Parfüm“ in die Kinos gebracht hat. Erster Schritt dazu ist die Rückführung eines Darlehens über 36 Millionen Euro, was noch bis vor Kurzem von Vertrauten des Constantin-Großaktionärs Bernhard Burgener blockiert worden war.
Seit der Schweizer aber jüngst nach einer spektakulären Hauptversammlung bei Constantin die Macht übernommen hat, lösen sich Blockaden. Das von Stella Finanz, einer Firma aus dem Burgener-Umfeld, gewährte Darlehen wird abgelöst, indem Constantin dafür einen Teil der Aktien an der schweizerischen Highlight Communication abgibt, die dafür ursprünglich verpfändet worden waren. Highlight ist sozusagen der Constantin-Zweitkonzern, der das Dach für Deutschlands größten Filmproduzenten Constantin Film und den Sportrechtehandel bildet und schon länger von Burgener kontrolliert wird. Diese Transaktion führt dazu, dass der Münchner Mutterkonzern demnächst nur noch knapp ein Drittel der Highlight-Aktien hält und die Beteiligung entkonsolidieren muss. Constantin kontrolliert dann im Wesentlichen nur noch den Sportsender Sport1. Gerettet ist Constantin damit aber noch nicht. Denn schon im April 2018 läuft eine Unternehmensanleihe über 65 Millionen Euro aus, was im jüngsten Quartalsbericht von Constantin zu einer eindringlichen Warnung geführt hat. Bestandsgefährdende Liquiditätsrisiken seien als erheblich einzustufen, heißt es dort.
Die Gefahren sieht auch der neue Constantin-Chef Olaf Schröder, der den unter turbulenten Umständen abgetretenen Vorgänger Fred Kogel soeben ersetzt hat. „An der Refinanzierung der Unternehmensanleihe arbeiten wir gerade mit Hochdruck“, sagt er und will bis Ende des Jahres Vollzug melden. Dazu stehe Constantin mit einem ungenannten deutschen Finanzinstitut und mehreren Investoren im Gespräch. Ein Selbstläufer ist das aber nicht. Denn die 65 Millionen Euro sind nicht alles, was noch finanziert werden muss.
Parallel dazu arbeitet der Schweizer, dessen Seite bislang rund 30 Prozent der Constantin-Anteile hält, an einem Übernahmeangebot für den Gesamtkonzern, der an der Börse 200 Millionen Euro wert ist. Es sind also beträchtliche Summen, die binnen relativ kurzer Zeit aufgebracht werden müssen. Die Frage ist, ob das gelingt, ohne etwa zur Rückzahlung der Anleihe nicht doch noch Teile des Unternehmens verkaufen zu müssen. Kogel wollte zuletzt dazu Sport1 veräußern. Zuvor war auch ein Verkauf von Constantin Film im Gespräch, den Burgener verhindert hat. Auch Sport1 hält er nun für ein wichtiges und gutes Geschäftsfeld.
Aber die Refinanzierungsuhr tickt unerbittlich. Voraussetzung dafür, das Constantin wieder flott wird, ist auch, dass mit Dieter Hahn der zweite Großaktionär nicht querschießt. Der hat nach seinem jüngsten Rücktritt als Constantin-Aufsichtsratschef zwar auch seinen Firmenanteil von 30 auf 20 Prozent reduziert und damit seinen weiteren Rückzug signalisiert. Theoretisch könnte er mit dem verbliebenen Anteil auch jene Blockadehaltung einnehmen, mit der Burgener sich letztlich an die Macht gebracht hat. Hahn werde Constantin als maßgeblicher Aktionär weiter begleiten, heißt es von seiner Seite bislang nur vage. Ob Hahn kooperativer ist, als Burgener es lange war, dürfte bald klar werden. Denn die nun mit Burgener-Vertrauten besetzten Vorstands- und Aufsichtsratsgremien von Constantin streben auch eine kurzfristige Befriedung aller Rechtsstreitigkeiten an, mit der sich die Konfliktparteien bis zuletzt überzogen haben. Lenkt Hahn ein, dürfte er auch bei der Anleihe mit an einem Strang ziehen. Bei Constantin ist erstmals seit Langem wieder ein Happy End denkbar. t. magenheim-hörmann