Auotomobilindustrie

Volkswagen: Rekorde im Schatten der Affäre

von Redaktion

Von T. Strünkelnberg, J. PEtermann und M. Engemann

Berlin – Milliardengewinne in der Bilanz, Millionengehälter für das Management: Volkswagen verdient trotz weiter drückender „Dieselgate“-Lasten deutlich mehr und will 2018 noch beschleunigen. 2017 konnte die Stammmarke des größten Autokonzerns der Welt stark zulegen, die gesamte VW-Gruppe ebenso. Das Geld soll vor allem in Zukunftsinvestitionen bei E-Mobilität und neuen Dienstleistungen fließen.

Das Unternehmen stellte gestern seine Bilanz vor: Der Kernbereich VW Pkw warf 2017 einen Betriebsgewinn von rund 3,3 Milliarden Euro ab – bereinigt um Sonderkosten für die Dieselaffäre. Im Vorjahr waren es noch 1,9 Milliarden Euro gewesen. Die finanziellen Lasten bei der Bewältigung des Abgas-Skandals mit Millionen manipulierten Autos schlugen mit 2,8 Milliarden Euro für die Hauptmarke und 3,2 Milliarden Euro im Gesamtkonzern abermals kräftig ins Kontor. Sie nahmen verglichen mit 2016 aber ab (5,2/6,4 Milliarden Euro).

„Es war das Jahr, in dem wir wieder in die Offensive gegangen sind“, sagte Vorstandschef Matthias Müller. Für die Führung bedeutet der positive Trend ein dickes Gehaltsplus. Die Mitglieder des Konzernvorstands kassieren insgesamt rund 50,3 Millionen Euro. Für 2016 hatte das Top-Management 39,5 Millionen Euro erhalten. Spitzenverdiener ist Müller mit mehr als 10,1 Millionen Euro. Nach dem alten Gehaltsmodell, in dem variable Boni noch ein stärkeres Gewicht hatten, hätte er über 13 Millionen Euro bekommen.

In seiner Berliner Hauptstadt-Repräsentanz gab sich VW betont bescheiden. Statt kompletter Vorstandsriege und Dutzender ausgestellter Modelle wie sonst in Wolfsburg saßen nur Müller, Finanzchef Frank Witter und Kommunikationschef Hans Gerd Bode auf dem Podium. Witter sagte, trotz der „Herausforderung“ der weiterhin hohen Abflüsse infolge der Dieselkrise sei die finanzielle Lage solide: „Wir gestalten aktiv den Wandel unseres Unternehmens.“

Bei Audi liefen die Geschäfte zuletzt ebenfalls gut. Hier kletterte der operative Gewinn – ohne „Dieselgate“-Sonderkosten für Rückkäufe, Nachrüstungen und juristische Risiken – von 4,8 auf 5,1 Milliarden Euro. Noch besser sah es bei Porsche aus, wo das Betriebsergebnis um 6,9 Prozent auf 4,14 Milliarden Euro stieg.

Ein Schwerpunkt im Gesamtkonzern soll der Ausbau der Fertigung von Elektroautos in deutlich mehr Werken als bisher sein. Bis Ende 2022 sollen batteriegetriebene Fahrzeuge an weltweit 16 Standorten gebaut werden. Derzeit sind es drei. Eine eigene Herstellung von Batteriezellen, bei denen deutsche Autobauer abhängig von Zulieferern aus Asien sind, sieht Müller derzeit nicht: „Das ist nicht unsere Kernkompetenz, das können andere besser.“

Der VW-Chef bekräftigte, dass es in der Dieselkrise Defizite gab: „Wir bei Volkswagen wissen, dass wir selbst dafür mitverantwortlich sind, dass sich diese Debatte derart zugespitzt hat.“ Die angestrebte höhere Effizienz und Eigenverantwortung der Marken komme derweil voran. „Die Silos brechen auf“, sagte Müller mit Blick auf die bisher sehr hierarchischen Strukturen.

In den USA konnten die Wolfsburger wegen der dortigen Steuerreform 2017 einen Sonderertrag verbuchen. Die Neubewertung bestimmter Bilanzposten hätte einen positiven Effekt von rund einer Milliarde Euro auf den Nettogewinn gehabt, sagte Witter. Auch Daimler und BMW hatten von der Reform von US-Präsident Donald Trump profitiert. Zu drohenden Zöllen auf Autoimporte meinte der VW-Finanzchef: „Natürlich hat man solche Ankündigungen ernst zu nehmen. Wir setzen aber auf Dialog.“

Der Umsatz der Marke VW lag 2017 bei 80 Milliarden Euro, ein Minus von 24,3 Prozent. Jedoch ist dies nicht mit dem Vorjahreswert vergleichbar, weil VW mehrere Importgesellschaften nicht mehr zur Marke zählt. Für 2018 wird ein Erlösplus von fünf Prozent angepeilt.

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