München – Wer in diesem Jahr in Aktien investiert war, dürfte viel Freude daran gehabt haben. Um 13 Prozent legte der deutsche Leitindex Dax zu. Noch mehr konnten Anleger sogar mit amerikanischen Aktien verdienen. Der S&P 500 kletterte mehr als 18 Prozent, mit dem technologielastigen Nasdaq Index waren sogar rund 30 Prozent drin. Damit haben die Aktienmärkte auch die meisten Prognosen übertroffen. So erwartete die die DZ Bank bis Ende 2017 einen Dax-Stand von 12 000 Punkten. Am Ende war es ein gutes Stück mehr.
Grundlage dieser positiven Entwicklung war unter anderem die recht gute Konjunkturentwicklung, die auch viele Volkswirte überraschte. Im Verlauf des Jahres 2017 verfestigte sich der Aufschwung weltweit und erreichte neben den Industriestaaten auch sehr viele Schwellenländer. „Und genau das schlug sich in den Quartalszahlen der Unternehmen nieder“, stellt Michael Thaler, Vorstand der TOP Vermögen AG in München fest. „Die gemeldeten Gewinne übertrafen fast regelmäßig die Erwartungen.“
Tatsächlich kletterten die weltweiten Unternehmensgewinne nach Angaben von MM Warburg in 2017 um immerhin 17 Prozent, nachdem sie in den vergangenen sechs Jahren nahezu stagniert hatten.
Risikoprämien sind nicht mehr hoch
Doch wird sich diese rasante Entwicklung am Aktienmarkt auch im kommenden Jahr fortsetzen? Obwohl der konjunkturelle Ausblick der meisten Volkswirte positiv ist, sind die Experten bezüglich der Aktienmärkte eher vorsichtig. „Die Risikoprämien sind überwiegend schon sehr niedrig“, macht Andrew Bosomworth von der Fondsgesellschaft Pimco klar. Das heißt, Anleger werden für das Risiko, das sie mit Aktien eingehen, nicht mehr so stark belohnt. Oder anders ausgedrückt: Die Bewertung von Aktien ist nicht mehr günstig.
Das gilt vor allem für die amerikanischen Märkte, wie Berechnungen von Norbert Keimling von StarCapital Research zeigen. Als Maßstab dient ihm unter anderem das Shiller-KGV, das auf den Nobelpreisträger und Ökonom Robert Shiller zurückgeht, und das den aktuellen Kurs einer Aktie ins Verhältnis zu den inflationsbereinigten Unternehmensgewinnen der jeweils vorangegangenen zehn Jahre setzt. Während der historische Durchschnitt für das Shiller-KGV aber gerade Mal 16,8 beträgt, beläuft es sich aktuell laut StarCapital für US-Aktien auf 30,3. Zwar ist der deutsche oder der französische Markt mit einem Shiller-KGV von jeweils rund 21 deutlich günstiger als der US-Markt. Ein Schnäppchen sind die dortigen Aktien damit aber auch nicht mehr.
Auch wenn die meisten Experten aufgrund des positiven Konjunkturumfeldes nicht mit einer deutlichen Trendwende oder einem starken Einbruch am Aktienmarkt rechnen, so sollten Anleger die höhere Bewertung im Hinterkopf behalten.
Gewinne der Firmen steigen weniger stark
Und sie sollten zudem berücksichtigen, dass auch die Unternehmensgewinne nicht mehr so stark steigen dürften. Die Analysten der DZ Bank zum Beispiel erwarten für 2018 nur einen Anstieg um etwa 9,3 Prozent. Dennoch sehen manche Marktbeobachter einiges an Potenzial. Zum Beispiel die Experten von MM Warburg. Sie halten auf Basis der erwarteten Gewinnentwicklung im kommenden Jahr bis Ende 2018 einen Dax-Stand von rund 14 500 Punkten für gerechtfertigt. Vom heutigen Stand von rund 13 000 Punkten wäre das ein Plus von etwa elf Prozent. Also weniger als 2017, aber immer noch recht attraktiv.
Weiter Flaute an der Zinsfront
Neben der Spekulation auf Kursgewinne aber spricht noch etwas anderes für Aktieninvestments: nämlich die anhaltende Niedrigzinsphase. Laut den Analysten der DZ Bank bieten die Dax-Unternehmen eine Dividendenrendite von drei Prozent im kommenden Jahr. Dagegen gibt es mit festverzinslichen Wertpapieren fast nichts zu verdienen. So rentieren zehnjährige Bundesanleihen Ende Dezember bei gerade 0,41 Prozent. Wie die Volkswirte von MM Warburg nachgerechnet haben, reicht ein Anstieg der Rendite um gut zehn Basispunkte, damit die Kursverluste den Kupon übertreffen. Und aufgrund der Niedrigzinsphase bringen auch Bankeinlagen kaum etwas. Auf dem Sparbuch, der nach wie vor beliebtesten Geldanlage der Deutschen, können Anleger im besten Fall mit 0,5 Prozent Zinsen rechnen. Wer gründlich recherchiert, kann zwar bei Tages- oder Festgeld Angebote von einem Prozent oder auch etwas mehr finden. Da allerdings schon die Inflation bei über einem Prozent liegt, verliert der Sparer auch hier noch an Kaufkraft. An Aktien führt deshalb kein Weg vorbei. Allerdings gilt es dabei die Risiken im Auge behalten. „Dazu zählen die geopolitischen Spannungen wie zwischen den USA und Nordkorea oder auf der arabischen Halbinsel“, sagt Thaler. „Und auch die massive Verschuldung von 300 Prozent des Bruttoprodukts in China stellt ein Risiko dar.“
Vermögen etwas breiter streuen
Aus diesem Grund sollten Anleger bei der Aktienanlage auch einiges berücksichtigen. Zum Beispiel sollten sie nicht ihr komplettes Vermögen allein dort investieren, sondern breit streuen. Also zum Beispiel auch Anleihen oder Gold berücksichtigen. Im Aktienbereich selbst kann es zudem riskant sein, nur auf deutsche Aktien zu setzen. Auch hier ist eine breite Diversifikation über verschiedene Branchen und Regionen, was beispielsweise auch Schwellenländer mit einschließen kann, ratsam. Sollte es nämlich 2018 doch zu einem Markteinbruch kommen, dann lassen sich auf diese Weise die Verluste zumindest etwas reduzieren.