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Schöffel schwimmt gegen den Strom

von Redaktion

von thomas magenheim-hörmann

Schwabmünchen – Die Outdoor-Branche bewirbt ihre Produkte gern in unverbrauchter Natur. Bei der Herstellung in Fernost geht es dagegen nicht immer sauber zu. Aber Peter Schöffel hat ein reines Gewissen. „Wir haben uns von vier langjährigen Lieferanten getrennt, darunter unser Hauptproduktionspartner, der allein für ein Viertel des Herstellungsvolumens verantwortlich war“, sagt der 56-jährige Familienunternehmer, der in Deutschland zu einem Gesicht der Nachhaltigkeit geworden ist. Nur die Hälfte aller Lieferanten in Fernost wollten Schöffel und seinem gleichnamigen Unternehmen auf dem Weg zu einer fairen Fertigung folgen. Da hat er gehandelt, um glaubwürdig zu bleiben.

Schöffel-Lieferanten verpflichten sich heute, in ihren Betrieben Gewerkschaften zuzulassen, Überstunden zu begrenzen und keine unbekannten Sublieferanten einzusetzen, was in Asien alles andere als selbstverständlich ist. Zudem zahlen sie bis zu 30 Prozent über örtlichem Mindestlohn, was nach hiesigen Verhältnissen immer noch wenig ist, aber in Ländern wie Vietnam darüber entscheiden kann, ob eine Familie über die Runden kommt oder nicht.

Überwachen lässt Schöffel alle Versprechen von der Fair Wear Foundation, der international angesehenen Organisation für faire Kleidung. Mit ihr kooperiert der Mittelständler aus Schwabmünchen im Landkreis Augsburg seit sechs Jahren. Es sei nicht leicht gewesen, neue Kapazitäten zu finden und zugleich die Qualität sicherzustellen, betont Peter Schöffel. Immerhin sei Schöffel ein Premiumhersteller und dürfe bei seiner hochpreisigen Ware die anspruchsvolle Kundschaft bei aller Nachhaltigkeit nicht enttäuschen. Mittlerweile ist die Umstellung geschafft, wenn auch nicht zum Nulltarif. „Unsere Kosten für fertige Produkte sind um fünf Prozent gestiegen“, stellt Schöffel klar. An seine Kunden weitergegeben habe er das nicht, sondern die Differenz über Menge und Effizienz kompensiert. „Ich glaube nicht, dass viele Kunden bereit sind, mehr Geld für faire Produktion zu bezahlen’“, räumt der Manager ein. Premiumkunden würden das vielmehr schlichtweg voraussetzen.

Auch beim Chemieeinsatz will Schöffel ernst machen. Besonders in Verruf sind in seiner Branche PFC-Chemikalien, weil sie im Verdacht stehen, die Umwelt zu schädigen und Krankheiten auszulösen. „Wir haben das Ziel, bis 2020 komplett frei von PFC-Chemikalien zu sein“, sagt Schöffel. Die Kollektion für Sommer 2018 sei das bereits zu 86 Prozent.

Während sich PFC-freie Produktion heute auch andere Outdoor-Firmen auf die Fahnen schreiben, geht Schöffel hinsichtlich Zielgruppe und Internationalität recht eigene Wege. Denn der Firmenchef will im Gegensatz zu Wettbewerbern partout kein Global Player werden und fokussiert sich auf Kunden zwischen 40 und 60 Jahren. Letzteres ist bemerkenswert angesichts des in der Branche verbreiteten Jugendkults und des hippen Images. „Ich bin ein großer Freund von Fokus“, erklärt Schöffel. Sich zu beschränken, sei das Herzstück jeder Markenführung. Ab 40 Jahren sind Kunden zudem oft zahlungskräftiger, was bei Jacken für mehrere hundert Euro auch nötig ist.

Regional beschränkt sich Schöffel vor allem auf Deutschland, Österreich und die Schweiz, wo 85 Prozent aller Umsätze gemacht werden. Der Firmenchef beackert lieber eine kleinere Spielwiese, wo er wirklich relevant ist, als überall nur ein bisschen präsent zu sein. So gesehen geht die Rechnung auf. Im deutschsprachigen Raum sieht sich Schöffel unter den drei größten Outdoor-Firmen, allein in Deutschland mit gut elf Prozent Marktanteil hinter Jack Wolfskin, mittlerweile sogar als Nummer zwei.

Mit rund 100 Millionen Euro Jahresumsatz und gut 200 Beschäftigten ist das Familienunternehmen dabei immer noch ein überschaubarer Mittelständler mit vorzeigbaren fünf bis zehn Prozent Umsatzrendite sowie mehr als respektablen 70 Prozent Eigenkapitalquote. Einen Partner ins Haus holen oder an die Börse gehen, um ein größeres Rad drehen zu können, will Schöffel nicht. Seine unternehmerische Freiheit ist ihm wichtig. „Ich sehe keinen Grund, jemanden ins Unternehmen zu holen, der mich langsamer macht und uns vom Handeln abhält“, sagt er selbstbewusst und hofft vielmehr auf seine 22-jährige Tochter und seinen 19-jährigen Sohn. Denn beide würden Neigung zeigen, Schöffel in ein paar Jahren in der dann achten Generation fortzuführen.

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