München – Seit Marco Brauer an der Fahrschule Gressler Motorradunterricht gibt, ist keiner der Schüler mehr durchgefallen. Ein Naturtalent, sein neuer Mitarbeiter, findet Markus Boldt, Inhaber der Fahrschule im Münchner Osten. Dass Brauer heute Fahrlehrer ist und nicht arbeitslos, hat er seinem Chef und der Bundesagentur für Arbeit zu verdanken.
Der 33-Jährige war bis vor einiger Zeit noch als Heizungsbauer beschäftigt. Aus gesundheitlichen Gründen hängte er den Job an den Nagel. Markus Boldt, sein ehemaliger Fahrlehrer, bot ihm eine Stelle an. Es folgten sechs Monate Schule, danach ein halbes Jahr Praktikum im Betrieb. Brauer stieg als Fahrlehrer für die Klasse B ein. Bereits zu dieser Zeit bereitete die steigende Nachfrage nach Motorradführerscheinen seinem Chef Kopfzerbrechen. Er benötigte dringend einen Motorradlehrer. Und stand schließlich vor der Entscheidung: Brauer kündigen und einen Fahrlehrer einstellen, der auch Motorradunterricht geben kann – oder den 33-Jährigen weiterbilden. Die einmonatige Fortbildung aus eigener Tasche zu zahlen, konnte sich Boldt jedoch nicht leisten.
Da kam die Bundesagentur für Arbeit ins Spiel. Über den Arbeitgeberservice, der Unternehmen berät, erfuhr Boldt vom Programm WeGebAu, kurz für „Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen“. Die Bundesagentur für Arbeit fördert über dieses Programm seit 2006 vor allem Geringqualifizierte und ältere Arbeitnehmern, denn bei ihnen ist laut BA das Risiko arbeitslos zu werden besonders hoch. Geringqualifizierten, die im Betrieb bisher Helfertätigkeiten übernehmen, verhilft die Förderung zu einem Berufsabschluss oder einer Teilqualifizierung. Die Ausbildung wird über einen sogenannten Bildungsgutschein finanziert, den Betrieb und Beschäftigter beim Bildungsträger abgeben, der sich dann wiederum das Geld von der Agentur holt. „Der Vorteil für die Betriebe ist: Sie bekommen eine Fachkraft, die sie schon kennen“, sagt Wilfried Hüntelmann, Chef der Agentur für Arbeit München. Vor allem im Bereich Pflege, wo der Bedarf derzeit besonders groß ist, werde hier viel gefördert – vom Pflegehelfer zur examinierten Fachkraft.
Außerdem können Beschäftigte in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit weniger als 250 Mitarbeitern gefördert werden – wie im Fall der Fahrschule Gressler. Allerdings müssen dafür verschiedenen Voraussetzungen erfüllt sein. Gefördert werden zum Beispiel nur Weiterbildungen von Mitarbeitern, die bereits im Unternehmen tätig sind. Der Betrieb muss in der Regel während der Weiterbildung das Gehalt weiter zahlen. Ob die BA die kompletten Kosten übernimmt oder nur einen Teil, richtet sich zudem nach der Größe des Betriebs, beziehungsweise dem Alter des Mitarbeiters. Bei maximal neun Beschäftigten kann die BA die Kosten voll übernehmen, außerdem in Fällen, in denen der Mitarbeiter 45 Jahre oder älter ist.
„Die Prävention ist wichtig, das wissen auch die Unternehmen in Zeiten von Fachkräftemangel“, sagt Hüntelmann. Immer öfter wird WeGebAu in Anspruch genommen. Im vergangenen Jahr wurden bayernweit rund 44,4 Millionen Euro im Rahmen von WeGebAU investiert. In diesem Jahr sind bereits rund 52 Millionen geflossen. Gut 1600 Beschäftigte wurden laut BA allein im ersten Halbjahr unterstützt. Einer davon war Marco Brauer. „Und wir könnten noch mehr fördern“, wirbt Hüntelmann. Die Unternehmen müssten sich nur melden.