Frankfurt/München – Ausgerechnet am Freitagmorgen, als um Punkt 9 Uhr einer der größten Börsengänge in der deutschen Geschichte stattfinden sollte, hat eine Panne den Börsenhandel in Frankfurt lahmgelegt. Grund waren technische Probleme beim elektronischen Handelssystem Xetra. Und so begann der erste Handelstag der Health-ineers AG mit 45 Minuten Verzögerung. Der erste offizielle Aktienkurs von 29,10 Euro lag knapp vier Prozent über dem Ausgabepreis von 28 Euro. Am Nachmittag kletterte der Kurs auf bis zu 30,57 Euro – und ging schließlich knapp unter dem Höchststand aus dem Handel. Ein gelungenes Debüt.
Dabei hatte zunächst der Ausgabepreis der Papiere von 28 Euro, der am Abend zuvor festgelegt wurde, enttäuscht. Siemens hatte die Preisspanne auf 26 bis 31 Euro festegelegt. Ausgegeben wurden laut Siemens insgesamt 150 Millionen Healthineers-Aktien, was einem Streubesitz von 15 Prozent entspricht. Dabei gingen rund 7,6 Prozent der Anteile an Privatanleger. „Aufgrund der Überzeichnung des Angebots, konnten bei der Zuteilung nicht sämtliche Kaufangebote von Privatanlegern berücksichtigt werden“, teilten die Münchner mit. Die Nachfrage war also größer als das Angebot.
Siemens behält mit 85 Prozent der Healthineers-Anteile die Mehrheit am Unternehmen. Auch wenn Beobachter davon ausgehen, dass weitere Anteile im Laufe der Zeit abgegeben werden könnten. Zunächst war auch die Rede davon, dass Siemens bis zu 25 Prozent abgibt, am Ende waren es doch nur 15. Fest steht: Rechtlich muss die Mutter ihre verbleibenden Anteile mindestens ein halbes Jahr halten, bevor sie weitere Papiere verkaufen darf.
Siemens-Chef Joe Kaeser ist gerade dabei, den Konzern zu einem sogenannten Flottenverband aus Einzelunternehmen umzubauen, an denen Siemens aber stets die Mehrheit halten will. Die Windkraftsparte wurde dazu bereits abgespalten und mit der spanischen Gamesa fusioniert. Das Eisenbahngeschäft soll noch 2018 mit dem französischen Alstom-Konzern zusammengelegt werden. Der Medizinsparte will Kaeser mit dem Gang aufs Parkett mehr Chancen auf Wachstum und Zukäufe verschaffen. Außerdem soll Healthineers flexibler am Markt agieren können und so wettbewerbsfähiger werden. „Durch die Börsennotierung erhalten wir die notwendige unternehmerische Flexibilität, um das Fundament für weiteres Wachstum zu legen. Mit der Siemens AG haben wir zudem einen engagierten, langfristigen Mehrheitsaktionär an Bord, der unsere Strategie und Wachstumspläne voll unterstützt“, sagte Bernd Montag, Vorstandschef der Health-ineers AG am Freitag zum Börsenstart.
Siemens fließen durch den Börsengang der Medizintechnik-Sparte rund 4,2 Milliarden Euro zu. Die Healthineers AG selbst geht leer aus. Analysten hatten zunächst im besten Fall mit 6 bis 10 Milliarden Euro gerechnet. Dennoch bleibt das Debüt einer der größten Börsengänge in der deutschen Geschichte. Auf ein noch größeres Platzierungsvolumen kamen nur die Deutsche Telekom 1996, die Deutsche Post im Jahr 2000, die einstige Siemens-Chiptochter Infineon (ebenfalls im Jahr 2000) sowie der nun vor der Zerschlagung stehende Energieanbieter Innogy vor zwei Jahren.
Zum Ausgabepreis beläuft sich der Börsenwert der Healthineers AG auf 28 Milliarden Euro. Das dürfte zu einem raschen Einzug in den Nebenwerte-Index MDax reichen.