München – BMW will sich bis 2021 das Know-how zur Großserienfertigung von Batteriezellen für Elektroautos verschaffen. Das kündigte BMW-Produktionschef Oliver Zipse bei der Grundsteinlegung eines neuen konzerneigenen Kompetenzzentrums Batteriezelle in München an. „Wir können dann selbst produzieren – müssen aber nicht – und halten uns strategisch alle Optionen offen“, erklärte er. Solange es wie heute eine größere Zahl alternativer Zellhersteller gebe und sich keine politischen Zwänge ergäben, werde sich sein Konzern weiter von Zellfabriken Dritter beliefern lassen.
Mit dem neuen Kompetenzzentrum, das Anfang 2019 in Betrieb gehen soll, erhalte man aber neues Fachwissen auch über Zellproduktion in Großserie. Damit könne man Lieferanten bis ins Detail reichende Baupläne vorgeben oder auch selbst in die Fertigung einsteigen. Das Kompetenzzentrum Batteriezelle, in dem rund 200 Spezialisten arbeiten sollen, lässt sich BMW 200 Millionen Euro kosten. Schon heute könne man Zell-Prototypen bauen, betonten Zipse und sein für Entwicklung zuständiger Vorstandskollege Klaus Fröhlich. Künftig wolle BMW aber den gesamten Fertigungsprozess parat haben, um Materialauswahl und Zelldesign, Lebensdauer und Sicherheit sowie auch die Kosten bei der Fertigung von Batteriezellen selbst steuern zu können.
Diese Tiefe des technologischen Wissens setze in der Automobilbranche neue Maßstäbe und verschaffe einen Wettbewerbsvorteil, meint das Managerduo. Technologisch würden dabei mindestens noch zehn Jahre lang heutige Lithium-Ionen-Batterien im Zentrum stehen, bei denen eine Flüssigkeit den Strom fließen lässt, erklärte der Chef der BMW-Batteriezelltechnik, Peter Lamp. Etwa 2025 sei dann in Großserie mit reinen Lithium-Metallbatterien ohne Flüssigkeit ein neuer Batterietyp möglich. Der hätte den Vorteil höherer Energiedichten – und vor allem wären solche Batterien nicht mehr brennbar, sagen BMW-Experten.
Heute betreibt BMW im bayerischen Dingolfing, in China und den USA konzernweit drei Fabriken für Batteriemodule, wo vom südkoreanischen Hersteller Samsung zugelieferte Batteriezellen für den eigenen Bedarf zusammengebaut werden.
Schon jetzt glauben die Münchner, sich wichtige technologische Fortschritte gesichert zu haben. So kommt die neue, fünfte Generation von Elektromotoren für BMW-Autos, die ab 2021 auf die Straße kommen, ohne seltene Erden aus. Diese für den Bau von Batterien lange unersetzlichen Rohstoffe sind zwar nicht so selten, wie der Name vermuten lässt. Sie kommen aber vor allem in China vor und das schafft Abhängigkeiten, die aus politischen Gründen unerwünscht sind. BMW befreit sich nun davon.
Es gibt aber noch weitere Rohstoffe wie Kobalt, die bei einem globalen Durchbruch der Elektromobilität im großen Stil und dann millionenfacher Fertigung von Elektroautos knapp werden könnten. Lieferungen dafür habe BMW sich über langjährige Verträge gesichert, erklärte Zipse. Beispielsweise VW ist dem Vernehmen nach mit wenig Erfolg erst dabei, das zu tun. BMW sieht sich innerhalb der globalen Autoindustrie in puncto Elektromobilität als technologisch führend. So vereine die neue Elektromotoren-Generation auch erstmals den Motor mit Getriebe und Leistungselektronik zu einer einzigen Antriebskomponente, was Platz und Gewicht spart sowie die Fertigungskosten in ungenanntem Ausmaß sinken lassen soll.
Mit einer neuen Generation von Elektroautos, die BMW 2021 auf den Markt bringen will und die dann auch autonom fahren können, wollen die Münchner bis zu 700 Kilometer Reichweite bei reinen Stromern erreichen. Plug-in-Hybride, die zusätzlich zu einem Verbrenner auch einen Elektromotor haben, sollen dann elektrisch bis zu 100 Kilometer fahren können. Der Vorstand kalkuliert damit, dass 15 bis 25 Prozent aller 2025 von BMW verkauften Autos elektrisch angetrieben sein werden, was dann einigen hunderttausend Stück entsprechen soll. 2017 will BMW erstmals in einem Jahr über 100 000 Stromer verkaufen, was einem Zuwachs binnen Jahresfrist von fast zwei Dritteln entspricht.