München – Der Münchner Gasekonzern Linde stellt sich offenbar vorsorglich auf das Scheitern der geplanten Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair ein. Wie die „FAZ“ berichtet, befasst sich derzeit eine Projektgruppe, die der Gasekonzern für das Fusionsvorhaben eingerichtet hat, mit der Möglichkeit, dass die Konzerne die kartellrechtlichen Auflagen nicht rechtzeitig erfüllen. Das Management sei nach Angaben von Insidern zunehmend nervös wegen des Zeitdrucks.
Im Mittelpunkt steht dabei die Frist, die als Schwert über dem Fusionsplan schwebt: der 24. Oktober, zu dem die umfangreichen aufsichtsrechtlichen Bedingungen zwingend erfüllt sein müssen.
Wie Linde am Donnerstagabend mitteilte, hat die EU-Kommission die laufende Frist für die kartellrechtliche Prüfung des Zusammenschlusses rückwirkend zum 24. Februar 2018 unterbrochen, bis „abgefragte Informationen zur Verfügung gestellt werden“. Solche Entscheidungen seien in komplexen Verfahren dieser Art nicht unüblich. Linde rechnet allerdings nach eigenen Angaben damit, „dass die Unterbrechung in der kommenden Woche aufgehoben und die Frist dann weiter laufen werde. „Die Fusionspartner arbeiten weiter daran, den Zusammenschluss wie geplant in der zweiten Jahreshälfte 2018 zu vollziehen“, heißt es offiziell.
Da die Aktionäre dem Vorhaben schon zugestimmt haben, kann die Fusion nur noch an zu hohen Auflagen oder dem Veto der Kartellbehörden scheitern. Von neun zuständigen Wettbewerbsbehörden hatte bis vor einer Woche nur Russland zugestimmt. Neben Mexiko, China, Südkorea, Brasilien, Kanada und Indien fehlt noch das „Ja“ der EU und der USA.
Die EU hatte die Prüfung kürzlich bis zum 18. Juli verlängert. Sie verlangt Zugeständnisse von den Fusionspartnern, damit diese zusammen keine zu große Marktmacht haben werden. Linde ist zwar bereit, Unternehmensteile abzugeben. Allerdings haben die Münchner mit Praxair vereinbart, dass beide Partner einen Rückzug machen können, wenn Geschäfte mit mehr als 3,7 Milliarden Euro Umsatz oder 1,1 Milliarden Euro Betriebsergebnis abzugeben sind. mm/dpa