Planegg – Es war das Ziel, auf das Simon Moroney und sein Team jahrzehntelang hingefiebert hatten. Im Juli 2017 war es dann soweit. 25 Jahre nachdem Moroney Morphosys gegründet hatte, erhielt das erste Medikament, das auf Basis eines Antikörpers des Biotechnologieunternehmens aus Planegg entwickelt wurde, die Marktzulassung – zunächst für die USA, Ende des Jahres auch für Europa und Kanada. In der Bilanz für 2017 macht sich das bereits bemerkbar. 1,9 Millionen Euro hat das Pharmaunternehmen Janssen überwiesen, mit dem Morphosys gemeinsam Tremfya (ein Medikament gegen Schuppenflechte) entwickelt hat. Doch das ist erst der Anfang, wie Morphosys-Chef Moroney klarmacht. „Wir hoffen, dass Tremfya ein Medikament mit einem Milliarden-Umsatz wird“, sagt er bei der Bilanzvorlage am Dienstag in Planegg im Landkreis München.
Morphosys wird am Umsatz im Rahmen eines einstelligen Prozentbetrags beteiligt – die Größenordnung ist üblich bei solchen partnerschaftlichen Projekten. Das Geld kann Morphosys gut gebrauchen – denn die Bayern haben sich für die kommenden Jahre viel vorgenommen.
Bald soll das erste Medikament auf den Markt kommen, das Morphosys ohne Partner entwickelt hat. „Wenn alles gut geht, wird es in rund zwei Jahren so weit sein“, kündigt Moroney an. Die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA habe signalisiert, Morphosys dabei zu unterstützen, den Blutkrebswirkstoff MOR208 so schnell wie möglich zur Marktzulassung weiterzuentwickeln. Die Unterstützung der Behörden in den USA ist ein Grund, warum der Wirkstoff MOR208, der seit 2011 von Morphosys entwickelt wird, zunächst in den USA auf den Markt gebracht werden soll. Ein anderer sei der Tatsache geschuldet, dass der europäische Markt sehr fragmentiert sei. „Wir müssten hier mit jedem Land einzeln die Preise verhandeln. Es macht einfach mehr Sinn, das Produkt zunächst in den USA zu etablieren“, so Moroney.
Geplant ist zudem, dass Morphosys auch die Vermarktung vollständig oder teilweise selbst übernimmt. „Wir werden deshalb ein Tochterunternehmen in den USA gründen“, kündigt Moroney an. Wo das Unternehmen, das voraussichtlich 50 bis 100 Mitarbeiter fassen soll, sitzen werde, stehe noch nicht fest. „Wahrscheinlich irgendwo an der Ostküste, Boston, New Jersey oder New York.“ In zwei Jahren, beziehungsweise sobald MOR208 zugelassen ist, soll die Vertriebsmannschaft in den USA startklar sein. Der Aufbau des Vertriebs ist mit Investitionen verbunden.
Daneben fallen weiter hohe Kosten für die Entwicklung eigener Medikamente gegen Krebs und Entzündungskrankheiten an, auf die sich Morphosys seit einigen Jahren konzentriert. Geplant sind Ausgaben in Höhe von 95 bis 105 Millionen Euro. Entsprechend wird das Biotechunternehmen in diesem Jahr noch tiefer in die roten Zahlen rutschen. Für 2018 rechnet das Unternehmen mit einem operativen Verlust (Ebit) von 110 bis 120 Millionen Euro.
Im vergangenen Jahr lag der Fehlbetrag unter dem Strich (wie erwartet) bei rund 68 Millionen Euro. Der Umsatz erhöhte sich gleichzeitig um mehr als ein Drittel auf knapp 67 Millionen Euro. Dabei profitierte Morphosys auch von einer Zahlung aus einer Lizenzvereinbarung mit dem chinesischen Biotech I-Mab Biopharma, ohne die der Verlust höher ausgefallen wäre.
Neben Tremfya und MOR208 hat Morphosys noch einige andere aussichtsreiche Kandidaten in der Pipeline. Inklusive der Partnerprogramme, bei denen Morphosys den Antikörper liefert und Pharmafirmen die weitere Entwicklung übernehmen, sind derzeit 114 Wirkstoffe in Arbeit. In der heißen Phase befindet sich unter anderem einer gegen Alzheimer – ein Partnerprojekt mit Roche. Auch wenn in der Medikamentenentwicklung bis zuletzt ein hohes Ausfallrisiko besteht, stehen die Chancen gut, dass Morphosys in den nächsten 25 Jahren mehr als nur ein Medikament auf den Markt bringen wird.