elektromobilität

Tesla startet Angriff auf Porsche und Co.

von Redaktion

von Andrej Sokolow

Hawthorne – Der Elektroauto-Hersteller Tesla will auch das Lastwagen-Geschäft aufmischen und setzt zudem zum Angriff auf das Kerngeschäft von Porsche an. Firmenchef Elon Musk stellte jetzt einen strombetriebenen Sattelschlepper vor. Er soll auch mit voller Ladung und einem Gewicht von 40 Tonnen eine Reichweite von rund 800 Kilometern schaffen, sagte Musk. Die Produktion der Lastwagen in zwei Größen werde 2019 beginnen.

Als Überraschung gab es auch ein weiteres Tesla-Modell: Einen Roadster, der 2020 verfügbar sein soll. Der Sportwagen werde die schnellste Beschleunigung unter Serienautos haben, versprach Musk. Der Roadster soll von null auf 60 Meilen pro Stunde (96 km/h) in 1,9 Sekunden kommen. Auch bei Autobahn-Tempo soll die Reichweite 1000 Kilometer betragen. Die Höchstgeschwindigkeit gibt Tesla mit mehr als 250 Meilen pro Stunde an (402 km/h).

Mit dem Roadster greift Tesla frontal das Geschäft klassischer Sportwagenbauer wie Porsche an, die ebenfalls an Elektromodellen arbeiten. Musk stellte mit der Präsentation abermals sein Show-Talent unter Beweis: Der rote Roadster rollte zum Song „Sabotage“ von den Beastie Boys aus dem Anhänger des Tesla-Sattelschleppers heraus und schoss über die Bahn des Flugplatzes im kalifornischen Hawthorne. Ein Elektro-Roadster mit Karosserie des Sportwagenbauers Lotus war einst das erste Tesla-Modell.

Der Sattelschlepper hat vier Motoren – und Tesla verspricht, dass er pannenfrei eine Million Meilen (1,6 Millionen Kilometer) schaffen kann. Auch mit zwei ausgefallenen Motoren könne das Fahrzeug immer noch einen Diesel-Lastwagen schlagen, versicherte Musk. In 30 Minuten solle die Batterie auf eine Reichweite von gut 640 Kilometern hochgeladen werden können. Unterwegs soll es dafür ein Netz aus mit Solarstrom betriebenen „Megachargern“ von Tesla geben, ähnlich den „Supercharger“-Schnellladestationen für Autos der Firma. In den USA liege ein Großteil der mit Lastwagen gefahrenen Strecken ohnehin unter 400 Kilometern pro Richtung, sagte Musk. Er nannte keinen Preis für den Lastwagen, betonte aber, dass die Elektro-Sattelschlepper im Betrieb deutlich günstiger sein sollen als die Konkurrenz mit Verbrennungsmotor.

Der Lastwagenfahrer sitzt in der Mitte der Kabine zwischen zwei großen Touchscreen-Displays. Damit spart sich Tesla auch verschiedene Versionen für den Links- oder Rechtsverkehr. Der Sattelschlepper bekommt die Funktionen des Assistenzsystems Autopilot, mit denen er automatisch bremsen und die Spur halten werde. Der Lastwagen kann ab sofort reserviert werden, dabei müssen 5000 Dollar hinterlegt werden. Die Vorauszahlung bei der Reservierung eines Roadsters mit einem Grundpreis von 200 000 Dollar liegt deutlich höher bei 50 000 Dollar.

Tesla gibt gerade Milliarden für die Produktion seines ersten günstigeren Wagens Model 3 aus. Das Hochfahren der Fertigung gestaltet sich schwieriger als gedacht: So wurden im vergangenen Quartal statt der geplanten 1500 Fahrzeuge nur 260 produziert. Das Ziel, 5000 Model 3 pro Woche zu bauen, wurde von Ende des Jahres auf das erste Quartal 2018 verschoben. Tesla liegen über 450 000 Reservierungen für das vor Steuern und Vergünstigungen 35 000 Dollar teure Auto vor, die Vorbesteller werden damit noch lange warten müssen.

„Bei Musk muss man ja auch sehen, dass er es sehr geschickt schafft, das nächste Feuerwerk zu zünden, um über die aktuellen Probleme hinwegzutäuschen“, sagte Branchenexperte Axel Schmidt von der Unternehmensberatung Accenture. Er sieht durchaus Anwendungsfälle, in denen elektrische Lastwagen Sinn ergeben. Auch Branchengrößen wie Daimler arbeiten bereits an Lastwagen mit Elektro-Antrieb. Als einen entscheidenden Punkt sieht Experte Schmidt die Kosten, die derzeit vor allem vom Preis der Batterien getrieben werden. „Ein Fuhrunternehmer muss Geld verdienen – und bei einer Marge von ein bis drei Prozent zählt wirklich jeder Cent. Das muss sich rechnen, sonst macht das niemand.“ Zugleich könnte mit politischen Entscheidungen für den Umweltschutz auch der Betrieb von Lastwagen mit Verbrennungsmotor in Zukunft deutlich teurer werden.

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