Riskantes „Sandkastenspiel“: Handelsstreit bedroht deutsche Firmen

von Redaktion

Washington/Berlin – Bange Blicke nach Washington und Peking: Der Handelsstreit zwischen den USA und China ist auch für deutsche Unternehmen eine große Gefahr – vor allem für Automobilhersteller. Lobbyverbände bereiten sich auf den Ernstfall vor. „Die von der US- und der chinesischen Regierung veröffentlichten Listen mit Waren zeigen: Es droht eine Spirale von wechselseitigen Strafzöllen“, sagte Ulrich Ackermann vom Maschinenbauverband VDMA. Das „Sandkastenspiel“ der zwei großen Wirtschaftsblöcke führe zu einer Belastung des Welthandels und könne Schule machen. Zuvor hatte bereits der Deutsche Industrie- und Handelskammertag gewarnt: „Deutsche Firmen haben tausende Niederlassungen und Joint Ventures in den USA und China. Zölle zwischen beiden Märkten treffen zwangsläufig auch die deutsche Wirtschaft.“

Laut einer Studie des Analysehauses Evercore ISI würden BMW und Daimler die von China angedrohten Strafzölle sogar stärker zu spüren bekommen als die US-Hersteller. Die Verdopplung der Einfuhrzölle um 25 auf 50 Prozent, die Peking auf bestimmte Auto-Importe erwägt, seien in Wahrheit eine „Steuer für Süddeutschland, nicht für die USA“, meint Evercore-Experte Arndt Ellinghorst. Denn BMW und Daimler verschifften viel mehr in den USA gefertigte Autos nach China als die Konkurrenten GM, Ford und Fiat Chrysler. Laut Ellinghorsts Analyse dürften BMW und Daimler in diesem Jahr erneut mehr als 100 000 Fahrzeuge von ihren US-Werken aus nach China exportieren. Weil es sich vor allem um teurere SUV und Premium-Modelle handele, könnten die Strafzölle die Hersteller 1,73 Milliarden Dollar (1,4 Milliarden Euro) kosten. Die Firmen halten sich auf Nachfrage bedeckt.

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