Versicherungen

Allianz übersteht Katastrophenjahr gut

von Redaktion

von Thomas Magenheim-Hörmann

München – Die Allianz ist fraglos ein Vorzeigekonzern: Trotz eines der schlimmsten Naturkatastrophen-Jahre aller Zeiten für den Konzern ist es den Münchnern gelungen, den Jahresüberschuss 2017 bei 6,8 Milliarden Euro fast stabil zu halten – und das bei anhaltendem Zinstief und einem Verkauf der Oldenburgischen Landesbank, der 210 Millionen Euro Verlust in den Büchern hinterlassen hat.

Zufrieden ist Konzernchef Oliver Bäte dennoch nicht: „Wir müssen unsere Prozesse dramatisch produktiver machen“, betonte er zur Bilanzvorlage am Freitag in München. Das betreffe vor allem die Sparte Sachversicherung mit Deutschland und anderen europäischen Kernmärkten. Maßnahmen dazu seien bereits eingeleitet, ergänzte Finanzchef Giulio Terzariol.

Der Frage nach den Folgen für das Personal wichen beide Manager aber aus. Voriges Jahr ist die Belegschaft noch stabil geblieben. Konzernweit waren es mit 140 553 Beschäftigten sogar 300 Mitarbeiter mehr als 2016. Ähnliches gilt für Deutschland mit Ende 2017 gut 29 000 Beschäftigten. Ein Abbau von deutschlandweit 700 Stellen bis 2020 wurde aber jüngst schon auf den Weg gebracht.

Ihm gehe es nicht um Stellenabbau, sondern Verringerung von Komplexität mit Mitteln moderner Digitalisierungstechnik, meinte Bäte. „Bei der Digitalisierung fangen wir erst an“, stellte er klar. Nicht nur interne Prozesse sondern auch Versicherungsverträge selbst müssten vereinfacht und die Zahl der Vertragsvarianten deutlich reduziert werden. Dazu sei bisweilen ein Kulturwandel nötig, zu dem intern neue Formen der Zusammenarbeit gehören, erklärte der Allianz-Chef. Speziell der männliche Teil des Managements sei dazu nicht immer bereit, was er nicht hinnehme. „Zusammenarbeit muss man üben“, meinte er mit drohendem Unterton. Immer wieder melden sich aus dem Konzern seit einiger Zeit hinsichtlich Bätes Umbauplänen kritische Stimmen. Was der seit 2015 amtierende Allianz-Chef in der Sachversicherung konkret noch vorhat, will er im Herbst enthüllen.

In den beiden anderen Geschäftsfeldern – der Vermögensverwaltung sowie der Lebens- und Krankenversicherung – ist Bäte dagegen bereits weitgehend am Ziel. Während Konkurrenten ihre Lebenspolicen unter dem Druck niedriger Zinsen abwickeln, wächst Marktführer Allianz in dieser Sparte. Geschafft wurde das mit einer Umstellung auf garantiereduzierte Produkte, die mehr Risiken mit sich bringen.

In der Krankenversicherung erteilte Bäte SPD-Plänen einer Bürgerversicherung eine Absage. Anfreunden soll sich die Allianz nach seinen Vorstellungen dagegen mit Google, Amazon & Co. In den USA hatte Amazon jüngst durch eine Kooperation mit der Investmentbank JP Morgan und Berkshire Hathaway, der Holding von Warren Buffet, für Aufsehen gesorgt. Das Trio will sich künftig um die Krankenversicherung ihrer eigenen 1,1 Millionen Mitarbeiter in Eigenregie kümmern und dabei traditionelle Krankenversicherer umgehen. Falls Amazon in Europa einen Partner suche, sei die Allianz dafür ideal geeignet, meinte Bäte. „Wir wollen ein präferierter Ansprechpartner für Amazon, Google & Co sein“, erklärte er.

Wieder hervorragend zurecht kommt die Allianz in der Vermögensverwaltung. Hier hat die US-Tochter Pimco 2017 eine deutliche Trendwende mit einem Nettomittelzufluss in Rekordhöhe von 150 Milliarden Euro geschafft. Die Allianz verwaltet damit nun die riesige Summe von fast zwei Billionen Euro, davon ein Viertel auf eigene Rechnung.

Dementsprechend sind die operativen Gewinne in der Vermögensverwaltung sowie mit Lebens- und Krankenpolicen 2017 gestiegen, in der Schaden- und Unfallversicherung naturkatastrophenbedingt dagegen gesunken. Unterm Strich stand ein operativer Konzerngewinn von nahezu unverändert 11,1 Milliarden Euro. Der Konzernumsatz ist um drei Prozent auf gut 126 Milliarden Euro gewachsen.

Um Aktionäre bei Laune zu halten, wird die Dividende trotz stagnierender Gewinne von 7,60 auf 8,00 Euro erhöht. Weitere 40 Cent auf dann 8,40 Euro sollen für 2018 dazukommen. Dazu kommen Aktienrückkäufe in Milliardenhöhe. Das aktuelle Programm dazu läuft demnächst aus, ein Folgeprogramm scheint nicht ausgeschlossen. Solange man bei einem größeren Zukauf nicht zum Zuge kommt, könne man Kapital nicht einfach ungenützt herumliegen lassen, erklärte Bäte.

Für den operativen Gewinn erwartet der Allianz-Chef 2018 zwischen 10,6 und 11,6 Milliarden Euro. Das sei eine konservative und vorsichtige Prognose. Dieses Jahr befürchte er aber größere Turbulenzen an den Aktien- und Finanzmärkten. Falls die ausbleiben oder die Allianz sie gut managt, sind 2018 auch steigende Gewinne möglich.

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